Göttliche Wette
um das Leben
und die Liebe
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Bewertung:
Die phantasmagorische 3D-Animation Manolo und das Buch des Lebens ist einer der ungewöhnlichsten Filme überhaupt und in dieser Form noch nie da gewesen. Er wurde von dem mexikanischen Regisseur Jorge R. Gutierrez inszeniert, der gemeinsam mit Doug Langdale auch das Drehbuch schrieb. Die Story spielt sich auf drei Ebenen ab. In der Rahmenhandlung versucht eine Museumsführerin renitente Kids für die völkerkundliche Kunst zu interessieren und „entführt“ sie in einen geheimen Raum mit knallbunten mexikanischen Ausstellungsstücken. Dort erzählt sie den Kindern die Legende von drei Mexikanern, die seit Kindertagen miteinander befreundet waren und in dem Dorf San Angel in Mexiko gelebt haben sollen.
Manolo stammt aus einer Familie stolzer Stierkämpfer. Es wird von ihm erwartet, dass er diese Tradition weiterträgt, aber Manolo spielt viel lieber Gitarre, anstatt Stiere zu töten. Joaquin soll ein heldenhafter Soldat werden, wie seine Vorväter. Beide lieben Maria, die eigenwillige Tochter eines mächtigen Generals. Während die Kinder im Museum noch so animiert sind, wie es den bisherigen Sehgewohnheiten entspricht, ist die Märchenwelt von extremer Buntheit mit sehr holzschnitthaften Figuren, die ungewöhnliche Proportionen haben, die an frühe mexikanische Kunst erinnern. Ein Wagnis, das aber sehr gelungen ist, man gewöhnt sich schnell daran und kann trotz der leicht distanzierenden Wirkung an ihrem Schicksal Anteil nehmen, das beispielhaften Charakter hat.
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Halten zusammen: Manolo, Joaquin und Maria | © Twentieth Century Fox Germany
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Manolo, Joaquin und Maria sollen den Erwartungen ihrer Eltern entsprechen und werden nicht gefragt, was sie wollen. Sie wollen aber für ihre Träume einstehen. Insbesondere die beiden Jungs wollen Maria als spätere Ehefrau für sich gewinnen, aber die kann sich zwischen den beiden Charmebolzen nicht entscheiden. Nachdem sie ihren Vater verärgert hat, wird sie für Jahre nach Spanien geschickt, um dort eine gute Erziehung zu genießen. Die Geschichte der drei Freunde ruft zwei Herrschaften aus der Geisterwelt auf den Plan. La Muerte ist die Herrin des farbenfrohen Reiches der Erinnerten, ihr Noch-Ehemann Xibalba, der Herr des trostlosen Reiches der Vergessenen. Sie gehen eine Wette ein: Xibalba glaubt, dass der heldenhafte Joaquin das Herz von Maria gewinnen wird, La Muerte glaubt an den musikalischen Manolo.
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Galanter Bösewicht: Xibalba verehrt La Muerte | © Twentieth Century Fox Germany
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Der Ausgang dieser Wette wird auch Auswirkungen auf die Lebenden haben. Wenn der „dunkle“ Xibalba gewinnt, wird er zum Herrscher des Reiches derer, die erinnert werden. Da Xibalba aber ein Gauner ist, der schummelt und täuscht, wäre das für die Menschen nicht so gut.
Dann treten zwei Ereignisse ein, die die Lebenden beeinflussen. Xibalba pfuscht, und so stirbt Manolo, weil er Maria fälschlicherweise im Reich der Toten wähnt. Dann bedroht die Banditenbande um den grausamen Anführer Schakal das Dorf. Da ist natürlich ein Soldat wie Joaquin gefragt, den Xibalba durch einen Trick unverwundbar werden lässt.
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Der Kerzenmann verwaltet das Buch des Lebens | © Twentieth Century Fox German
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Es sieht schlecht aus für Manolo, denn Xibalba scheint zu gewinnen. Doch Manolo trifft im Reich der Toten auf den Kerzenmann, der das Buch des Lebens verwaltet, in dem die Geschichte jedes einzelnen Menschen eingetragen ist. Der Kerzenmann will ihm helfen, in das Reich der Lebenden zurückzukehren. Doch dazu muss Manolo harte Prüfungen bestehen. Da sind z. B. die vielen unschuldigen Stiere, die seine Vorväter in Stierkämpfen getötet haben, die es zu versöhnen gilt!
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Manolo und das Buch des Lebens spielt am Tag der Toten in Mexiko. Anders als in unserem Kulturkreis wird dieser farbenfroh und fröhlich begangen. Man würdigt seine Ahnen und seine Abstammung in Anlehnung an die Festlichkeiten der indigenen Völker von Mexiko an diesem Tag. La Muerte, die Totengöttin, wird verehrt, denn sie regiert über das Reich der Toten, an die sich erinnert wird. Das ist so eine Art Paradies. Anders ist das Reich der Vergessenen, über das – noch – Xibalba herrscht. Seine Toten sind verloren. Diese Szenen sind behutsam animiert und inszeniert, da es ein Familienfilm ist, der trotz des Themas ab 6 Jahren freigegeben werden konnte. Man kann durchaus von dem spontanen Umgang der Mexikaner mit ihren Toten lernen, die zwischen den Welten der Lebenden und der Toten nicht so stark trennen wie wir.
In erster Linie geht es aber um das Erwachsenwerden und das Einstehen für seine Träume und für die Freundschaft. So müssen unsere Helden und Heldin sich dem aussichtslosen Kampf gegen die Banditenbande stellen, der sich die Dorfbewohner hilflos ausgesetzt fühlen. Dazu müssen sie erst einmal ihre Angst und ihre Selbstzweifel überwinden und nicht so sehr gegen die Räuber, sondern eher für die Liebe und für ihre Lieben kämpfen.
Gutierrez hat hier ein Feuerwerk an Farben und Ideen gezündet, sorgt für viel Aufregung und Spannung, schafft es aber trotzdem, in den stillen Momenten zu berühren.
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Helga Fitzner - 17. Februar 2015 ID 8446
Weitere Infos siehe auch: http://www.fox.de/manolo-und-das-buch-des-lebens
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