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Konzertkritik

Poesie pur

A THOUSAND KISSES DEEP im Metropoltheater München


Jakob Tögel und Kathrin von Steinburg | © Metropoltheater München/Foto: Jean-Marc Turmes

Bewertung:    



Leonard Cohen (1934-2016), Dichter, Sänger, Maler, Legende und Gentleman, wurde in eine kanadische Textildynastie mit jüdischen Wurzeln hineingeboren. Mitgenommen aus dieser Familie hat er nach eigenen Angaben erstens die Fähigkeit, Anzüge so zu falten, dass sie nicht knittern (das kam ihm später auf Tourneen zugute). Zweitens den Bezug zu Religion und Spiritualität, die mit seinem Namen verbunden ist (Cohen kommt von Kohanim und bedeutet Tempelpriester). Und drittens wohl den unternehmerischen Erfolg trotz aller Krisen und Rückschläge.

Seine Managerin veruntreute immerhin ein Millionen-Vermögen, so dass er in höherem Alter nochmals auf Tour gehen musste. Auch das nahm er mit einem gewissen Humor: „Geld hat die Eigenschaft zu verschwinden, wenn man mal kurz wegschaut.“ Columbia Records wollte ihn gar fallen lassen, ausgerechnet das Album mit „Halleluja“, einem seiner größten Erfolge, nicht veröffentlichen:

„Wir wissen, dass du bedeutend bist. Aber wir wissen nicht, ob du gut bist.“ Tja.

Dabei hatte er mit der Musik eigentlich vor allem seine Dichtung finanzieren wollen, hielt nichts von seiner Stimme und fürchtete Auftritte. Judy Collins brachte ihn dann doch auf die Bühne, er konnte die Gitarre nicht stimmen, trat ab, das Publikum rief ihn zurück. Das war‘s: „I´am your man.“

Keiner konnte so elegant und so sympathisch scheitern wie Leonard Cohen. Mit Witz, Melancholie und Tiefgang. Ein ewig Sinnsuchender, der sich mit den großen menschlichen Fragen beschäftigte. „Did you ever go clear?“ Seine lebenslangen Depressionen bekämpfte er mit Tennisspielen und Klosteraufenthalten. Seine Kunst jedoch wollte er nicht als Ergebnis seines Leidens sehen. Nein, gute Arbeit entsteht „trotzdem“, so Cohen. Denn „there´s a crack in everything, that´s how the light gets in“. Risse im Dunkel, durch die das Licht gelangen kann. Licht und Dunkel, die beiden Pole von Cohens Wirken: „You Want It Darker/ We Kill The Flame“.

*

Doch die Hommage von Kathrin von Steinburg und Jakob Tögel hat die Flamme Cohens nicht gelöscht, sondern aufs Wunderbarste zum Leuchten gebracht. Auf dunkler kleiner Bühne, ein wenig Nebel im Hintergrund, im dunklen Anzug mit Hut, wie es sich für Cohen gehört. Abwechselnd interpretieren sie in harmonischem Zusammenspiel seine Songs neu, betten sie in Cohens Lebens- und Liebesgeschichten ein („Suzanne“, „So long, Marianne“), deuten die Begegnungen und Erlebnisse an, die hinter seinen Texten stehen. Alle tragen sie Bedeutung, lange arbeitete er an ihnen. Sprache war das Element, das Cohen antrieb, Poesie sein Thema, Sprechgesang sein Medium.

Jakob Tögel schafft die Tiefe und die Ruhe von Cohens eigentlich unnachahmlicher Stimme, Kathrin von Steinburg schwebt darüber, ein heller Kontrapunkt. Dazu haben die beiden die Songs neu arrangiert, weg von jedem dicken Effekt. Sie instrumentieren sparsam und doch vielfältig. Gitarre, Bass, ein wenig Schlagzeug, Klavier, Mundharmonika. Die Tempi variieren, ziehen bisweilen an, oft wird ein Song nicht ganz ausgespielt. So bleibt der eineinhalbstündige Abend dynamisch und federnd, stark. Einfach nur gut! „Dance Me To The End…“

Ein rauschender Premierenerfolg des Metropol-Theaters, das wieder mal eine großartige musikalische Hommage auf die Beine gestellt hat.

Übrigens: erst als zweite Zugabe kam „das, weswegen Sie alle gekommen sind“ (Kathrin von Steinburg zum Publikum): „Halleluja“ – zum Mitsingen!



Kathrin von Steinburg und Jakob Tögel in A Thousand Kisses Deep | © Metropoltheater München/Foto: Jean-Marc Turmes

Petra Herrmann - 7. Februar 2023
ID 14038
A Thousand Kisses Deep (Metropoltheater München, 05.02.2023)
Eine Verneigung vor Leonard Cohen
Von und mit Kathrin von Steinburg und Jakob Tögel
Premiere war am 5. Februar 2023.
Weitere Termine: 08.-10.02./ 22.-24.03.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.metropoltheater.com/


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petra-herrmann-kunst.de

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