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Beethovenfest Bonn 2025

Starke stumme

Stimmen



Echoes von Hannah Baumann beim Beethovenfest in der Kreuzkirche Bonn | Foto © Noah Frese

Bewertung:    



Streichermusik ist von weitem gut hörbar. Der Maler und Szenograf Söntke Campen hat den Innenbereich der Kirche festlich mit raumgreifenden, farbenfrohen Tüchern und Stoffbahnen geschmückt. Es gibt mehrere Eingänge und im Innenraum Kubus-Würfel in unterschiedlichen Größen. Die Besucher können sich frei im Raum wie in einer Landschaft bewegen. So ist es auch möglich die Perspektiven auf das Geschehen stetig zu wechseln. In mehreren Winkeln der Kirche gestalten unterschiedliche Figuren eine stimmungsvolle Performance. Der im Altarraum platzierte Gebärdenchor Klingende Hände bewegt spannungsvoll Arme und Hände. Er kommentiert als Tragödienchor das Geschehen wie in alten griechischen Theaterstücken. Gebärdenpoesie tritt so mit den vibrierenden Klängen und Tönen der Streicher in einen Dialog, die mitunter echoartig durch den großzügigen Resonanzraum der Bonner Kreuzkirche hallen.

Hannah Baumann hat vorgestern Abend für ihre experimentell-spirituelle Performance Echoes eine gewisse Konkurrenz, gibt es doch etwa zeitgleich eine totale Mondfinsternis mit einem sogenannten Blutmond. Nichtsdestotrotz ist die Vorstellung ausverkauft, und die Zuschauer bewegen sich im Kirchenraum eng aneinander vorbei. So formt das Publikum das Geschehen auch situativ mit. Die künstlerische Leitung, Dramaturgin, Regisseurin und Texterin Baumann ließ sich für ihr Werk von der antiken griechischen Mythologie inspirieren. Jan Sell erzählt als Deaf Poet die Geschichte von der Bergnymphe Echo. Während seiner ausdrucksvollen poetischen Gebärden wird Text auf große herabhängende Tücher projiziert: Echo wird durch die Göttin Hera der eigenen Sprache beraubt. Sie darf fortan nur wiederholen, was andere sagen. Als sie sich in den Schönling Narziss verliebt, weist dieser sie ab. Sie verliert ihren Körper und versteinert. Ihre Stimme verbleibt als Echo in den Bergen.

Die Sängerinnen Elīna Viluma-Helling, Peyee Chen und Patricija Škof bewegen sich, klirrende Vokallinien singend, gestisch ausdrucksstark wie Nymphen durch den Raum. Sie lassen Schlaginstrumente lange nachklingen, und ihre gedehnten Stimmen antworten klanglich aufeinander, ohne dass konkrete Worte hörbar werden. Während ihrer Streifspiele durch das Publikum, bei denen sie den Zuschauern mitunter recht nahe kommen, treffen sie auf Jan Sell, der zusammenzuckend in Aufregung gerät, wenn sie ihn kurz antippen.

Derweil performen die Musikerinnen und Musiker des Streichquintetts WOODEN ELEPHANT Bearbeitungen von Pink Floyds etwa 20-minütigen Echoes (1971) und Radioheads In Limbo (2000). Der Sound wirkt improvisiert, mitunter sphärisch und mitreißend. Der Bratschist Ian Anderson hat die bekannten Songs neu arrangiert. Die Geigerinnen Aoife Ní Bhriain & Hulda Jónsdóttir, der Cellist Stefan Hadjiev, der Kontrabassist Nikolai Matthews und er selbst tragen schulterfreie, antik anmutende Tuniken von Kostümbildnerin Vanessa Rust.

Gegen Ende stehen die drei Sängerinnen wie Engel weit erhöht oberhalb des Geschehens vor einem Kirchenfenster. Sie treten mit ihren Gesang in einen eindrucksvollen Wechsel mit dem Gebärdenchor.

Eine intensive Performance voller ungewöhnlicher Sinneseindrücke, welche die Verbindung der Menschen mit dem Kosmos nach dem bekannten Phänomen des Echos feiert.



Jan Sell und Gebärdenchor Klingende Hände in Echoes von Hannah Baumann beim Beethovenfest in der Kreuzkirche Bonn | Foto © Noah Frese


*

Nach dem Konzert gegen 21.30 Uhr konnten Interessierte noch über der nahegelegenen Hofgartenwiese der Universität oder am Alten Zoll mit Blick auf den Rhein die dann immerhin noch partielle Mondfinsternis eindrücklich in Augenschein nehmen.
Ansgar Skoda - 9. September 2025 (2)
ID 15452
Weitere Infos siehe auch: https://www.beethovenfest.de


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