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Rezension


Berliner Nachwuchsfilmer haben sich mit einigem Erfolg an Horror in 3D gewagt - The Forbidden Girl von Regisseur Till Hastreiter (Filmstart: 7. Februar 2013)




Den Toten Faden verloren

Spätestens wenn der von allerlei Dämonen bedrängte Held sich am Schluss des Films doch noch mit seiner Lolita-haften Privatschülerin in einer aufgepeitschten Sexszene vereinigen darf, bei der die Brüste der jungen Schauspielerin (Jytte-Merle Böhrnsen) dank der 3D-Technik zum Greifen nah erscheinen, dürfte den Zuschauern dämmern, dass diese Produktion nicht aus dem prüden Amerika stammt. Und tatsächlich ist The Forbidden Girl dem Titel, dem Thema und dem Horror zum Trotz eine rein deutsche Sache und wurde mit viel Leidenschaft und wenig Geld in einem selbstgebauten Studio in einem Berliner Hinterhof gedreht. Außerdem war ein prächtiges Thüringer Jagdschloss Drehort für diesen Genrefilm, der eher auf gepflegten Grusel statt auf harten Horror setzt und damit an die Gespensterfilme und -Fernsehserien der fünfziger bis siebziger Jahre erinnert.




Auf dem Höhepunkt nicht nur des Films tun sich dem Forbidden Girl und ihrem jugendlichen Verehrer Himmel und Hölle auf - Foto (C) Farbfilm Verleih



Regisseur Till Hastreiter, der Film in Prag und Budapest studiert hat, und sein Berliner Koproduzent Ingo Hamacher Bellacoola kämpften schon vor fünf Jahren für das Projekt, als es in Deutschland kaum 3D-taugliche Kinos gab. Dank der Förderung u.a. durch das Medienboard Berlin-Brandenburg konnte der mit Spezialeffektprofis, die auch schon an Martin Scorseses 3D-Opus Hugo Cabret beteiligt waren, hergestellt werden. Mit 150 Kopien startet The Forbidden Girl in nordamerikanische Kinos, wofür der Schuss europäischer Exotik wohl entscheidender war als die Story, die eher mysteriös denn wie Mystery wirkt:

Junger Priestersohn Toby McClift (gespielt vom Briten Peter Gadiot), der durch den Angriff einer ominösen Wolfskreatur traumatisiert und in psychiatrischer Behandlung war, soll in einem morbiden Anwesen die angeblich lichtkranke Nichte der greisen Hausherrin unterrichten. Während die junge Laura wie eine Reinkarnation von Tobys verschollener (oder ermordeten?) Jugendliebe aussieht, entwickelt sich die Hausherrin dank der Anwesenheit des Privatlehrers von einer lebenden Mumie zum flotten erotischen Feger – was Schauspielerin Jeanette Hain die Gelegenheit gibt, während des Films immer jünger zu werden. Kein Wunder, dass der smarte Nachhilfelehrer am exklusiven neuen Arbeitsplatz schon bald die Orientierung verliert – so wie leider auch die Drehbuchautoren. Sie ziehen so ziemlich alles aus der Kiste, was der Gruselfilm seit Nosferatu von 1921 zu bieten hat: Vampire und Spukgestalten, Hexenkult, Satanismus und Seelenwanderung. Irgendwie scheinen auch Kräfte des Weltalls unheilvoll auf das Schloss einzuwirken. Das bedarf zwar keiner genauen Erklärung, aber die Story wirkt durch die Fülle an Motiven schwerfällig, was die Spannung mindert.



Das niedrige Budget des teils in einem Berliner Hinterhof gedrehten 3D-Films The Forbidden Girl ist nicht der Grund dafür, dass dieser Herr vom Fleisch gefallen ist - Foto (C) Farbfilm Verleih



An der Optik ist wenig zu meckern: Die Gruseleffekte sind pointiert gesetzt, und beim Erfinden attraktiver 3D-Bilder haben sich die Nachwuchsfilmer erkennbar und erfolgreich Mühe gegeben. Wahrhaft schauerlich sind indes die Dialoge, die zwischen dick aufgetragener Symbolik oder nichtssagender Klischeehaftigkeit schwanken. Statt einer Brille wünschte man sich des Öfteren eher Ohrenstöpsel, so stark mindern die Texte das szenenweise aufkommende Vergnügen. Am Schluss bestätigen die Filmemacher, was wir nicht erst seit Thierses Spätzlekrieg vermuten: Im Prenzlauer Berg wimmelt es von fremden Untoten, die ahnungslosen Opfern die Lebenskraft aussaugen, nur damit sie unbeschwert shoppen gehen können.


Max-Peter Heyne - 4. Januar 2013
ID 6529

Weitere Infos siehe auch:


Post an Max-Peter Heyne



 

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