La Resurrezione
von Händel
mit Les Arts
Florissants
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Bewertung:
Viele Komponisten haben sich mit der Osterwoche, vor allem mit den Geschehnissen am Karfreitag und Ostersonntag, befasst. Über den Ostersamstag gibt es außer Händels La Resurrezione eher keine musikalischen Befassungen. Diese Tatsache macht das Werk „menschlich“, geht es doch um die Frage: Was wird passieren?
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Der „schöne Sachse“, wie die Römer Georg Friedrich Händel, nannten, kam Ende 1706, 21jährig, nach Rom. Er platzte sozusagen in das Opernverbot, das im Heiligen Jahr 1700 durch Papst Clemens XI. verhängt wurde. Aufführungen, die nur dem Vergnügen dienten, waren geächtet, verboten. Er bestärkte damit ein Dekret von Innozenz XII. von 1698. 1703 wurde Rom von einem Erdbeben heimgesucht. Es war nicht sehr bedeutend und große Verluste gab es auch nicht. Der römische Klerus hingegen nahm das als Gelegenheit, das Opernverbot auf weitere fünf Jahre zu verlängern: aus Dankbarkeit hieß es, weil die Erdstöße so milde daherkamen. Die Religionsvertreter und Kirchenfürsten waren um das Sittenleben in ihrer Stadt besorgt und nicht nur um das der römischen Bürger. Der Schritt zwischen Verzückung und Verderben war sehr klein. Das „peccato nobile“ bezog sich auf Mitglieder des Klerus, die sich an der Seite von Kurtisanen und Kastraten im Theater vergnügten.
Es dauerte nicht lange, bis Händel die römischen Musikwelt verzaubert hatte. Nach einem Orgelkonzert in der Lateranbasilica schrieb F. Valesio 1707 in seinem Diario di Roma: „In dieser Stadt ist ein Sachse aufgetaucht, ein ausgezeichneter Cembalospieler und Komponist, der heute mit seinem Orgelspiel in der Kirche San Giovanni seine Vortrefflichkeit bewies.“ Händel wurde, obwohl Protestant im katholischen Rom, mit offenen Armen bei den wohlhabenden Mäzenen und Kirchenvertretern aufgenommen, was sicher auch für seinen Charme sprach. Er lernte fließend Italienisch, arbeitete mit den besten Sängern und Instrumentalisten und nahm Farbe und Flair von Werken von Scarlatti, Corelli und Gasparini in seinen Kompositionen auf.
Musikalische Kompositionen mit biblischem Thema, das „melodramma sacra“ hingegen durfte in der Opern-Verbots-Zeit aufgeführt werden. Die Oper wurde sozusagen verkleidet, um salonfähig zu werden. Das war der Fall mit Händels Oratorium La Resurrezione. Auch diese Musik gehört eher zu einer Oper als zu einer biblischen Erzählung. Fürst Ruspoli, einer der Hauptgönner von Händel, hatte diesen gebeten, vor Ostern 1708 während der Fastenzeit ein Oratorium aufzuführen. La Resurrezione wurde seinerzeit von Corelli höchstpersönlich dirigiert. Händel hat das Stück für Orchester und fünf gleichberechtigte Sänger und Sängerinnen geschrieben. Das Libretto hat Carlo Sigismondo Capece, seines Zeichens Sekretär der polnischen Ex-Königin Maria Casimira geschrieben und sich dabei an das apokryphe Evangelium des Nikodemus gehalten. Erst im Teil 2 geht es um die Auferstehung.
Händel erfuhr in Rom am eigenen Leib die Macht der päpstlichen Zensur und musste bei der zweiten - immerhin privaten – Aufführung von La Resurrezione die Sängerin Margherita Durastanti durch den Kastraten Filippo ersetzen. Der Klerus kritisierte Händels dynamisches, jugendliches Meisterwerk als zu locker, fröhlich, sündhaft, nicht dramatisch genug.
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Les Arts Florissants unter Leitung von Paul Agnew bescherte uns vorgestern Abend in der Kathedrale von Luçon mit einer großartigen Aufführung. Lupenrein, klar und perfekt bis ins kleinste Detail musizierte das Orchester; es begleitete beeindruckende Gesangssolisten, die die zehn Arien inkl. Rezitativi zum besten gaben - aufgeteilt auf Ana Maria Leite, einer wunderbaren Magdalena, sanft und geschmeidig bis in die leisesten Nuancen. Julie Roset sang die Engelrolle von der Kanzel herab und lieferte sich ein großartiges Duell mit Luzifer, brillant interpretiert von Christopher Purver. Seine Stimme erreichte den entferntesten Winkel hinter einer Kirchensäule. Lucile Richardot verzauberte das Publikum mit ihrer warmen, kräftigen Alt-Stimme als Maria Kleophas. Sie sang außerdem ohne Partitur. Cyril Auvity war ein perfekter Johannes mit seinen schönen Arien, hingebungsvoll, leidenschaftlich und nuancenreich. Paul Agnew am Pult verschmolz mit den Solisten und den Musikern zu einer Einheit. Kein Husten, kein Flüstern war in der komplett ausgebuchten Kathedrale zu hören.
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Christa Blenk – 27. April 2025 ID 15243
Weitere Infos siehe auch: https://www.arts-florissants.org
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