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nachDRUCK # 5

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Musical

Glamour eines

Hollywood-

Märchens



Bildquelle: semmel.de

Bewertung:    



Sie mache keinen Werbefilm für Prostitution, so lehnte Jennifer Jason Leigh laut eigener Aussage einst die Titelrolle ab. Garry Marshall castete sie neben vielen anderen bekannten Schauspielerinnen 1989 für die Titelfigur der Vivian in seinem Film Pretty Woman (1990). Mit dem Kultfilm avancierte dann die damals kaum bekannte Julia Roberts zum Hollywood-Star und erhielt für ihre Darstellung einen Golden Globe und eine Oscar-Nominierung. 35 Jahre später räumte Anora, ein anderer US-Liebesfilm, in dem ein vermögender Freier eine Prostituierte umwirbt, bei den Oscars sogar als Bester Film ab. Sean Bakers Drama, das in einer plötzlichen Heirat zwischen dem ungleichen Paar gipfelt, beleuchtet jedoch auch die Schattenseiten einer solchen Beziehung. Anora hat demgemäß schlussendlich kein Happy End, anders als Pretty Woman.

*

Seit 2018 gibt es Pretty Woman. Das Musical [Tourneestart war in Hamburg]. Es basiert auf der US-Liebeskomödie. Die Handlung ist nah an der ikonischen Vorlage verortet. Das Buch zum Musical stammt von Garry Marshall & Jonathan Frederic Lawton. Die behutsam erzählte Rom-Com bleibt nah an der Vorlage. Auch im Musical gibt die Titelheldin ihrem vermögenden Verehrer zu verstehen, dass sie sich eine Liebesgeschichte wie im Märchen wünsche. Er versucht, wie der Prinz in Cinderella oder Rapunzel, für sie und seine Liebe zu kämpfen. Weihnachten ist bekanntlich Märchenzeit und die Musical-Produktion wird seit dem 18. Dezembernunmehr auch, beinahe täglich und auch über die Feiertage, in der Alten Oper Frankfurt gezeigt.

Rockikone Bryan Adams und der kanadische Musiker Jim Vallance komponierten 21 erzählende Songs, emotionale Balladen und eingängige Rocksongs. Die aus den Film bekannten Popsongs wurden nicht für das Bühnenmusical übernommen. Einzig die Film-Titelmelodie „Oh, Pretty Woman“ von Roy Orbison wird nach der Pause angestimmt und in der Zugabe gespielt.

Das Bühnenbild von Carla Janssen Höfelt besteht aus einem zentralen dreistöckigen Bau mit filigranen Gerüsten wie Feuertreppen. Atmosphärische Lichtwechsel, Videoprojektionen, Vorhänge und fahrbare sowie klappbare Anbauten sorgen für Tiefenwirkung und deuten mit wenigen Mitteln einen Wechsel der Settings an. So spielt die Handlung im Beverly Hills der späten 80er anfangs auf dem Straßenstrich am Hollywood Boulevard. Später bewegen wir uns in einer Hotel-Lobby, dann in einer Luxussuite. Auch ein Edelrestaurant, ein Golfplatz, Modeboutiquen oder ein Opernhaus sind im Verlauf Orte der Handlung.

Kostümdesignerin Cocky van Huijkelom hat sich bei ihren Kostümen von den Achtzigern und Neunzigern inspirieren lassen. Unter der Leitung von Dan Tomkinson besorgt eine sechsköpfige Band die abwechslungsreiche Live-Musik während der Vorführung. Zu Beginn sind die Intimitäten im Rotlichtmilieu präzise im Dunkel choreographiert.

Die Niederländerin Shanna Slaap spielt und singt die Prostituierte Vivian Ward mit starker Bühnenpräsenz. Gleich am Anfang problematisiert sie, dass sie die Miete nicht bezahlen kann. Nur am Rande des Wohlstands lebend, sehnt sie sich nach Geborgenheit. An ihrer Seite mimt der Schweizer Sascha Luder den windigen Geschäftsmann und Millionenerben Edward Lewis. Sie reißt ihn mit einer Mischung aus Unschuld und Schlagfertigkeit mit. Er bucht Vivian für eine ganze Woche, denn ihre Leichtigkeit hellt seinen Alltag auf. Wenn sich beide mit ihren unterschiedlichen Geisteshaltungen und mit Charme begegnen, groovt die Musik dazu. Trotzdem klingen die Dialoge manchmal etwas aufgesagt, und die Entwicklung der Figuren ist nicht immer glaubhaft.

Insbesondere die Nebenrollen sorgen mit starken Stimmen für Drive und den nötigen Flow, allen voran Sophie Reinicke (als Vivians Freundin Kit de Luca |s. Foto unten]) und Benedikt Ivo (als wandelbarer Hotelmanager Thompson, der auch den Happy Man und Mr. Hollister mit charismatischer Bühnenpräsenz verkörpert). Ein schöner Höhepunkt der Inszenierung ist die Engführung von Giuseppe Verdis Oper La traviata (italienisch für „Die vom Wege Abgekommene“) mit einem Geständnis von Edward gegenüber Vivian in einer Opernloge; Steffi Regner ist in dem Zusammenhang als Violetta zu hören. Eine tänzerisch bemerkenswerte Figur macht schlussendlich auch Tjesse Bleijenberg als energiegeladener und frecher Liftboy und in anderen Szenen als Stricher.

Die temporeichen Choreographien von Eline Vroon und das schmuckvolle Setdesign überzeugen in Caroline Brouwers Produktion.

* *

Die Inszenierung ist schwungvoll und vom Timing her fokussiert. Leider entwickelt das Musical jedoch die Charaktere der Vorlage kaum weiter, und die zentralen Figuren erhalten so insgesamt wenig Tiefgang. Problematische Aspekte des Machtgefälles zwischen dem Paar oder das Thema Sexarbeit werden nicht um neue Facetten bereichert. Die Wohlfühl-Produktion ist insbesondere aufgrund dynamischer Gruppenszenen recht unterhaltsam. Die neuen Songs sind handwerklich solide, aber hallen weniger nach als der Original-Soundtrack zum Film.



Sophie Reinicke als Kit de Luca in Pretty Woman. Das Musical
Foto © Dominik Flohr

Ansgar Skoda - 23. Dezember 2025
ID 15625
PRETTY WOMAN. DAS MUSICAL (Alte Oper Frankfurt, 18.12.2025)
Musikalische Leitung: Dan Tomkinson
Regie: Carline Brouwer
Choreografie: Eline Vroon
Bühne: Clara Janssen-Höfelt
Kostüme: Cocky van Huijkelom
Licht: Marc Heinz und Jordy Veenstra
Sounddesign: Ramon van Stee und Gareth Owen
Besetzung:
Shanna Slaap … Vivian Ward
Sascha Luder … Edward Lewis
Sophie Reinicke … Kit de Luca
Benjamin Plautz … Philip Stuckey
Benedikt Ivo … Happy Man / Thompson / Hollister
Sofie de Schryver … Scarlett
Máté Gyenei … Senator Adams
u.v.a.
Tourneestart in der Alten Oper Frankfurt: 18. Dezember 2025
Weitere (Frankfurter) Termine: 25.-28., 30., 31.12.2025// 02.-04.01., 06.-10.01.2026


Weitere Infos siehe auch: https://semmel.de


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