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Cartoon

Jaspers

Leidensweg





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Zur Gattung der Bildergeschichte fällt einem im deutschsprachigen Raum als erstes Wilhelm Busch ein. Im internationalen Rahmen und näher an der Gegenwart verdient ein Amerikaner den Siegertitel: Edward Gorey. Unter den Repräsentanten des Genres gibt es solche, die hervorragende Grafiker sind, und solche, denen geniale Geschichten und sprachliche Formulierungen einfallen. Nur wenige sind auf beiden Gebieten gleichermaßen begabt. Edward Gorey ist wohl der originellste und faszinierendste unter ihnen.

The Blue Aspic, in der deutschen Übersetzung von Gerd Haffmans Der traurige Zwölfpfünder oder Die blaue Spieke, ist schon 1975 in einer Mappe mit sieben Geschichten Goreys bei Diogenes erschienen, aber seit langem vergriffen und lediglich in Antiquariaten zu Liebhaberpreisen zu erwerben. Jetzt hat der führende Verlag für anspruchsvolle Cartoons den Traurigen Zwölfpfünder als kleinformatigen Einzeltext neu herausgebracht.

Die gestrichelten Grafiken mit ihren nach oben verlängerten Figuren mit unverhältnismäßig kleinen Köpfen wirken grotesk bis bizarr. Einflüsse des 19. Jahrhunderts und des Jugendstils, speziell von Aubrey Beardsley sind unübersehbar. Der traurige Zwölfpfünder oder Die blaue Spieke – man frage nicht nach der Bedeutung des Titels – erzählt in nüchternen Sätzen die Geschichte der Opernsängerin Ortenzia Caviglia. Als wäre von einer alltäglichen Begebenheit die Rede, heißt es: „Ortenzias Manager, Ambrogia Rigaglie, fiel bei einem Kostümschneider den Aufzugsschacht hinab, doch Herakleitos Vithilogos trat an seine Stelle.“

Eins der schönsten Blätter zeigt Ortenzias Verehrer Jasper leicht nach vorne geneigt auf dem Rand eines Zierbrunnens sitzend, vor dem Hintergrund trauriger Baumstämme. Zwischendurch passieren zusammenhanglos verrückte Dinge und werden wieder ignoriert, als hätte es sie nie gegeben. Die Nähe zum Nonsens eines Edward Lear und zum Theater des Absurden ist greifbar.

Man kann Der traurige Zwölfpfünder oder Die blaue Spieke als Parodie auf Prominentenstories in der Boulevardpresse betrachten oder als Pastiche über das Opernmilieu. Aber man kann es auch einfach als fantastischen Klamauk begreifen, in dem jede Zeile, jeder Arientitel, jeder Eigenname, jedes Detail im Bild entzückt. Wie das bei Edward Gorey halt ist.



Thomas Rothschild – 25. März 2021
ID 12832
Diogenes-Link zu Der traurige Zwölfpfünder oder Die blaue Spieke


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