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Bildband

Die Welt in

Schwarz-Weiß





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Barbara Klemm ist, neben Renate von Mangoldt und Isolde Ohlbaum, eine der überragenden deutschen Fotografinnen, deren Bilder uns durch die vergangenen Jahrzehnte begleitet haben. Man kommt an ihnen kaum vorbei, denn die Medien greifen, wenn sie sich das Honorar leisten können, gerne auf sie zurück, um die „Bleiwüste“ (ein Begriff, der heute nur noch als Metapher taugt) ihrer journalistischen Beiträge zu illustrieren.

Der Titel des großformatigen, mit der üblichen Steidl-Sorgfalt gestalteten Bildbands, der als Katalog zu einer noch bis zum 1. April 2024 andauernden Ausstellung des Historischen Museums Frankfurt herausgegeben wurde, ist so allgemein, dass er eine Auswahl aus den verschiedenen Genres erlaubt, zu denen Barbara Klemm immer wieder zurückkehrt: Frankfurt Bilder. Der Ortsname freilich ist nicht beliebig: Barbara Klemm war über Jahrzehnte hinweg feste Fotografin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Und doch fangen die Bilder, ob sie nun einzelne bekannte oder unbekannte Menschen, ganze Gruppen, Alltagsszenen oder Architektur zeigen, den Geist jener Stadt ein, der man eher Betriebsamkeit attestieren möchte als Schönheit. Tübingen-Bilder oder Weimar-Bilder sähen anders aus.

Wer mit Frankfurt Moderne assoziiert, kann sich über Erinnerungen an eine Vergangenheit freuen, die Barbara Klemm im Verborgenen aufstöbert: einen von Kindern umgebenen Drehorgelmann; ein Brautpaar auf einem Mainschiff; die Senioren in einem Apfelweinlokal, die aussehen, als wären sie hier angewachsen, und, kontrastierend, die besseren Herren in einem Nobelrestaurant; Frauen mit Stöcken und Wasser in den Beinen auf einer Parkbank; das Gedränge beim Winterschlussverkauf.

Barbara Klemm ist keine politische Fotografin im engen Verständnis, aber da sie wahrhaftig ist, dokumentiert sie doch Zeitgeschichte: Studentenmassen, die einer Polizeifront gegenüberstehen; die Räumung eines besetzten Hauses im Frankfurter Westen; Demonstrantinnen gegen der Paragraphen 218. Ein ganzer Abschnitt ist, mit erkennbarer Empathie, Migrantinnen und Migranten gewidmet.

Zu den Prominenten, die Barbara Klemm in Aktion überraschte, zählen unter anderem Willy Brandt, Karl Schiller, Jimmy Carter, Angela Merkel, Petra Roth, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Margarete und Alexander Mitscherlich, die Buchmesse-Gäste Günter Grass, Siegfried Unseld, Walter Böhlich sowie Alfred Hitchcock, Rainer Werner Fassbinder, Ingeborg Bachmann, Christa Wolf, Mstislaw Rostropowitsch, Janis Joplin, Mick Jagger, Andy Warhol oder Claudia Schiffer.

Ganz am Schluss stehen in wenigen Bildern demolierte Gebäude und Ruinen der Vergangenheit den Hochhausneubauten gegenüber. Frankfurt eben.

Heute, da wir inflationär mit Bildern zugemüllt werden, kann man von Barbara Klemm lernen, was Bildkomposition bedeutet, die Beziehung von Vorder- und Hintergrund, die Fesselung von Bewegung. Dabei ist Barbara Klemm keine Freundin der Pose, des Arrangements. Ihr Metier ist die Reportage, die geistesgegenwärtige Bannung des Augenblicks. Dass daraus Kunst wird – das ist das Geheimnis einer nicht alltäglichen Begabung.


Thomas Rothschild – 22. November 2023
ID 14487
Steidl-Link zu Frankfurt Bilder


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