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Sachbuch

Sterne, die

einen Namen

tragen





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„Sternbilder sind Illusionen. Sie existieren nicht wirklich. Jedes Sternbild am Himmel ist nur eine scheinbare Ansammlung von Sternen, die für gewöhnlich nichts miteinander zu tun haben.“ (Govert Schilling/ Wil Tirion, Sternenbilder, S. 142)

*

Der Himmel ist pandemiebedingt wegen des geringeren Flugverkehrs gerade ungewöhnlich klar. Blicke mit Teleskopen ins All sind ungestörter, so viele Astronomen. Das eine oder andere Sternbild können geübte Beobachter oft auch ohne Hilfsmittel erkennen, wie etwa Orion oder den großen Wagen. Wiederkehrende Sternmuster beschäftigten Kartografen seit jeher. Die Astronomie gehört zur ältesten Wissenschaft. Das leuchtende Areal begeisterte schon in der Antike. Das Teleskop wurde um 1600 erfunden. Sternbilder. Wie sie den Weg zur modernen Astronomie ebneten (2020, Originalausgabe Constellations, 2019) von Astronomie-Journalist Govert Schilling mit Karten vom Himmelskartografen Wil Tirion widmet sich historischen Sternbildern. Neben kurzen erklärenden Texten bebildern 457 Farbfotos und 93 Sternkarten die Planisphäre rund um rotierende Himmelskörper und Konstellationen am Firmament. Internationale Sternatlanten der letzten Jahrhunderte werden in die Porträts oft einbezogen.

Eingangs erläutert der Niederländer Govert Schilling die Bedeutung der Tierkreissternbilder für die Astronomie. Obwohl er die Orientierung der eigenen Persönlichkeit an Sternzeichen als altmodischen Aberglaube abtut und die Astrologie für pseudowissenschaftlich hält, seien die zwölf Sternbilder des Tierkreises wichtig. Hier wurde in der Vergangenheit viel entdeckt, etwa neue Planeten oder Asteroiden. Aufgrund der langsamen periodischen Änderung der Erdachse stimmen die Tierkreiszeichen jedoch meist nicht mehr mit den Sternbildern überein. Als Präzession (S. 170) wird diese langsame Kreiselbewegung der Erdachse im Fachjargon bezeichnet (S. 32).

Sterne und Planeten unterscheiden sich naturgemäß, da Sterne von selbst leuchten: „Wie der Mond erzeugen die Planeten selbst kein Licht, sondern reflektieren nur das Sonnenlicht.“ (S. 29) Nach einer historisch astronomischen Einleitung sortiert der Band 88 Sternbilder alphabetisch nach ihren lateinischen Namen. Die Steckbriefe liefern meist auf der Seite des Sternbildes Fakten, wie die Größe der Fläche, die relativen Positionen am Himmel und die Anzahl freisichtiger Sterne innerhalb der Konstellation. Sie stellen angrenzende Sternbilder und die Monate der besten Sichtbarkeit vor. Auch besondere Objekte innerhalb des Sternbildes werden skizziert. Corona bekommt etwa eine alte und doch sehr neue Bedeutung, wenn man die Sternbilder mit diesem Namen betrachtet (S. 86-87). Corona Australis (Südliche Krone) ist als schwache, aber trotzdem recht markante Konstellation eines Bogens von Sternen am besten in der Zeit von Juni bis Juli sichtbar. Corona Borealis (Nördliche Krone) bemerkt man als kleinen, ebenfalls auffälligen Halbkreis aus Sternen eher von April bis Juni.

Govert Schilling erklärt für Laien verständlich, dass sich das Aussehen des Sternenhimmels wegen der Erdrotation im Lauf der Nacht verändert. Der Anblick des Nachthimmels wandelt sich im Lauf eines Jahres, da die Erde die Sonne umrundet. So bietet das Buch eine Karte des Nordhimmels und eine Karte des Südhimmels mit unterschiedlichen Sternbildern. Unser Eindruck von der Helligkeit eines Sterns ist aufgrund unserer irdischen Perspektive unzuverlässig, erläutert Schilling. Näher gelegene Sterne leuchten heller, obwohl weiter weg liegende Sterne mitunter mehr Energie abgeben. Langsame Eigenbewegungen der Sterne verändern auch das vertraute Aussehen der Sternbilder:


„Wegen der Eigenbewegung der Sterne sind unsere Sternbilder also keineswegs dauerhafte Muster am Himmel. Ihr Aussehen verändert sich sogar schneller als das Aussehen unseres Heimatplaneten: Genauso wie die Sternbilder, verändern auch die Kontinente langsam ihre Form und ihre relativen Positionen. Aber diese Kontinentalverschiebung erfolgt viel langsamer. Wenn Sie ein oder zwei Millionen Jahre in die Vergangenheit reisen könnten, würden Nordamerika, Europa und Australien mehr oder weniger unverändert aussehen, der Sternhimmel dagegen wäre Ihnen völlig fremd.“ (S. 122)


Neben den Sternansammlungen, die Gestalten andeuten, skizziert der Autor auch Emissions- oder Spiralnebel, Gravitationswellen, Sternenwinde oder Gase. Staubwolken, aus denen neue Sterne entstehen, finden Erwähnung. Eine Supernova wird als Explosion eines sterbenden Sterns hervorgehoben. Eine Legende unterscheidet im Band in den zahlreichen Abbildungen neben der Größenklasse Doppel- oder Mehrfachsterne, veränderliche oder schwache Sterne, offene und Kugelsternhaufen, Nebel und planetarischen Nebel, Dunkelwolken, Galaxien und Galaxiehaufen und Radio- oder Röntgenquellen. Abgerundet wird Sternenbilder durch einen ausführliches Register und einen Bildnachweis. Viele der Fotos entstammen den Archiven der NASA.

* *

Von Andromeda bis Vulpicula – Wenn man Sternenbilder durchblättert, erscheint unsere Erde als wahrhaft unbedeutender Platz in unserem Milchstraßensystem. Sie ist nur einer von acht Planeten, die die Sonne umrunden, und bei weitem nicht der größte. Leider fehlen neben den Kartografien Orientierung gebende fotografische Darstellungen der Sternenbilder. Doch der Kosmos-Band regt trotzdem dazu an, nachts öfter aufmerksam gen Himmel zu blicken. Denn noch bis April erscheinen am südlichen Himmel vielleicht hell leuchtend die Wintersternbilder.


Ansgar Skoda - 23. März 2021
ID 12828
Kosmos-Link zu den Sternenbildern von Govert Schilling


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