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nachDRUCK # 4

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Katalog

Bilder des

sozialen

Elends





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In der bildenden Kunst gab es, wie in der Literatur, stets einen Strang, der sich als sozialkritisch verstand und Missstände in der Gesellschaft zu seinem Thema machte. Namen wie Heinrich Zille, Käthe Kollwitz, Otto Dix, George Grosz, John Heartfield sind den Meisten geläufig. Hans Baluschek dürfte weniger bekannt sein. Zu Unrecht. Zu seinem 150. Geburtstag soll ab 12. Mai im Berliner Bröhan-Museum, das sich Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus nennt, unter dem Titel Zu wenig Parfüm, zu viel Pfütze eine repräsentative Ausstellung seiner Werke stattfinden, deren Eröffnung ursprünglich für März vorgesehen war, die aber wegen der aktuellen Einschränkungen im öffentlichen Leben verschoben werden musste und jetzt nur unter besonderen Bedingungen besucht werden kann. Zum Glück aber gibt es einen prachtvollen Katalog, der einen guten Eindruck von Baluscheks Kunst vermittelt.

Düster sind nicht nur die meisten Motive, düster sind auch die Farben und das Licht. Der Eisenbahner-Feierabend von 1895, der den Bucheinband ziert, erzählt die Geschichte von einer Welt, in der sich das Elend der Arbeitsbedingungen in der so genannten Freizeit fortsetzt. Und das 25 Jahre später entstandene Ölbild Elend zeigt genau, was der Titel nicht erst benennen müsste. Ein Verbrechen ist geschehen nimmt Filme wie Fritz Langs M – Eine Stadt sucht einen Mörder oder Slatan Dudows Kuhle Wampe vorweg. In mehreren Bildern setzt Baluschek den Arbeiterfrauen seiner Zeit ein Denkmal. Sommerabend platziert erschöpfte Menschen in einer Brachlandschaft hinter einer unwirtlichen Mietskaserne. Die Gegenwelt skizziert Baluschek satirisch, etwa in Siesta mit den satt dösenden Corpsstudenten. Aber soziales Mitleid liegt ihm mehr als die Fundamentalkritik eines Grosz oder eines Heartfield. In einigen Bildern erinnert Baluschek entfernt an den nur sechs Jahre älteren Henri de Toulouse-Lautrec. Aber auch da ist seine Sicht düster, wo der Franzose die sinnlichen Seiten entdeckt.

Hans Baluschek ist ein Maler und Zeichner der Großstadt und der Industrialisierung irgendwo zwischen Zola und Kästner oder Döblin. Bestimmte Motive wie die Eisenbahn oder Fabrikschlote erlangen in seinen Grafiken und Gemälden geradezu symbolische Bedeutung. Im Zentrum aber stehen die Menschen, die ihnen ausgeliefert und durch sie beschädigt sind.

Ausführliche Begleittexte informieren über Baluscheks Leben und ordnen sein Werk in das kunst- und sozialgeschichtliche Umfeld ein. Dass seine Themen – etwa Obdachlose, die auf Parkbänken nächtigen – keineswegs nur der Vergangenheit angehören, mag dem Verlangen nach Aktualität entgegenkommen. Dem Wunsch nach einer besseren Welt entspricht es nicht.



Thomas Rothschild – 30. April 2020
ID 12200
Link zum Ausstellungskatalog des Wienand Verlags


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