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Autobiografie

Das Leben

eines

Zeitzeugen





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Gattungen kommen und verschwinden. Eine literarische Gattung aber hat alle Krisen überlebt und überschwemmt auch in unserer Zeit die Buchläden: die Autobiographie. Die Gefahr, in der sie stets schwebt: dass sich ihre Autoren zu wichtig nehmen. Nicht immer ist für die potentiellen Leser von Interesse, was ihnen selbst bedeutsam erscheint und für sie durchaus wichtig sein kann.

In der Regel greift man zu Autobiographien von Prominenten, die einem in der einen oder anderen Form bekannt sind und über die man mehr erfahren möchte. „Namenlose“ haben es schwerer und erreichen ein Publikum allenfalls durch wohlwollende Rezensionen. Das ist ungerecht, denn das Leben eines Unbekannten muss nicht weniger spannend, nicht weniger exemplarisch sein als das Leben einer „öffentlichen Person“. Aber so funktioniert nun einmal der Literaturbetrieb. Die Kammerdienerperspektive, das Schnüffeln in den Unterhosen von vermeintlich bedeutenden „Persönlichkeiten“ behalten die Oberhand.

Der Name Peter Michael Lingens dürfte in Deutschland kaum jemandem geläufig sein. In Österreich kennt ihn wohl jeder, der wenigstens ab und zu in Zeitungen und Zeitschriften schaut. Der 1939 geborene Journalist war hintereinander in leitender oder jedenfalls auffälliger Position bei sechs ziemlich unterschiedlichen Medien aktiv: der Tageszeitung Kurier, dem Wochenmagazin profil, der Wirtschaftswoche, der erst 1988 von Oscar Bronner gegründeten Tageszeitung Der Standard, der konservativen Konkurrenz Die Presse und dem „alternativen“ Falter.

Peter Michael Lingens ist der Prototyp des Meinungsjournalisten, und als solchen ließen ihn die unterschiedlichen Publikationsorgane im nicht gerade wegen seiner Liberalität berühmten Österreich gewähren. Dass er ein guter Stilist ist, gereichte ihm dabei nicht zum Schaden.

Jetzt hat also auch er auf nicht weniger als 575 Seiten seine Autobiographie vorgelegt. Und sie untermauert, was man schon bisher aus Fragmenten entnehmen konnte: Sein Leben ist nicht weniger bewegt als seine berufliche Karriere. Vielleicht ist das das Geheimnis für Lingens’ Erfolg, auch für die Ablehnung durch seine Feinde: Er lässt sich in einem Land der fest umrissenen, kontroversen Positionen nicht einordnen. Eindeutig ist nur sein Antifaschismus. In Einzelheiten aber nähert er sich mal den „Roten“, zu denen jedenfalls sein Elternhaus zählte, mal den „Schwarzen“. Er versucht zwar stets, „vernünftig“ zu argumentieren, wird aber immer wieder von einem Subjektivismus überrannt, der wiederum für Meinungsjournalismus eher Voraussetzung als Hindernis ist. Dass er sich dabei gelegentlich überschätzt, gehört zum Geschäft.

Wer sich also für einen Mann interessiert, der die österreichische und die Weltpolitik der vergangenen Jahrzehnte eher kommentierend als berichtend begleitet hat, wird hier fündig. Auch wenn er noch nie etwas von Peter Michael Lingens vernommen hat.


Thomas Rothschild – 2. Oktober 2023
ID 14416
Verlagslink zur Autobiografie von Peter Michael Lingens


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