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Schwules Kino

...lässt kalt



Bewertung:    



Mit 17 machte Christian Slater Furore als junger Klosternovize an der Seite von Sean Connery in der Verfilmung von Der Name der Rose. Jetzt – 30 Jahre später - spielt er den Porno-Produzenten Stephen (King Cobra), der seinen neuen - 17jährigen - Schützling begrüßt mit „Ich bin ein alter Mann“. Wenn er den vermeintlich 18jährigen und ebenso hübschen wie schüchternen, aber auch ob seiner Attraktivität geschmeichelten und selbstverliebten Buben namens Sean Paul Lockhart (gespielt vom 24jährigen einstigen Kinderstar Garrett Clayton) erstmals in Shorts filmt und ihm später eine Kette mit dem goldenen Namenszug BRENT schenkt, kann man als unbedarfter Zuschauer kaum ahnen, in welchem Blutbad das Ganze enden wird. Doch Slater spielt die Abgründe auch der Eifersucht, die in wilder Fahrt mit seinem Maserati kulminieren, hinter der Fassade eines vermeintlich biederen Gesichts, das schon nach einer halben Stunde zur Kenntlichkeit entstellt wird, als der Produzent den Pornstar unverhohlen seine Abhängigkeit spüren lässt.

Nach der Hälfte des kleinen B-Movies nach wahren Begebenheiten (der heute 30jährige Sean Paul Lockhart drehte tatsächlich bis 2010 Pornos und ist heute als Filmregisseur und Schauspieler tätig) beginnt das Ganze aus dem Ruder zu laufen. Dann nämlich, als Brent Corrigan – so Seans Name als Star schwuler Pornos für „Cobra“ – entdeckt, dass sein „Mentor“ Unsummen an ihm verdient, aber ihn nicht angemessen beteiligt. Der Versuch zur Konkurrenz zu gehen, also zu den „ViperBoyz“ names Joe (James Franco) und Harlow (Keegan Allen), scheitert nicht zuletzt an den Rechten, die sich King Cobra am Namen Brent Corrigan gesichert hat. Regisseur Justin Kelly wechselt immer wieder durchaus raffiniert zwischen den parallelen und doch so unterschiedlichen Welten der beiden „Paare“, zeigt auf, wie Abhängigkeiten entstehen, wechseln oder sich in ihr Gegenteil verkehren.

Berühmt geworden ist James Franco alias Joe nicht nur mit 127 Stunden, in denen er - auch für den Zuschauer quälend - sich mühsam aus einer Felsspalte befreit, indem er sich die Hand abschneidet, oder Howl (in dem er Allan Ginsberg spielt), sondern auch mit schwulen Filmen wie Milk, in dem er den Liebhaber Harvey Milks (Sean Penn) darstellt, oder seinem eigenen Film Interior Leather Bar, der verschollenen Szenen aus „Crusing“ auf der Spur ist. Hier nun spielt Franco den Porno-Produzenten von „ViperBoyz“ mit flackernden Augen und einem immer wieder die Mundwinkel geradezu wie von selbst auseinander treibenden diabolisch glitzerndem Lachen, das nichts Gutes verheißt. Er ist aufbrausend, flucht wild und rastet - hoch verschuldet – schließlich aus, als sein teures Auto gepfändet wird.

Obwohl schwules Begehren und schwuler Sex durchaus deutlich gezeigt werden, man zusehen darf, wie etwa am Pool neckische Porno-Film-Bilder entstehen, wie sie sich später auf dem Bildschirm des PCs ausnehmen oder ein Dreh abgebrochen wird, bleibt der Film Justin Kellys, der mit Franco auch schon I am Michael über den einstigen Gay-Aktivisten Michael Glatze gedreht hat, auf dem Papier jugendfrei. Umso deutlicher schärfen sich die Bilder im Kopf – und das ist meist nicht gerade angenehm.

Der Film kreist immer dichter um seine Protagonisten, lässt aber dennoch kaum Einblicke in ihre Psyche zu und macht das Motiv der skrupellosen Geld- und Machtgier zum beinahe alleinigen Antrieb des Handelns. Am ehesten berührt vielleicht Keegan Allen, wenn er Harlows Verletzungen eines nicht mehr ganz jungen Mannes mit schwieriger Vergangenheit, der des Pornodrehs überdrüssig ist, zeigt, und wie er dann zum Verführer, Rächer und Erpresser wird, der schließlich alles verliert.

Weil der Zuschauer aber trotzdem für keinen der Protagonisten wirklich Sympathie aufbringen kann, auch nicht für den jungen Brent, lässt der Film trotz des Gewaltexzesses am Schluss eigentümlich kalt; aber vielleicht ist gerade diese kühle Betrachtung beabsichtigt. Da verstört danach das emphatische „Love me forever, i will always love you“ um so mehr - eine Bearbeitung des Schubertschen Ave Maria, gesungen von Tim Kvasnosky, von dem auch der übrige, sonst fiebrig pochende Soundtrack stammt.



Christian Slater und Garrett Claytonin King Cobra | (C) Salzgeber & Co. Medien GmbH

Klaus Kalchschmid - 19. Januar 2017
ID 9794

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