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Konzertbericht

Ein furioses

Kammerstück

LA GIUDITTA von A. Scarlatti


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Vor 300 Jahren starb Alessandro Scarlatti (1660-1725), einer der größten italienischen Opern- , Vokal- und wohl produktivsten Arienkomponisten seiner Zeit. Er ging als Begründer der Neapolitanischen Schule in die Musikgeschichte ein und hinterließ etwa 800 Kantaten, 40 Oratorien, zahlreiche Instrumentalensembles und jede Menge geistliche Musik. Das Festival RHEINVOKAL ehrte ihn zu seinem Todestag mit drei Konzerten: der Messa di S. Cecilia (beim Eröffnungskonzert in Maria Laach), einer Kantate (in Boppard-Herschwiesen) und dem Oratorium La Giuditta (am vergangenen Sonntag in der Herrnhuter Brüdergemeine Neuwied).

In letztgenanntem Werk wird die biblische Geschichte von Judith (italienisch: Giuditta) verhandelt: Die fromme, junge Witwe verführt den einfallenden assyrischen General Holofernes mit Charme und Wein, um ihn anschließend im Schlaf zu enthaupten. Caravaggio, Rubens oder Gentileschi zählten zu den Malern der Renaissance bzw. des Barocks, die selbige Gewaltszene in ihren Bildern eindrücklich verewigten. Die Judith-Geschichte hat seit den Anfängen der Oper bis in die Gegenwart Komponisten wie Mozart, Vivaldi oder Siegfried Matthus (1985) angezogen. In Scarlattis Oratorium findet der patriotische Mut und latente Feminismus Judiths eine Entsprechung. Durch ihre Tat rettet sie ihre Heimatstadt Betulia, die von Holofernes' Truppen umzingelt ist.

Innerhalb von vier Jahren vertonte Scarlatti die biblische Geschichte gleich zweimal: 1693 hatte er die Giuditta a 5 für fünf Sänger und größeres Orchester in Rom uraufgeführt. Seine zweite Vertonung des Stoffes, Guiditta a 3, aus dem Jahr 1697 vereint hingegen siebzehn oft sehr kurze Arien für Sopran (Judith), Alt (die Amme) und Tenor (Holofernes), eine Reihe von dramatisch ausdrucksstarken Rezitativen und drei eindringliche Duette.

*

Mit elf Streichern und Continuo-Tasteninstrument wurde das Werk vom Baroque Lab Frankfurt dargeboten. Christian Rohrbach fungierte außer als Solist auch noch als musikalische Leiter der Aufführung; er hielt sich mit seinem Dirigat weitgehend zurück und ließ den emotionalen Elementen ihren Raum ohne sie überzubetonen.

Die Solisten vermittelten Scarlattis Arien und Duette sensibel und formschön ausbalanciert zwischen Technik und Andeutungen der Emotionen ihrer Figuren.

Annemarie Pfahlers Judith hatte in den lyrischeren Passagen Brillianz und leuchtete virtuos bei ihren Koloraturen. Sie sang die meisten der Arien dieses Oratoriums und war zudem an den Duetten beteiligt.

Christian Rathgebers Holofernes klang volltönend und mit leidenschaftlicher Hingabe.

Rohrbach brillierte mit seinem Altus als Judiths Amme. (Zur Zeit Scarlattis wurden in Rom sowohl Opern als auch Oratorien ausschließlich von Männern aufgeführt, wobei meist Sopran- und Altkastraten die Rollen der weiblichen Figuren übernahmen.) Die Arie „Dormi!“, die vor der Ermordung Holofernes' erfolgt, sang Rohrbach warm, geschmeidig und mit zartem Schmelz und Feingefühl.

Das Publikum in der Herrnhuter Brüdergemeine feierte die Solisten und das Orchester begeistert mit Standing Ovations.



La Giuditta a 3" von Alessandro Scarlatti: Annemarie Pfahler (als Giuditta), Christian Rathgeber (als Oloferne) und Christian Rohrbach (als Nutrice) vor dem Baroque Lab Frankfurt beim Schlussapplaus in der Herrnhuter Brüdergemeine Neuwied | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 7. August 2025
ID 15399
Weitere Infos siehe auch: https://baroquelab-frankfurt.com


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