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Feuilleton


58. Berlinale 2008

Shine a Light - Elegy - Musta Jäa (Black Ice)


@Berlinale, Plakat

Berlinale Wettbewerb – eine Auswahl

Shine A Light (außer Konkurrenz)
USA, 2008
Regie: Martin Scorsese

As years go by...

Rockig ging die Berlinale in diesem Jahr an den Start: Martin Scorsese präsentierte seine wunderschön gefilmte Musikdoku „Shine a Light“, den Mitschnitt eines Rolling Stones-Konzert im Beacon Theatre New York von 2006. Trotzdem der Film auf weitläufigere Interview-Sequenzen verzichtet und fast ausschließlich das Konzert selbst gezeigt wird, büßt er wider Erwarten nicht an Faszination ein. Scorcese und seinem preisgekrönten Kamerateam ist es gelungen, die Bühnenpräsenz und Energie der Altmeister des Rock´n Rolls in starken, lebendigen Bildern einzufangen. Die Doku erlaubt auch den einen oder anderen Blick hinter die Kulissen und zeigt die sympathischen, humorvollen Charaktere, die hinter den bekannten Gesichtern der Superstars stecken. Die immer wiederkehrende Frage vieler JournalistInnen, wann die Stones denn nun endlich in Rente gehen wollen, wird dank dieses Films ad absurdum geführt. Hier erzählt jede Falte im Gesicht der Musiker eine kleine Rock´n Roll-Geschichte. Mick Jagger und Konsorten sollten auf der Bühne stehen, bis man sie hinunter tragen muss, denn dort gehören sie einfach hin – das vermeint man mit Sicherheit zu wissen, wenn man „Shine a Light“ gesehen hat.

Fazit: Rock´n Roll-Doku der obersten Liga – auch für Nicht-Fans ein Genuss. Am besten eine Flasche Rotwein ins Kino mitnehmen und Füße hoch lagern.
(fs)

Shine a Light, Photo: Rolling Stones



Musta Jaä / Black Ice
Regie: Petri Kotwica
FIN/DEU, 2007

Schwarzes Eis, schwarze Seele

Seit den finnischen Tangos von Tule Tanssimaan und den kruden Krimis von Arto Paasilinna denkt man schon mal: „Die spinnen die Finnen“. Aber sie tun es auf hohem Niveau und das gefällt. Ab jetzt gehört der finnische Regisseur Petri Kotwica auch dazu.
„Musta Jaä / Black Ice“ läuft auf der Berlinale 2008 im Wettbewerb als finnischer Beitrag. Stellenweise zieht uns schwarzer Humor auf das verhängnisvolle Glatteis des 110-minütigen Spielfilms. Eine Dreiecksgeschichte, zwei Frauen, ein Mann. Der Untertitel fragt scheinheilig: „Würdest du betteln, stehlen und lügen, morden und sterben für deine Liebe?“ Über die Antwort sinnierend ist man schon in die Geschichte hinein geschlittert.
Helsinki, Schneelandschaft, schicke Villa. Schöner Sex, rote Rosen und ein nacktes „Ständchen“ auf der Klampfe im Bett. Leo (Martti Sousala) legt sich ins Zeug. Der Geburtstag der Gattin wird üppig gefeiert. Gleich kommen die Gäste, der Bruder von Saara (Outi Mäenpää), mit Frau und Kind. Leo, Dozent für Architektur ist aufgeräumt, er liebt seine Frau. Saara, erfolgreiche Gynäkologin, 40, gutaussehend, gutsituiert, ist amused.

„Wo sind die Kondome?“ fragt sie unvermittelt direkt in den Beginn ihrer Geburtstagsparty hinein, als aus dem Gitarrenkasten eine angefangene Packung heraus fällt. Leo bringt eine dumme Geschichte als Antwort. Klar, die Stimmung kippt.

Nach dem ersten Zweifeln möchte Saara Leo den einmaligen Ausrutscher verzeihen, aber es fühlt sich nicht so richtig nach One-Night-Stand an. So schnüffelt sie ein wenig hinter ihm her, sucht und findet schnell die 25-jährige Nebenbuhlerin Tuuli (Ria Kataja), Architekturstudentin im Kurs ihres Mannes. Darauf hin nimmt der Film die erste Wende, sie soll nicht die letzte Schlitterpartie sein.
Zu Hause zieht sie aus. Bastelt sich am neuen Küchentisch eine neue Identität, wird Christa mit "K". Sie geht zu Tuuli ins Karate-Doyo, freundet sich mit ihr an. Die Frauen lernen sich schätzen. Das Leben geht weiter.
In der unseligen Dreiecks-Geschichte tritt Leo immer mehr in den Hintergrund, bleibt dennoch der Fixpunkt beider Frauen und ihrer Emotionen, die Tuuli tränenreich präsentiert.
Was ist das Thema des Film? Nun ja, Liebe. Eifersucht, Besitz ergreifende krankhafte Liebe, eigene Erfahrungen des Regisseurs, überfrierender Regen und seine Folgen. Bei Saara merkt man lange nicht, wo es bei ihr langgeht. Stille Psychopathie.
Leo würde beide Frauen nehmen. Versucht aber doch, die Ehe zu retten.
Saara/Christa spielt mit ihrem Poker-Face gnadenlos alle Karten aus. Leidet nur ab und an in trostlosen Umkleidekabinen. Sonst nicht. Und „vergreift“ sich immer mehr am guten Ton.
„Musta Jaä“ ist der zweite Spielfilm von Petri Kotwica. Der Drehbuchautor und Regisseur Petri Kotwica studierte Philosophie und Literatur in Helsinki. Sein Erstlingswerk Koti-Ikäva (Homesick, 2005) kam ebenfalls sehr gut an.
Musta Jaä / Black Ice bringt Thrillerqualität von der gemeinen Sorte und hat neben der hochgradigen Minus-Grad-Spannung auch das Zeug zu einem Goldenen Bären.

Fazit: Hinterfotziges Meisterwerk.
(hm)

Musta Jäa: Ria Kataja, Outi Mäenpää; Photo: © Making Movies Oy


Elegy
USA, 2007
Regie: Isabel Coixet

Dirty old man?

Die spanische Regisseurin Isabel Coixet wagte sich mit „Elegy“ als erste weibliche Filmemacherin an die Verfilmung einer Literaturvorlage von Philip Roth. Was nach einer unsäglichen Verrenkung klingt, lässt der vielfach preisgekrönte amerikanische Schriftsteller doch gerne unverhohlen den männlichen Blick in seinen Werken den Ton angeben. In seinem Werk „Der menschliche Makel“ war die Beziehung eines alternden Mannes zu einer weitaus jüngeren Frau bereits wichtige Nebenhandlung (Verfilmung 2003 mit Anthony Hopkins und Nicole Kidman in den Hauptrollen), in „Elegy“ wird eine solche zum Hauptthema – und zwar mit vielen Facetten und den Schwierigkeiten, die eine solche Liaison mit sich bringen kann.
Literaturprofessor David Kepesh (Ben Kingsley) lebt eigentlich das, was man ein abgedroschenes Klischee nennt: Er verkörpert den intellektuellen und abgeklärten Frauenliebhaber, der meint, den Unterschied zwischen Sexualität und Liebe zu kennen. Zu seinen Studentinnen, die ihn bewundern, wahrt er gefühlsmäßig offensichtlich Distanz. Als Consuela Castillo (Pénelope Cruz) in seinen Hörsaal und damit in sein Leben tritt, ist er angetan von ihrem Äußeren und beginnt mit ihr eine leidenschaftliche Affäre. Die junge Frau verliebt sich in ihn und steht zu ihren Gefühlen, während er, stets von Eifersucht, Verlustangst und Logik gequält, einer echten Beziehung keine Chance gibt. Nachdem Consuela auf Grund seines Verhaltens schließlich einen Schlussstrich zieht, durchlebt er zwei einsame Jahre, bis sie mit einer tragischen Nachricht zurück in sein Leben kehrt.
Das Beziehungsgewirr hätte ein oberflächliches Katz-und-Maus-Spiel bleiben können, versetzt mit den hausbackenen Weisheiten eines gebildeten Mannes, der mit seinem Altern zu kämpfen hat und diesen Prozess allzu gerne kommentiert. Dank der herausragenden schauspielerischen Leistung von Ben Kingsley, der Pénelope Cruz scheinbar durch den Film trägt und auch aus ihr das Beste herausholt, bekommen die Charaktere aber Tiefe, die unter die Haut geht. Die Figuren entwickeln sich und diese Veränderung ist nachvollziehbar. Wahrscheinlich ist es gerade die weibliche Sicht der Regisseurin, die die Verletzlichkeit der Protagonisten aufzeigt und durch den Aufbau einer intimen, aber respektvolle Atmosphäre viel Verständnis für deren Handeln zulässt.

Fazit: Gelungene Literaturverfilmung, über das Thema mögen sich die Geister scheiden.
(fs)

Elegy: Ben Kingsley, Penélope Cruz; Photo: Joe Lederer © 2008 Lakeshore Entertainment


Friederike Schwabel, Hilde Meier, red-berlin / 12. Februar 2008
ID 00000003697
Shine a Light
USA, 2008
Regie: Martin Scorsese
Rolling Stones



Musta Jaä | Black Ice
FIN/DEU, 2007
Regie: Petri Kotwica
DarstellerInnen:
Outi Mäenpää, Ria Kataja, Martti Sousala


Elegy
USA, 2007
DarstellerInnen: Pénelope Cruz, Sir Ben Kingsley, Dennis Hopper



Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinale.de





 

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EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

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