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VIVA FRIDA KAHLO in Köln-Ehrenfeld


© Lukas Schulze, Alegria Exhibition

Bewertung:    



Frida Kahlo (1907-1954) gilt als eine der bekanntesten und beliebtesten Malerinnen weltweit. Das Oeuvre von Magdalena Carmen Frida Kahlo y Calderón (so der volle Name der Künstlerin) wird in Schulen im Kunstunterricht besprochen. Die Mexikanerin ist eine der Schlüsselfiguren der mexikanischen Moderne. Das Museo Frida Kahlo (auch „Casa Azul“ genannt) in ihrem Geburtshaus ist heute eines der meistbesuchten Museen Mexikos. Selten werden ihre Werke, zu denen insgesamt 143 Ölgemälde zählen, zu Kunstausstellungen nach Europa versandt. 2020 wurden in der Schirn Kunsthalle Frankfurt im Rahmen der Gruppenausstellung Fantastische Frauen- Surreale Welten sieben Werke im Original gezeigt. 2010 zeigten der Berliner Martin Gropius Bau und das Kunstforum Wien nacheinander in einer großen Retrospektive etwa 60 Gemälde, 80 Zeichnungen und 20 Objekte.

In Köln-Ehrenfeld öffnete vor anderthalb Wochen eine immersive Ausstellung zum Werk Frida Kahlos - Viva Frida Kahlo - mit Bild- und Videoprojektionen. Zu Lebzeiten hatte die Kahlo einzig 1938 in New York und 1953 in Mexiko eine Einzelausstellung. Kunsthistoriker weisen darauf hin, dass erst Buchveröffentlichungen zu ihrem Leben und Werk sie in den 70ern und 80ern über Mexiko hinaus bekannt machten und sie deswegen heute als bekannteste Malerin Lateinamerikas gilt.

Auch die Ehrenfelder Ausstellung informiert eingangs in Schautafeln, Bildern und Fotos über das Leben der Künstlerin. Frida Kahlo hatte in jungen Jahren einen schweren Busunfall. Um sich von ihren Schmerzen abzulenken, begann sie bettlägrig als Achtzehnjährige mit der Malerei. Sie malte im Bett, die Leinwand war auf ihrem Körper abgestellt. Darüber war ein Spiegel befestigt, damit sie sich selbst malen konnte.

Frida heiratete 1929 den etwa 20 Jahre älteren, gefeierten Maler Diego Riviera (1886-1957), einen Vertreter des Muralismo, politischen Aktivisten, der heute zu den bedeutendsten Malern der mexikanischen Moderne zählt. Beide haben außereheliche Affären. Die Ausstellungswand informiert darüber, dass der marxistische Theoretiker Leo Trotzki in der Zeit von 1937 bis 1939 Gast im Hause der Künstler war und Frida Kahlo eine Affäre mit ihm hatte. Außerdem verweist die Ausstellung auf Liebesbeziehungen der Künstlerin unter anderem mit Josephine Baker und der mexikanischen Sängerin Chavela Vargas. Nachdem Diego eine Affäre mit Fridas Schwester Cristina hat, kommt es 1939 zur Scheidung. Frida nimmt wegen schweren Alkoholproblemen und einer Nierenentzündung einen längeren Klinikaufenthalt wahr.
*

Die Wände mit der Biografie der Künstlerin werden in der Ausstellungshalle durch großformatig postierte Aussprüche Frida Kahlos aufgelockert.

Leben und Werk sind bei Frida eng miteinander verwoben, etwa bei einem ihrer bedeutendsten Gemälde, dem großformatigen Die zwei Fridas (1939), das während der Ausstellung visualisiert und mehrfach erwähnt wird. Es zeigt ein zweifaches Selbstporträt und thematisiert verschiedene Seinszustände und körperliche Leiden aufgrund der Trennung von Diego. Die beiden dargestellten Fridas halten sich an der Hand und werden auch durch eine Blutversorgung miteinander verbunden. Die Lebensadern der linken Frida im europäischen weißen Kleid sind durchtrennt, und sie blutet. Die rechte Frida trägt eine traditionelle Tehuana-Tracht und ein Medaillon mit dem Gesicht Diegos. Sie wird trotzig weiterleben. Diego und Frida heirateten 1940 erneut.

Frida Kahlos mit kräftigen Pinselstrichen und in leuchtenden Farben gemalten Werke werden in der Ehrenfelder Ausstellung als bewegte Projektionen visualisiert. Besucher können in einem Ausstellungsraum eine VR-Brille aufsetzen. Dann erleben sie eine 360 Grad-Rundum-Projektion mit multimedialen Effekten. Nun erfahren sich Ausstellungsbesucher auf einem Bett liegend durch Mexiko-Stadt fahrend. Wenn sie mit dem Bett abheben, fallen Melonenkerne vom Himmel. Rücklinks ist eine Kuh auf einer Melone platziert. Wir fahren durch den geöffneten Mund eines Skeletts und sehen rundum aufgebahrte Blumen und Obst-Stillleben. In der 3D-Animation wird auf Ölgemälde Kahlos verwiesen, wie ihr letztes Werk Viva la vida, auf dem sie 1954 nur acht Tage vor ihrem Tod Wassermelonen malte.

Im größten Raum der Ausstellung werden auf 34 Meter lange und 5 Meter hohe Wände sowie auf den Boden Bilder projiziert, während Aniko Donath als „Ich-Erzählerin Frida Kahlo“ das Leben und die Werke vorstellt: „Ich habe nie Träume gemalt. Ich male meine eigene Realität.“ Die Besucher können liegen oder sitzen. Einige gehen durch den Raum und fotografieren sich vor den Projektionen. Rinaldis spanischer Akzent klingt im etwa einstündigen Hauptfilm anfangs ein wenig affektiert, vehement und leidenschaftlich, doch man gewöhnt sich daran.

Der Schweizer Komponist Silvio Buchmeier hat für die Ausstellung einen atmosphärisch stimmungsvollen Soundtrack mit klassischen spanischen Melodien wie La Paloma (= die Taube), Songs des mexikanischen Ranchera-Genres wie Paloma negra (= Schwarze Taube), Volksliedern wie La Llorona (= die Weinende) oder traditionellen mexikanischen Melodien wie La Zandunga (= die Gaudi) umgesetzt. Andere Melodien, wie das leise Diego und das feierlich-beschwingte Casa Azul beziehen sich direkt auf Fridas Leben. Einige Songs und Melodien kennt man aus dem Soundtrack zum Julie Taymor-Film Frida (2002) mit Salma Hayek in der Titelrolle über das Leben der Künstlerin. In der immersiven Ausstellung steuern Jimena Ochoa Vocals und unter anderem Manuel Montero Gitarrenspiel bei.

Insbesondere das Finale des Hauptfilms mit hymnischer Musik und einer Collage floraler Elemente, skeletthafter Todestanzsymbole und angerichteten Obstzusammenstellungen erscheint dann recht kitschig.

Bereichert wird die Ausstellung durch Möglichkeiten, selbst Werke der Künstlerin zu ergründen. So kann man auf einem Bildschirm selbst Dinge zu Fridas Ölbild Was das Wasser mir gab von 1938 positionieren. Hier versammelt Frida auf surrealistische und fantastische Art Symbole und Geschehnisse in einer Wanne. In einer zweiten Auswahloption werden Bilddetails erklärt oder gedeutet. Zwei sich liebkosende nackte Frauen stehen so unter anderem für Fridas gelebte Bisexualität. Ein Mann mit verdeckten Gesicht deutet eine unglückliche Passivität und Abhängigkeit von Diego an. Eine zerbrochene Muschel, durch die Wasser rieselt, steht Unfruchtbarkeit, aber auch für Kreativität.

Viele Besucher halten auf einer dafür vorgesehenen Tafel abschließend eigene Eindrücke fest, die geordnet sind nach „Frida erinnert mich daran, dass…“, „Frida gibt mir…“ und „Nach dieser Ausstellung will ich endlich…“ Die mitunter liebevoll gestalteten Auslassungen und Bilder der Besucher sind oft witzig oder geistreich. Nicht wenige wurden zum Malen inspiriert.



Ausstellung Viva Frida Kahlo | Foto © Lukas Schulze, Alegria Exhibition

Ansgar Skoda - 30. September 2025
ID 15487
Die Ausstellung Viva Frida Kahlo läuft in Köln täglich in der Alegria Exhibition Hall von 10 bis 21 Uhr bis 11. Januar 2026.

Ab 3. Dezember 2025 öffnet sie darüber hinaus in der Schleyer-Halle in der Mercedesstraße 69 in Stuttgart.


Weitere Infos siehe auch: https://www.vivafridakahlo.de/vfk/koeln


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