Pop aus den
Wechseljahren
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Sophie Ellis-Bextor in der Kölner Kantine | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Kölsch sei ja der bekanntlich einzige Dialekt, den man trinken könne, lachte Sophie Ellis-Bextor während ihrer Live-Performance in der Kölner Kantine. Die Londoner Singer-Songwriterin interessiert sich für die Orte, in denen sie auftritt. Die 46-Jährige plauderte charmant und sichtlich beeindruckt über die Historie der Domstadt. Türme und Reste von Stadtmauern bezeugen die Geschichte einer der ältesten Städte Deutschlands. Unter Gebäuden und Erdschichten liegen weitere Vermächtnisse aus dem Köln der Römerzeit.
Die Künstlerin selbst kann immerhin auf drei Dekaden musikalischen Schaffens zurückblicken. Sie war in den 1990ern Frontfrau der aufstrebenden Band The Audience. Als Solo-Künstlerin feierte sie dann mit ihrem Albumdebüt Read My Lips bemerkenswerte Charterfolge und mit dem Song „Murder on the dancefloor“ 2001 einen Welthit. Nach einer Verwendung in Emerald Fennells Film Saltburn erreichte dieser Song jüngst erneut Charthöchstplatzierungen und war in Großbritannien 2024 die erfolgreichste Single einer Frau. Letztes Jahr war Sophie Vorgruppe für Take That und The Human League. Sie selbst konnte als Support für ihren Kölner Konzertabend die Newcomerin Floss gewinnen, die im hautengen Outfit mit eingängigen Tracks, elektronischer Begleitung und markanten Gesang, etwa beim Song „Pussy Edible“, dem Publikum gehörig einheizte.
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Sophie Ellis-Bextor trug kurze, schwarz-silbern glitzernde Kleider. Viele Fans im Publikum, in dem die queere Community breit vertreten war, hatten glitzernde Pailletten-Outfits angezogen. Als Glam-Popstar wechselte die zierliche Künstlerin ihre funkelnden Minikleider mehrfach. Mal setzte sie eine Brille auf, mit der sie grüne Laserstrahlen durch den Saal schoss, dann schwenkte sie ein rotes Band oder machte hohe Kicks mit ihren High Heels.
Während des Konzertes wurde Sophie begleitet von einer fünfköpfigen Band, die sich dezent im Hintergrund hielt. Tina Hizon übernahm Percussions, spielte eine Violine und besorgte Backing Vocals. Ellis-Bextors Bruder Jackson Ellis Leach ließ am Schlagzeug rau und kräftig aufhorchen. Er habe wenige Minuten vor dem Auftritt noch bei einem Dartspiel gewonnen, schmunzelte die Britin. Richard Jones, mit dem die Künstlerin nunmehr über zwanzig Jahre verheiratet ist, begleitete Sophie am Bass. Richard und Sophie sind Eltern von fünf Söhnen, von denen der Älteste bereits erwachsen ist. Sophie setzt sich öffentlich für Kinderrechte ein und trägt ein Herztattoo mit dem Schriftzug „Family“ auf ihrem Arm. Neben Richard Jones kam auch der Keyboarder Ciaran Jeremiah von der britischen Pop- und Softrockband The Feeling, die seit 2006 insbesondere in Großbritannien erfolgreich ist. Schlussendlich setzte auch Pablo Tato an der Lead- und Akustikgitarre, sowie an den Synthesizern, durch kurze Zwischenspiele instrumentale Akzente.
Die Songs „Groovejet (If This Ain't Love)“ und „Get over you“ , die zur Jahrtausendwende und danach im Radio oder in Diskotheken Dauerbrenner waren, wurden von den Fans als Höhepunkte gefeiert, bei denen Sophie das Publikum zum Mitsingen und Hüpfen animierte.
Sophie baute im Set ein interaktives Element in die Show ein, als sie mit einem Disco-Knopf mit Zufallsgenerator wie in einer Fernsehspielshow aus LED-projizierten Rechtecken auswählte, welche Songs aus dem neuen Album, das am 12. September erschien, gespielt werden sollten. Das nun mittlerweile achte Album der Künstlerin heißt Perimenopop. Der Titel ist ein Wortspiel aus „Perimenopause“ und „Pop“ und verweist auf die Lebensphase, in der sich die Mittvierzigerin nun befindet, während sie spielerischen Dance-Pop macht. Ellis Bextor erzählte zwischen der Performance ihrer Songs, dass jede Albumveröffentlichung aufregend ist.
Die dynamisch vorgetragene Lead-Single aus der jüngsten Platte, „Freedom of the night“, knüpft an „Murder on the dancefloor“ an und begeisterte das Publikum. Im Hintergrund wurden wiederholt Visuals etwa aus Clips eingeblendet. Ellis-Bextor beauftragte hier wieder Sophie Muller als Videoclip-Regisseurin. Es geht erneut um die Gala eines Tanzwettbewerbs, eine fiese Verdrängung von Konkurrenten sowie die Beeinflussung von Juroren. In dem Video möchte nun nicht mehr Ellis-Bextor Tanzkönigin werden, sondern beansprucht die Krone für ihre Tochter.
Darüber hinaus coverte Sophie kraftvoll viele Hits anderer Künstler, wie „Take me Home“ von Cher, Modjos „Lady (Hear Me Tonight)“, Abbas „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“, „I feel love“ von Donna Summer oder „Crying at the Discoteque“ von Alcazar.
Zum Abschluss performte Sophie als letzte Zugabe zusammen mit ihrem Gitarristen eine Akustikversion von „Don't Know What You've Got 'Til It's Gone“, bei der sie inmitten des Publikums leise und unaufgeregt ohne Verstärker sang.
Der Abend bot bei ausgelassener Atmosphäre eine energiegeladene Performance voller leuchtender Farben und Pop-Klassiker.
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Sophie Ellis-Bextor in der Kölner Kantine | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 3. Oktober 2025 ID 15493
Weitere Infos siehe auch: https://sophieellisbextor.net/
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