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Film-Kurzkritiken

...den Widrigkeiten des Lebens

mit Humor begegnen

Drei neue Filmkomödien aus Frankreich

Der 14. Juli ist in Frankreich ein Nationalfeiertag, an dem die Errungenschaften der Französischen Revolution und die Solidarität der Franzosen untereinander gefeiert werden. An diesem Tag wollten wir ursprünglich die Besprechungen von drei Filmkomödien aus Frankreich online stellen - warteten jedoch wegen des Anschlages in Nizza erst mal ab. Inmitten des Schocks und der Trauer erschien uns eine Veröffentlichung zunächst unpassend, doch gleichzeitig fragten wir uns: Wem würde das nützen? Eigentlich nur denen, die das zerstören wollen, was uns als Menschen ausmacht. Frankreich ist nicht nur das Land des Terrors, des wieder verlängerten Ausnahmezustands und des hohen Polizeiaufgebotes.

Die drei [nachfolgend besprochenen] Filme zeigen Frankreich als eine Nation mit hervorragenden Künstlern, vor und hinter der Kamera, ein Volk mit Problembewusstsein, aber auch mit Stärke und Humor. Dieses Frankreich wollen wir unterstützen. Der Opfer und ihrer Angehörigen gedenken wir deshalb nicht weniger.




In diesem Sommer starten gleich drei beschwingte Filme, die in Frankreich schon großen Erfolg verbuchten. Gemeinsam ist ihnen das charakteristische Talent der französischen Autoren und Filmemacher, aus kleinen Alltagsgeschichten oder einer zündenden Grundidee abendfüllendes Kino zu erschaffen. Ihre Komödien können auf intelligente Art unterhalten, doch es ist auch immer ein Schuss Gesellschafts- und Sozialkritik dabei. Wunderbaren Schauspieler und Schauspielerinnen gelingt es, den Widrigkeiten des Lebens mit Humor zu begegnen.


* * *

Unterwegs mit Jacqueline
Regie: Mohamed Hamidi

(Kinostart: 14. Juli)


Bewertung:    


Der Kleinbauer Fatah (Fatsah Bouyahmed) lebt in einem algerischen Dorf, wo er sich und seine Familie, so gut es geht, durchbringt. Er ist ein eher unauffälliger Geselle, aber er hat einen Spleen, über den sich das ganze Dorf lustig macht. Er hängt mit Hingabe an seiner einzigen Kuh Jacqueline, die er hegt und pflegt. Eines Tages wird sein großer Traum wahr und er darf mit ihr auf die Landwirtschaftsausstellung in Paris. Da er kaum finanzielle Mittel hat, marschiert er von Marseille aus zu Fuß mit ihr nach Paris. Auf seinem Weg trifft er jede Menge Leute, mit denen es zu amüsanten Kulturclashs kommt. Im Zentrum steht die Freundschaft des naiven und lebensfrohen Kleinbauern mit dem depressiven Grafen und Schlossherrn Philippe (Lambert Wilson) und Begegnungen mit französischen Bauern, die vor großen Problemen stehen. Während einer Protestaktion der Bauern wird Fatah unschuldig inhaftiert und verliert Jacqueline... Längst sind aber die Medien auf ihn aufmerksam geworden, und Fatah und Jacqueline sind zu Stars der Social Media avanciert.

Der französische Regisseur Hamidi ist Sohn algerischer Einwanderer und hat es mit dem Film geschafft, kulturelle und gesellschaftliche Brücken zu bauen: „Wie in den besten Fabeln sollte alles nur angedeutet sein und nicht mit dem Holzhammer kommuniziert werden. In unseren bewegten Zeiten, in denen bestimmte Kräfte versuchen, Religionen und unterschiedliche Lebensweisen gegeneinander auszuspielen, wollte ich zeigen, dass es Menschen jeglicher Couleur sehr wohl möglich ist, zusammenzuleben und Dinge zu teilen, ungeachtet der kulturellen Unterschiede, des gesellschaftlichen Status oder des Glaubens.“



Jacqueline mit dem Grafen Philippe (Lambert Wilson), Fatahs Schwager Hassan (Jamel Debbouze) und ihrem Halter Fatah (Fatsah Bouyahmed) | © Jean-Claude Lother


*

Frühstück bei Monsieur Henri
Regie: Ivan Calbérac

(Kinostart: 21. Juli)


Bewertung:    


Constance (Noémie Schmidt) stammt aus der Provinz und bekommt nichts auf die Reihe. Ihre Eltern haben für sie vorgesehen, dass sie eines Tages deren Gemüsestand auf dem Markt übernimmt, doch Constance träumt von einer besseren Zukunft. Sie geht nach Paris, um dort zu studieren. Da sie aufgrund chronischer Prüfungsangst immer durchfällt, ist das ein unsicheres Unterfangen. Sie besitzt keinerlei finanzielle Mittel und erklärt sich damit einverstanden, zu einem günstigen Preis bei dem Rentner Henri (Claude Brasseur) zu wohnen und dafür auf dessen Medikamenteneinnahme zu achten. Der alte Witwer ist aber ein notorischer Grantler und völlig unzugänglich, seitdem er seine Frau verloren hat. Der ehemalige Buchhalter ist pedantisch und ordnungsliebend, während Constance chaotisch und planlos ist. Sie gerät immer mehr zwischen die Fronten des Familienkriegs zwischen Monsieur Henri und seinem Sohn Paul (Guillaume de Tonquédec). Henri will seine Schwiegertochter Valerie (Frédérique Bel) los werden. Er hält sie für dumm und will nicht eines Tages einen dummen Enkel bekommen. Da Constance die Miete nicht bezahlen kann, lässt sie sich auf einen Deal ein. Sie kann ein paar Monate mietfrei wohnen, wenn sie Paul umschmeichelt und dessen Ehe kaputt macht. Sie erkennt aber, dass Valerie und Paul einander wirklich lieben und gerät in Gewissenskonflikt. Irgendwann intrigiert jeder gegen jeden, doch hinter all dem Granteln, Streiten und Manipulieren stecken ganz andere Motive. Irgendwo ganz tief versteckt ist da unendlich viel Liebe und Fürsorge füreinander.

Regisseur Ivan Calérac erklärt: „Es geht um Wohnungsnot, was in gewisser Weise der soziale Kontext des Films ist. Es handelt auch von universellen Themen, von Herkunft, von Selbstverwirklichung... Wie trägt man etwas zur Welt bei, während man in ihr seinen Platz findet und sein persönliches Talent ausdrückt?“



Der Haussegen hängt schief. Henri (Clause Brasseur) hat sich mit Constance (Noémie Schmidt) gegen seine Schwiegertochter und seinen Sohn Paul verbündet | © Studio Canal


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Willkommen im Hotel Mama
Drehbuch und Regie: Éric Lavaine

(Kinostart: 11. August)


Bewertung:    


Mann weg, Job weg, Vermögen weg, Wohnung weg. Und obendrein ist Stéphanie (Alexandra Lamy) auch noch 40 geworden. Bei der Jobvermittlung macht man ihr keine Hoffnung, und auch Freunde ziehen sich von ihr zurück. Stéphanie hat keine Wahl, sie muss zurück zu ihrer verwitweten Mutter. [Der deutsche Verleihtitel ist unglücklich gewählt und irreführend]. Plötzlich ist die bislang so erfolgreiche Geschäftsfrau wieder Kind, und der Generationenkonflikt treibt wunderbare und amüsante Blüten. Denn ihre temperamentvolle Mutter Jacqueline (Josiane Balasko) benimmt sich zunehmend seltsam, was auch ihren beiden anderen Kindern auffällt. Die halten für Demenz, was in Wahrheit eine langjährige Liebschaft ist, die Jacqueline ihren Kindern verheimlicht und nach einer Gelegenheit sucht, es ihnen zu eröffnen. Das gemeinsame Essen mit allen drei Kindern wird von Streitigkeiten und Missgunst überlagert. Und obwohl sie schon lang erwachsen sind, können sich ihre Kinder die Sehnsucht ihrer alten Mutter nach Liebe und Sexualität nicht vorstellen. Mit leichter Hand inszeniert Lavaine die Absurditäten der Geschäftswelt und der Familie.

Éric Lavaine erklärt: „Der Begriff 'Generation Bumerang' klingt ja an sich eher lustig, aber dahinter verbirgt sich eine Menge Drama... Die Betroffenen werden zweifach bestraft. Sie werden nicht nur mit ihrem eigenen Versagen konfrontiert, weil es echt erniedrigend ist, in sein altes Kinderzimmer zurückkehren zu müssen, hinzu kommen nicht selten noch Geschwister, die es ihnen übelnehmen.“




Das Familienessen wird zum Desaster, rechts Jacqueline (Josiane Balasko) und ihre Tochter Stéphanie (Alexandra Lamy) | © Nathalie Mazeas


Helga Fitzner - 17. Juli 2016
ID 9438


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