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Ausstellung

China auf

voller Fahrt

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Bewertung:    



Des artistes Chinois à la Fondation Louis Vuitton:

Eine Auswahl chinesischer Werke mit Exponaten zeitgenössischer Künstler aus China besiedelt noch bis zum 29. August 2016 den ungewöhnlichen Bau der Fondation Louis Vuitton in Paris. Das vom Meisterarchitekten Frank Gehry geschaffene Gebäude ist einem Segelschiff nachempfunden und ein räumliches Erlebnis der eigenen Art. Die Hallen beherbergen Kunstwerke und Videos aus der Privatsammlung der Stiftung von insgesamt elf chinesischen Künstlern: darunter Cao Fei, Isaac Julien, Tao Hui, Xu Zhen, Yang Fudong, Zhang Huan, Zhang Xiaogang und Zhou Tao.

Die Fondation Louis Vuitton beabsichtigt nach eigenen Aussagen nicht, einen Überblick über die chinesische Kunstszene zu bieten, sondern auf die Vielfältigkeit der kulturellen Errungenschaften des Landes aufmerksam zu machen. Diese erführe eine rasante Entwicklung, die allerdings keiner spezifischen Bewegung zuzuordnen sei, sie behaupte sich aufgrund der Einzelleistungen herausragender Persönlichkeiten. Im Falle von China sollte man hinzufügen, dass es sich hierbei nicht um staatlich unterstützte oder in Auftrag gegebene Kunst handelt.



Der Baum von Ai Wei Wei zeigt, wie willkürlich zusammengesetzt und vereint das chinesische Reich ist | Foto (C) Helga Fitzner


Das sieht man bereits daran, dass auch der Konzeptkünstler und Regimegegner Ai Wei Wei vertreten ist mit seinem beeindruckenden Baum. Die Einzelteile des „Baums“ stammen aus Südchina und haben ein Alter von mehreren Jahrzehnten oder sind noch älter, und sie waren den Elementen ausgesetzt. Es handelt sich um verschiedene Baumarten, die hier zu einem einzigen Baum zusammengefügt wurden, eine Analogie zum künstlich geeinten Vielvölkerstaat China. Die Teile ergeben auf den ersten Blick eine Einheit, sie sind aber nur grob zusammengefügt und passen teilweise nicht zueinander. Sieht man sich die Baumstücke genauer an, so scheint jedes einzelne seine eigene Geschichte zu haben.

Huang Yong Ping sagt von sich selbst, dass er von Joseph Beuys, John Cage und Marcel Duchamp beeinflusst worden sei. Seine Fünfzig Arme Buddhas erinnern an den „Flaschentrockner“ von Duchamps; Huang Yong Ping hat aber seine ganz eigene Version davon kreiert. Die Arme Buddhas halten teilweise religiöse Gegenstände, aber auch profane, wie einen Besen. Weltliches und religiöses vermischen sich hier. Der 1954 im chinesischen Xiamen geborene Künstler lebt in Paris und stellt Verbindungen zwischen fernöstlicher und westlicher Kunst her. Huang Yong Ping beabsichtigt nicht, dass seine Kunstwerke verstanden werden, er will vielmehr die Herzen der Betrachter berühren.



Die Fünfzig Arme Buddhas“ von Huang Yong Ping | Foto (C) Helga Fitzner


Yan Mei-Ping wurde 1960 in Shanghai geboren und lebt in Frankreich. Er ist in erster Linie für seine großformatigen Portraits bekannt, darunter auch Mao. Farblich dagegen ist er meist reduziert, oft malt er nur in zwei Farben. Sein Diptychon Moderne Zeiten spielt auf den gleichnamigen Filmtitel von Charlie Chaplin an. Doch anders als bei Chaplin, wo die Zukunft des Menschen darin lag, zur Arbeitsmaschine zu mutieren, sind im rechten Bild von Mei-Ping entwurzelte Menschen zu sehen, die zu einem helleren Ort unterwegs sind. Der befindet sich aber unerreichbar im Bild links daneben, auf dem ein schwacher Lichtschimmer zu erkennen ist. Mei-Pings Bild Alle Krähen unter der Sonne sind schwarz zeigt die Akropolis unter einem von schwarzen Krähen verdüsterten Himmel. Das Problem ist aber nicht allein ein griechisches. Der Titel bezieht sich auf ein gleichlautendes Sprichwort, das ausdrücken will, dass die bösen Dinge überall gleich sind. Hier gibt es keine Unterschiede zwischen Ost und West, wenn Menschen unter diktatorischer Politik leiden. Rosige Zeiten sind da ganz offensichtlich außer Sichtweite.



Moderne Zeiten von Yan Pei-Ming | Foto (C) Helga Fitzner


Zhang Huan stellt die ungeheuer detailreichen Gemälde Der große Aufbruch und Nationaltag aus, die über zehn Meter Breite haben und aus der Asche von Räucherstäbchen hergestellt wurden. Sie stehen inhaltlich im Gegensatz zu den propagandistischen Titeln. Von Cao Fei, 1978 in Guangzhou geboren, sind mehrere Videos zu sehen. Sie ist eine Multimediakünstlerin, die auch mit Elementen der Popkultur arbeitet. Auch die Künstler Isaac Julien, Tao Hui und Yang Fudong präsentieren sich in Form von Videoinstallationen.

Insgesamt wirft die Ausstellung Schlaglichter auf die heutige Kunst in China. Durch die Kulturrevolution unter Mao gab es eine Unterbrechung im kreativen künstlerischen Bereich. Die älteren der hier ausgestellten Kunstschaffenden konnten sich deshalb nicht an einer kontinuierlich entwickelten chinesischen Kunstszene orientieren, waren deshalb oft innovativer als viele europäische Künstler und mussten/konnten sich und ihre Kunst selbst neu erfinden. Durch das künstlerische Vakuum, das durch die Kulturrevolution entstanden ist, scheint auch ein verstärkter Wunsch nach künstlerischem Ausdruck entstanden zu sein. Die Generation, die nach der Kulturrevolution geboren ist, wurde mit multimedialer Technik groß, die für sie vielfach das Medium für ihre Kunst darstellt.


Helga Fitzner - 27. April 2016
ID 9277
Die Fondation Louis Vuitton bietet parallel ein Begleitprogramm aus Musik, Kinofilmen, Aufführungen und Lyrik.

Zeitgleich, aber nur bis zum 2. Mai 2016 lief die Ausstellung Bentu – Chinesische Künstler in einer Zeit der Turbulenz und Transformation, in der die ganz junge Generation ihre Werke vorstellte. Beide zusammen machten die Fondation Louis Vuitton zu einem der bedeutendsten Ausstellungsorte für zeitgenössische chinesische Kunst.

Näheres zur einzigartigen und fantastischen Architektur des Gebäudes - siehe unter:
Neue Hotspots von Paris (Teil 1)


Weitere Infos siehe auch: http://www.fondationlouisvuitton.fr/


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