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Ausstellung

Nicht zu

fassen



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Schon weit mehr als 50.000 Besucher zählt die Ausstellung Alibis: Sigmar Polke, Retrospektive, die jetzt die letzten Wochen bis zum 5. Juli 2015 im Kölner Museum Ludwig zu bewundern ist. Es ist die erste posthume Werkschau des umtriebigen Wahlkölners (1941 – 2010) und zeigt u.a. Werke, die in Deutschland bislang noch nicht zu sehen waren. Für Sigmar Polke gab es wohl nichts, was sich nicht zu Kunst machen ließe. Gut: Leinwände, Fotos und Verpackungen sind ja nicht ungewöhnlich, aber Polke benutzte sogar radioaktive Pigmente, und nicht einmal gewöhnliche Kartoffeln waren davor sicher, von ihm zu einem Kunstobjekt erhöht zu werden. Auch (damals) neue Verfahren und Techniken mussten erprobt und zu Kunstobjekten umgewandelt werden. Manche verband er miteinander, damit sie sich gegenseitig reflektieren und durchdringen konnten.

Die 250 Exponate geben einen wunderbaren Überblick über Polkes Werke von 1963 bis 2010, aber kunsthistorisch einordnen lässt er sich wegen seiner Eigenwilligkeit und Vielfältigkeit nicht. Das dürfte ganz in seinem Sinne sein. Er konnte selbst in gemusterten Stoffen das Potenzial zum Kunstwerk erkennen, wie das frühe Palmen-Bild belegt. Es gehört zu den Exponaten, die sich ironisch mit der Konsumwelt der frühen Bundesrepublik in den Wirtschaftswunderjahren auseinandersetzen, wozu auch das Fernweh und die Idealisierung von Palmen u.ä. gehört.



Das Palmen-Bild von Sigmar Polke, 1964, Dispersionsfarbe auf gemustertem Stoff, Privatsammlung | Foto: Alistair Overbruck


Sigmar Polke veräppelte auch die Kunstszene, indem er behauptete, dass „höhere Wesen“ ihm Befehle gegeben hätten, bestimmte Kunstwerke herzustellen. Dazu gehörten das Malen von Flamingos, das Einfärben einer Ecke mit schwarzer Farbe und der Bau einer Palme aus Alltagsgegenständen. Er wich absichtlich von eingefahrenen Sehgewohnheiten ab, befasste sich mit Sehtäuschungen und der Alchemie des 16.und 17. Jahrhunderts.



Can you always believe your eyes? von Sigmar Polke 1976, Gouache, Lack- und Acrylfarben, Tabak, Zinksulfid und Cadmiumoxid auf Papier und Leinwand. Sammlung Liebelt Hamburg.


Polke war politisch hellwach. Zwischen 1984 und 1988 schuf er einen Zyklus von sieben Bildern: Hochsitze. Es sind zum einen die Hochsitze von Jägern, aber sie erinnern zum anderen auch an die Wachtürme der Konzentrationslager. Im damals aktuellen Zeitbezug kritisieren sie den zunehmenden „Überwachungsstaat“, der als Reaktion auf den RAF-Terrorismus geschaffen wurde. (Viele dieser Gesetze wurden nie zurückgenommen, was aber eine Lappalie ist gegenüber der Überwachung, die derzeit über das Internet stattfindet).



Hochsitz von Sigmar Polke 1984, Synthetische Polymerfarben und trockenes Pigment auf Stoff | Foto: The Museum of Modern Art / Paige Knight


Seit Mitte der 1960er Jahre begleitete Polke sich und sein Schaffen mit der Kamera, so sind Tausende Stunden von Film- und Videomaterial entstanden. Ein winziger Teil davon wird in der Ausstellung gezeigt. Auch nach Alibis entzieht Polke sich der kunsthistorischen Einordnung, denn er ist einfach nicht zu fassen, und das passt. Entstanden ist eine unterhaltsame und hochkarätige Ausstellung zum Staunen, Amüsieren und Nachdenken.


Helga Fitzner - 7. Juni 2015
ID 8690
Kathy Halbreich, die stellvertretende Direktorin des Museum of Modern Art in New York, hatte die Idee zur Ausstellung und kuratierte sie gemeinsam mit ihrer Assistentin Lanka Tattersall sowie mit Mark Godfrey von der Tate Modern in London. Für die Präsentation der Werke im Museum Ludwig ist die Kuratorin Barbara Engelbach federführend.

Weitere Infos siehe auch: http://www.museum-ludwig.de


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