Ein Augenblick Liebe ist eine bittersüße Romanze, bei der lange nicht klar ist, welche Note überwiegen wird
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Bewertung:
Mann trifft Frau, beide sind begeistert. Frau trifft Mann zufällig wieder - was soll da noch schiefgehen, wenn es auf der Leinwand und nicht im Leben geschieht und es sich bei Mann und Frau um Francois (Ziemlich bester Freund) Cluzet und Sophie (La Boum) Marceau handelt? Die kriegen sich, ist nur die Frage, wie. Denkste! scheint dieser Film zu sagen, der wegen seines Themas und seiner Raffinesse natürlich nur aus Frankreich stammen kann.
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Ein Augenblick Liebe - Foto (C) Alamode Film Verleih
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Wer heutzutage eine Liebesgeschichte noch halbwegs originell oder auf ungewöhnliche Weise erzählen will (erst Recht als Franzose oder Französin), der oder die kann zum Beispiel den Ausgang der Geschichte lange Zeit in der Schwebe halten, mit den filmischen Mitteln herumspielen oder Schauspieler verpflichten, die ein spezielles Image mitbringen. Die Regisseurin Lisa Azuelos nutzt alle drei Kniffe, und damit gelingt ihr zwar nun kein Meilenstein des romantischen Genres, aber doch ein anrührendes Drama, das die ausgetretenen dramaturgischen Pfade geschickt zu umgehen weiß. Teilweise werden sie sogar bewusst herausgestellt bzw. bebildert, nur um sogleich konterkariert zu werden. So wird bereits die schnelle Szenenfolge am Anfang, die den Verlauf vom ersten Schäferstündchen des heimlichen Paares bis hin zur Scheidung des untreuen Familienvaters reicht, als dessen Tagträumerei entlarvt. Derlei visuelle Übertritte in das Reich der Fantasie der Beteiligten geschehen häufiger in diesem Film und werden auch formal geschickt eingebunden (wie die Kamera von Alain Duplantier und der Schnitt von Stan Collet genrell mit großer Sorgfalt eingesetzt werden).
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Ein Augenblick Liebe - Foto (C) Alamode Film Verleih
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Jedenfalls entwickelt sich diese vermeintlich eindeutige Liebesgeschichte - das Paar ist sich nach der zweiten Begegnung seiner gegenseitigen Gefühle sicher und scheint geradezu magisch einander zuzustreben - komplizierter und widerspenstiger als der handelsübliche Verschnitt.
Stattdessen nehmen Drehbuch (!) und Regie die Ängste und Zweifel vor allem des verheirateten Mehrfachvaters ernst und machen daraus eine Art Echterdinger Springprozession: Kaum haben sich die Figuren zwei Schritte aufeinander zu bewegt (und sei es durch einen der etwas zu häufigen Zufälle in der Geschichte), springt die Dramaturgie einen zurück. Gerade, weil die Herzensangelegenheit bei Beiden so tief geht, stehen die Liebenden vor schwierigen Herausforderungen: Wieso und wie soll man auf Lustgewinn verzichten, wenn das Verlockende doch so nahe ist? Es könnte doch alles so schön sein!
Die tragischen Untertöne ergeben sich auch aus dem Alter der Charaktere; sie sind nicht mehr jung genug, um alles andere aufzugeben, alles als neues Spiel, neues Glück aufzufassen. Für die bittersüße Balance, die bis zum überraschenden Schluss durchgehalten wird, kann man zusammen mit der formalen und schauspielerischen Qualität des Films vier Sterne vertreten.
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Ein Augenblick Liebe - Foto (C) Alamode Film Verleih
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Max-Peter Heyne - 6. August 2014 ID 7997
Weitere Infos siehe auch: http://www.einaugenblickliebe.de
Post an Max-Peter Heyne
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