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Ausstellung

Pilgern –

Migration der

anderen Art



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Die Freude war Klaus Schneider, dem Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln, ins Gesicht geschrieben. Zwei Jahre hat das RJM keine Sonderausstellungen durchführen können, weil es ernste Probleme mit Teilen der Sprinkleranlage gegeben hatte. Die neue Schau Pilgern – Sehnsucht nach Glück? geht der Frage nach, was Pilgern in der heutigen Zeit bedeutet. Der Grund liegt nahe: „Köln verdankt dem Pilgerstrom viel Wohlstand. Der begann im Mittelalter und heute noch besuchen täglich 10.000 Menschen den Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom“, erklärt Schneider. „Wir zeigen 14 Stationen mit interreligiösen Orten, die nebeneinander und gleichberechtigt für die Vielfalt des Pilgerns stehen.“

Jedes Jahr sind Millionen von Menschen unterwegs, um die zahlreichen Pilgerstätten rund um den Globus aufzusuchen. Allein die 1,6 Milliarden Muslime sind aufgerufen, sich wenigstens einmal im Leben auf den Weg nach Mekka zu begeben, weil das zu den fünf Säulen des Islam gehört. Zum größten Fest des Hinduismus, dem Kumbh Mela, waren im Jahr 2013 rund 34 Millionen Menschen im indischen Allahabad. Das ist die größte religiöse Zusammenkunft der Erde. Im Jahr 2015 haben sich über 250.000 Pilger auf den Jakobsweg gemacht, und das sind nur die, die es bis Santiago de Compostela geschafft haben und sich registrieren ließen. Köln liegt auf dem deutschen Teil des Jakobsweges, der am Kölner Dom beginnt. Folglich beginnt die museale Pilgerreise in Köln. Am Eingang kommen im Video Kölner BürgerInnen zu Wort, die von den Gründen für ihre Pilgerschaft berichten.



Das Pilgern nach Mekka ist die fünfte Säule des Islam | Foto (C) Helga Fitzner


Drei der bekanntesten Orte sind selbstverständlich vertreten. In „Jerusalem“ steht der Name Abraham in arabischer, hebräischer und lateinischer Schrift. Die drei abrahamitischen Religionen haben den selben Ursprung: das Judentum, das Christentum und der Islam. Dann ist Mekka dabei. Dort wurde der Prophet Mohammed geboren, und dort fand die Offenbarung des Koran statt. Die größte Marienpilgerstätte der Welt liegt in Mexiko-Stadt, die Basilika der Jungfrau von Guadalupe. Dort werden die Pilgermassen an vier Laufbändern an einem Abbild der Gottesmutter vorbeigeführt, das nach der Legende auf dem Umhang eines Azteken hinterlassen worden sein soll. Der Tepeyac-Hügel, auf dem die Kirche steht, war schon für die Azteken von religiöser Bedeutung, weshalb die Figur eines aztekisches Tänzers dort steht.



Die Jungfrau von Guadalupe in Mexiko | Foto (C) Helga Fitzner


Die christlichen Felsenkirchen von Lalibela in Äthiopien sind ein architektonisches Wunderwerk und wurden schon sehr früh zum Weltkulturerbe ernannt, denn sie gehören zu den größten monolithischen Bauten, die von Menschenhand erschaffen wurden.

Auf der japanischen Insel Shikoku gibt es einen Tempel-Weg, der an 88 buddhistischen Stätten vorbeiführt.

Die Shwendagon-Pagode in Myanmar ist von 60 Tonnen Gold bedeckt und soll Haarreliquien des historischen Buddha Siddharta Gautama beherbergen.

Der Kailash in Tibet ist gleich für vier Religionen ein heiliger Berg, den Buddhismus, Hinduismus, Jainismus und der Bön-Religion. Um ihn zu umrunden, laufen die Pilger 53 Kilometer in einer Höhe von 5000 m.



Der Kailash in Tibet ist eine Herausforderung für Pilger | Foto (C) Helga Fitzner


Wer möchte, kann sich seine 14 Stationen in einen Pilgerpass abstempeln. Es werden noch 39 weitere Themenwelten vorgestellt und Fragen aufgeworfen, warum man pilgert und was einen Ort zur Pilgerstätte macht. Da wird das Grab von Elvis Presley genannt, oder der 1. FC Köln für Fußballfans. Eines haben alle Pilger gemeinsam: sie brechen von zu Hause auf. Ob es die „Sehnsucht nach Glück“ ist, die Suche nach Vergebung, Erkenntnis, Erfahrung oder die Nähe zu Gott, dürfte bei jedem anders gelagert sein. Am Ende der musealen Pilgerreise kommen wir wieder in Köln an. Man muss also erst einmal fortgehen, um wieder ankommen zu können. Wer Glück hat, kehrt nicht nur in seine Heimatstadt zurück, sondern auch zu sich selbst.

Acht KuratorInnen, etliche Forschungsreisen, Dutzende von Leihgaben und Hunderte von Beteiligten haben diese beachtliche Ausstellung möglich gemacht, deren Inhalt wir hier nur in groben Zügen darstellen können. „Wir wollen ein breites, heterogenes Publikum ansprechen“, erklärt Schneider. „Wir sind mit dieser kulturvergleichenden Ausstellung zu dem ursprünglichen Anliegen unseres Museums zurückgekehrt.“

Auf der Webseite ist das Selbstverständnis des RJM genauer erklärt: Es geht um „die Bewältigung aktueller Fragestellungen und Probleme des Zusammenlebens in einer multikulturell geprägten Gesellschaft... Nur die Kenntnis von anderen Kulturen und das Wissen über andere Lebensentwürfe fördert das gegenseitige Verständnis, die Wertschätzung und Toleranz zwischen Menschen auch in der unmittelbaren Nachbarschaft.“


Helga Fitzner - 8. Oktober 2016
ID 9611
Weitere Infos siehe auch: http://pilgern.koeln


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