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Ausstellung

Zum 100. Todestag

von Egon Schiele (2)



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Die Ausstellung Egon Schiele. Wege einer Sammlung in der Orangerie im Unteren Belvedere beschäftigt sich (wie es heißt) mit der „Genese einer Sammlung“, sprich hier wird alles von Schiele ausgestellt, was das Belvedere je in seinem Besitz hatte und noch hat. Mit Hilfe von weiteren Leihgaben, Vorstudien, Skizzen und intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen werden Erwerbungshistorie und einzelne Sammlerschicksale dargestellt. Auch hier zeigt man keine reine Solo-Schau. Zwar überwiegen die Werke Schieles, die in der Ausstellung entlang der Sammlungs- und Erwerbungshistorie angeordnet sind. Zum Vergleich gibt es aber auch Werke von Zeitgenossen Schieles wie Gustinus Ambrosi, Herbert Boeckl, Ilse Haider, Ferdinand Hodler, Gustav Klimt, Anton Kolig oder Koloman Moser (auch 1918 verstorben) zu sehen.

Egon Schieles Werdegang und schneller Erfolg als Künstler sind sicher nicht ohne die Förderung Gustav Klimts und des Kunstkritikers Arthur Roessler sowie dem Interesse und der Unterstützung von Sammlern wie Carl Reininghaus, Oskar Reichel oder Heinrich Rieger denkbar. Besonders seine für die damalige Zeit recht provokanten Aktzeichnungen und -aquarelle waren begehrt und dienten Schiele auch zur Finanzierung seines Lebensunterhalts. Die Österreichische Galerie kaufte 1917 erstmals drei Arbeiten auf Papier von Schiele, darunter die farbige Gouache Russischer Kriegsgefangener von 1915. Schiele war damit offiziell durchgesetzt und portraitierte 1917 den damaligen Direktor der Österreichischen Galerie Dr. Franz Martin Haberditzel. In den Händen hält er ein weiteres Blatt Schieles aus der Sammlung, die Sonnenblumen von 1911.

Die Ausstellung im Belvedere verfolgt nun durchaus auch thematisch geordnet die Geschichte der Schiele-Sammlung der Österreichischen Galerie und zeigt dabei so bedeutende Werke wie Bildnis Eduard Kosmack von 1910, Kauernde Frauen (unvollendet) von 1918 (heute im Besitz des Leopoldmuseums), Bildnis Herbert Reiner (Reinerbub) von 1910 (ein Tausch mit der Sammlung Leopold gegen das Bildnis Wally Neuziel), Tod und Mädchen (Mann und Mädchen) von 1915, Vier Bäume von 1917, Die Umarmung von 1917, Kauerndes Menschenpaar (Die Familie) von 1918, Mutter mit zwei Kindern III von 1915–1917 oder Bildnis der Frau des Künstlers (Edith Schiele) von 1917/18.

Das gerade für Österreich besonders leidige Thema Restitution von ehemals jüdischem Besitz klingt hier allerdings nur am Rande mal an. Die kleine Ölstudie Schieles Wiesenlandschaft mit Häusern von 1907 (heute in Privatbesitz) erwarb 1908 der Kunstliebhaber und Schieleförderer Heinrich Benesch. 1949 kauft die Österreichische Galerie das Bild von der Galerie Welz in Salzburg, die auch im Fall der Zerschlagung der Sammlung Rieger nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland eine tragende Rolle spielte. Dabei mit von der Partie auch die Österreichische Galerie, die eine ominöse, bis heute nicht auffindbare Schätzliste der Werke Riegers erstellte. Darunter sicher auch die besagte Ölstudie, die sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz des jüdischen Sammlers und Zahnarztes Schieles befand. Erst 2006 konnte sie an die Erben Riegers restituiert werden.

Zu den Werken Riegers, zu denen es ebenfalls Restitutionsforderungen gab, gehören auch die schon erwähnten Gemälde Bildnis Wally Neuziel und Die Umarmung, die beide erst nach hohen Vergleichszahlungen an die Erben wieder in den Besitz des Leopold Museums bzw. der Österreichischen Galerie gelangten. Das Thema allein schon wäre ein eigene Ausstellung wert, an der sich auch andere Wiener Museen wie u.a. das Leopold Museum beteiligen könnten. Hier bleibt es in beiden durchaus sehenswerten Ausstellungen, die zwar mit vielen Briefen Schieles, Ankaufsrechnungen und anderen Belegen aufwarten, nur bei einigen kurzen Erläuterungen.




Egon Schiele: Die Umarmung, 1917; © Belvedere, Wien, Öl auf Leinwand, 100 x 170 cm

Stefan Bock - 14. Januar 2019 (2)
ID 11148
Weitere Infos siehe auch: https://www.belvedere.at/


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