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Nur vier Wochen nach der mit Spannung erwarteten Veröffentlichung von Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man von Mary L. Trump, das die Autorin über Nacht zu einer mehrfachen Millionärin machte, erschien die deutsche Ausgabe Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf. Man merkt der von fünf (!) Akkordarbeiterinnen verfertigten Übersetzung die Eile an. „Derzeit ist es unmöglich, seine Alltagstauglichkeit zu überprüfen, da er im West Wing fest institutionalisiert ist.“ „Wenn Donald da war, warfen wir meistens einen Baseball, manchmal auch einen Football.“ „Durch die Anrichte kam Donald aus der Küche.“ „Sein eigenes Casino zu betreiben bot Donald eine übergroße Leinwand; er konnte darauf eine Welt nach seinen Vorstellungen schaffen.“ Das ist, mit Verlaub, miserables Deutsch. Aber das wird dem Verkauf auch hierzulande keinen Abbruch tun. Man ist einfach neugierig, was die Nichte des Präsidenten der USA über ihren Onkel über die Zitate hinaus, die durch die Weltpresse gingen, zu enthüllen hat. Schon zuvor schien es ja unglaublich, dass ein derart unberechenbarer Mann mit so viel Macht ausgestattet werden kann. Es war geeignet, das ohnedies schwindende Vertrauen in die Politik in einer Weise zu beschädigen, die, nicht nur für die USA, in die Katastrophe führen könnte. Was also hatte Mary L. Trump, immerhin eine ausgebildete Psychologin, über Donald Trump aus ihren intimen Erkenntnissen heraus zu berichten?

Mary L. Trump ist in ihrem Urteil nicht zimperlich. „Wenn ihm eine zweite Amtszeit gewährt wird, bedeutet das das Ende der amerikanischen Demokratie.“ Das ist keine Kleinigkeit. Was hat sie vorzubringen, um den Verdacht zu zerstreuen, dass es sich bei ihrer Abrechnung um eine private Angelegenheit, eine persönliche Rache handle? Ihr musste klar sein, dass auch bei ihr all die Mechanismen greifen werden, die in Bewegung geraten, wenn ein „Whistleblower“ Wahrheiten verbreitet. Verwandt oder nicht: mit diesem Buch stellt sich Mary L. Trump für ihre Gegner in eine Reihe mit Snowden oder Assange. Man darf skeptisch bleiben. Auch wenn man Mary L. Trumps Abneigung gegen ihren Onkel teilt, muss man nicht mit ihr der Ansicht sein, dass Hillary Clinton „die wohl qualifizierteste Präsidentschaftskandidatin in der Geschichte des Landes“ war. Und man muss Mary L. Trump nicht unbedingt sympathisch finden. Sie tritt, unfreiwillig, wie in einem Familiendrama von Eugene O‘Neill, eher als Teil des Trump-Systems auf als in der Rolle des außenstehenden Anklägers. Aber ihre Redlichkeit von vornherein in Frage zu stellen, wäre selbst unredlich.

Mary L. Trump greift tief in die Familiengeschichte zurück und bedient sich des psychologischen und psychoanalytischen Bestecks, um Donald Trump eine „Antisoziale Persönlichkeitsstörung“ und einen pathologischen Hang zur Lüge nachzuweisen. Sie wirft ihm Arroganz und Selbstüberschätzung vor und berichtet von zahlreichen Erlebnissen und Details, die diesen Vorwurf untermauern. Sie attestiert ihm „ein Talent für Selbstdarstellung, Heuchelei und Übertreibung“. Das alles gipfelt in der Beschuldigung Donalds wegen Steuerbetrugs, der Grausamkeit, des „unverblümten Rassismus“. „Während tausende Amerikaner ohne ihre Liebsten an der Seite sterben, jubelt Donald über steigende Aktienkurse.“ Ja, das ist skandalös. Die Empörung ist berechtigt. Fragt sich nur, ob das ausschließlich an der Psychopathologie eines Mitglieds der Familie Trump liegt. Dass in dem gegenwärtigen Präsidenten, zur Fratze verzerrt, der „American Way of Life“ zur Kenntlichkeit entstellt worden sein könnte, kommt der Nichte mit dem prominenten Namen nicht in den Sinn. Vieles spricht dafür. Was die Sache freilich nicht besser macht.



Thomas Rothschild – 27. August 2020
ID 12416
Verlagslink zu Mary L. Trumps Zu viel und nie genug


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