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Premierenkritik

Frauen-

power



Magnus Vigilius (als Boris Grigorjewitsch) und Annette Dasch als Katja Kabanowa an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Jaro Suffner

Bewertung:    



Die letzte Katja Kabanowa, die in Berlin 2014 zu erleben war, wurde von Simon Rattle in der Staatsoper Unter den Linden dirigiert und klang schon atemberaubend schön; die Inszenierung von Andrea Breth war allerdings, so wie die meisten Inszenierungen von ihr, zum Gähnen langweilig - vielleicht mit dieser kleinen Ausnahme, wo sie sich nämlich eine hochkomische Mutter-Sohn-Beziehung zwischen Marfa Ignatěvna Kabanová und Tichon Ivanyč Kabanov (damals bereits - wie jetzt in dieser aktuellen neuen Produktion an der Komischen Oper Berlin - gespielt von Stephan Rügamer!) ausgedacht hatte...

*

"Das Œuvre von Leoš Janáček nimmt in der Geschichte des Musiktheaters im 20. Jahrhundert eine einzigartige Stellung ein. Janáček entwickelte als erster Komponist ein konzentriertes Klangbild, in dem Struktur und Sprache über weite Strecken – verschränkt mit orchestral geprägten Passagen – klar dominieren und dramaturgisch-musikalische Sogwirkung entfalten. Mit Katja Kabanowa schuf der Komponist eine starke Frauenfigur, die leidenschaftlich gegen die Konventionen ihrer Zeit aufbegehrt, daran aber letztlich zerbricht." (Quelle: komische-oper-berlin.de)

So isses [s.o.].

Übrigens: Meine allererste Oper, die ich "gewendetes" DDR-Kind 1989 im Westen sehen durfte, war Katja Kabanowa, mit Karen Armstrong in der Titelrolle, an der DOB; Jiri Kout hatte die Aufführung (Regie: Götz Friedrich) dirigiert - das alles fällt mir jetzt in den Zusammenhängen ur-urplötzlich wieder ein.



"Familienidyll" in Katja Kabanowa an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Jaro Suffner

* *

Sieben Frauen sorgten kraft ihrer künstlerischen Power dafür, dass die gestrige Premiere von Katja Kabanowa an der Komischen Oper Berlin zu einem unvergesslichen Triumph geriet:

Allen voran Annete Dasch in der Titelrolle! Um den Weltstar war es in der letzten Zeit, so schien es jedenfalls, ein bisschen stiller als sonst geworden; ich selbst erlebte sie zuletzt bei ihrem sensationellen Elsa-Comeback bei den Bayreuther Festspielen 2019 - seither sah und hörte ich sie leider nicht mehr. Ihre Stimme ist noch mehr "gereift", hat in den Mittellagen kräftig zugewonnen; und auch darstellerisch verblüfft sie ungemein - bei ihrer Schüttelfrost-Szene vor Katjas Gifttod stockt einem der Atem. / Und auch Karolina Gumos (als Katjas jüngere Freundin) sowie Doris Lamprecht (als böse Schwiegermutter Kabanicha) fallen nicht bloß auf, nein, nein, sie singen, spielen auch ganz fulminant.

Die erst 32jährige litauische Dirigentin Giedrė Šlekytė holt aus allen - und vor allem aus den Musikerinnen und Musikern des Orchesters der Komischen Oper Berlin - heraus, was irgendwie herauszuholen geht, und schnappt dabei nicht über; sie hält Maß, und sie behält die Übersicht - bei Janacek-Musik an sich nicht einfach zu bewerkstelligen.

Drei je nach dem szenischem Gebrauchtwerden geradlinig nach links und rechts fahrende überdimensionale Zimmer mit jeweils drei Riesenholztüren zu allen Seiten hin und jeweils einem Tisch sowie zwei, drei oder vier Stühlen (Bühnenbild: Julia Katharina Berndt) versinnbildlichen das geschlossene Familien-"Gefängnis" in dem Städtchen Kalinow am Wolga-Ufer - hier als ungeliebte Ehegattin und verhasste Schwiegertochter gehalten zu werden, macht natürlich derart depressiv und wirr, dass Selbsttötungsabsichten nur noch folgerichtig sein konnten. / Die Inszenierung von Jetske Mijnssen hebt von Anfang an in diese desparate Richtung ab. / Kostümdesignerin Dieuweke van Reij ließ saubere und ordentliche Kleinbürgerklamotten schneidern usw. usf.

[ Auch Männer machten freilich mit - aber ich wollte es dann heute ausnahmsweise mal allein bei dem Septett obig genannter Frauen bewenden lassen. ]

* * *

Großartig und zwingend.

Tosende Begeisterung.

Andre Sokolowski - 28. November 2021
ID 13331
KATJA KABANOWA (Komische Oper Berlin, 27.11.2021)
Musikalische Leitung: Giedrė Šlekytė
Inszenierung: Jetske Mijnssen
Bühnenbild: Julia Katharina Berndt
Kostüme: Dieuweke van Reij
Dramaturgie: Simon Berger
Chöre: David Cavelius
Licht: Mark van Denesse
Besetzung:
Dikoj ... Jens Larsen
Boris ... Magnus Vigilius
Marfa Kaban ... Doris Lamprecht
Tichon ... Stephan Rügamer
Katja Kabanowa ... Annette Dasch
Wanja Kudrjasch ... Timothy Oliver
Varvara ... Karolina Gumos
Glascha / Fekluscha ... Sylvia Rena Ziegler
Kuligin ... Nikita Voronchenko
Frau aus dem Volk ... Caren van Oijen
Ein Vorbeigehender ... Timothy Oliver
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin
Orchester der Komischen Oper Berlin
Premiere war am 27. November 2021.
Weitere Termine: 05., 08., 22., 25.12.2021 // 09., 22.01. / 05.07.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.komische-oper-berlin.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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