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Filmbiografie

Filmstart: 31. Mai 2012

"Tabu - Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden" - AT/DE/FR/LU (2011)

Regie: Christoph Stark


TABU © Camino Filmverleih


Über sog. Tabuzonen

Wer Gedichte liest, schaut sich vielleicht nicht unbedingt DSDS auf RTL an - könnte frank und frei behauptet sein. Wir meinen also junge Menschen dieses Lands der Denker und der Dichter; ja und wir behaupten oder wünschen, dass sie ab und an auch einmal ein Gedicht (von Georg Trakl beispielsweise) lesen und sich über es Gedanken machen oder so - eine Bereicherung des eignen Ich's und seiner aufkeimenden Weltanschauung sollte Dieses allemal zur sinnstiftenden Folge haben...




So sah Georg Trakl (1887-1914) aus.| Bildquelle: Wikipedia



Nach Besichtigung des österreichisch-deutsch-französisch-luxemburgischen Biografiestreifens mit jenem reißerischen Kurztitel Tabu nebst/inkl. jener umständlich als Untertitel zuzitierten Versszeile Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden (Drehbuch: Ursula Mauder / Regie: Christoph Stark) kommt man letztendlich zu dem Kurzschluss, dass es sich bei dem im Film durch Schaubühnen-Starschauspieler Lars Eidinger gespielten Dichter Georg Trakl lediglich um einen Schwesterficker oder Koksschnüffler gehandelt haben könnte: Das ist freilich viel zu kurz gegriffen, und wir ordnen diese (Film-)Sichtweise, außer dass sie nicht viel mehr als einer Art von kommerzieller Dienstleistungsgewährung Vorschub leistet, fürderhin als dumm & dämlich ein.

"Was weiß die Literaturgeschichtsschreibung", lesen wir bei Franz Fühmann, einem der profundesten Dichter- und Werkekenner des Betroffenen, "von Georg Trakls Liebe zu Grete Trakl?" (Letztere wird übrigens, nicht nur durch körperliche Ganzheitprojektionen ihrer allzu schönen Nacktheit, flirrend wahrnehmbar im Spiel und in der Sprechkunst Peri Baumeisters.) "Der Briefwechsel zwischen Georg und Grete ist von der Familie vernichtet. Der Nachlaß Gretes ist auf mysteriöse Weise verschwunden; er soll vom Boden eines Berliner Mietshauses gestohlen worden sein. Die nächsten Angehörigen der Geschwister haben strengste Diskretion gewahrt; Zeugnisse aus andrem Mund sind nicht überliefert. So hat denn die Wissenschaft auf mancherlei Weise, poetologisch wie psychoanalytisch, vom Gedicht aufs Leben geschlossen." [Franz Fühmann, Gedanken zu Georg Trakls Gedicht, Leipzig 1981]



Grete Trakl, die Schwester von Georg Trakl, um 1912 | Bildquelle: Wikipedia



Nichts anderes leistet dann also dieser sich durch indiskreteste sowie tabuloseste Zonen zwecks der wie auch immer zu verstehenden "Aufklärung" ehrgeizig hindurchwühlende Film! Sein Material sind allenthalben die entsprechenden Gedichte, die auf den Geschwister-Inzest deuten und ihn "nachweislich" verbriefen - das wird gut und schön durch Eidingers mit Koksgenuss gesteigertem Rezitationstalent zu einem hörerischen Highlight aufgewertet; doch zu einem weiterführenden Verständnis Trakls - der letzthin nicht ausschließlich als Schwesterficker oder Koksschnüffler stigmatisiert sein sollte - führt das Alles leider nicht.

Petra Morzé erleben wir als drogenabhängige Trakl-Mutter, die zu der Verdeutlichung des Fakts mit regelmäßiger Erwartung hin und wieder einen Schluck aus der Phiole nimmt.

Der überväterlich wirkende Rainer Bock spielt Grete Trakls früheren Musiklehrer und nachfolgenden Ehemann, der erst am Schluss des Filmes eine Ahnung davon kriegt, dass Gretes Fehlgeburt die Frucht von seinem Schwager war (gewesen wäre).

Victoire Metzler & Jules Werner leihen ihr geeichtes Darstellungsvermögen einem für die Filmstory herbeigekrampften Kurzauftritt von Alma Mahler & Kokoschka - soll dann sicher demonstriert haben, dass es wohl (außer unserm Inzestpärchen) auch noch andere freiheitlich ausliebende Paare damals gab.

Die Filmgeschichte bricht abrupt an dem Punkt ab, wo Grete ihren Bruder dann (angeblich) in das Weite schickte und mit ihrem Gatten dann (angeblich), trotz der Fehlgeburt mit dem unehelichen Kind, zurückblieb oder so.

Dann folgt die obligatorische Schrifteinblende, wann und wo die Beiden starben - - er (durch Herzstillstand) im Ersten Weltkrieg, sie (durch Selbsterschießung) bei 'ner Party.

Hauptsächlich bloß Nebensächliches über die Trakl's!!

Ziemlich kläglich.




Lars Eidinger und Peri Baumeister als Georg und Grete Trakl in dem Film TABU - Foto © Camino Filmverleih


Andre Sokolowski - 1. Juni 2012
ID 6004
TABU (2011)
Regie: Christoph Stark
Drehbuch: Ursula Mauder
Produzenten: Arno Ortmair und Nicolas Steil
Co-Produzent: Dieter Pochlatko
Kamera: Bogumil Godfrejow
Ton: Peter V. Meiselmann und Bernhard J. Schmid
Ausstattung: Christine Caspari
Kostüme: Birgit Hutter
Besetzung:
Georg Trakl ... Lars Eidinger
Grete Trakl ... Peri Baumeister
Albert Brückner ... Rainer Bock
Ludwig Schubeck ... Rafael Stachowiak
Mutter Trakl ... Petra Morzé
Oskar Kokoschka ... Jules Werner
Alma Mahler ... Victoire Metzler
Georgs Wirtin ... Vera Bolek
Fanny: ... Katharina Strasser
Frau Gassner ... Christiane Rausch
Agnes ... Susi Stach


Weitere Infos siehe auch: http://www.tabuesistdieseeleeinfremdesauferden-film.de




 

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