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Hollywood

Ein Mantra

für Mut und

Güte



Bewertung:    



Die Walt Disney Company hatte schon länger die Absicht, eine Realverfilmung ihres animierten Märchenklassikers Cinderella von 1950 anzugehen. Doch das ist gar nicht so einfach, wie man glauben mag. Die Zeichentrickversion wurde von den legendären „Neun alten Männern“ entwickelt und gezeichnet und gehört immer noch zu den besten Zeichentrickfilmen aller Zeiten. Wie will man aber heute mit einer Kerze Aufmerksamkeit erzielen in einer (Kino-)Welt, die von Blitzschlägen und Feuersbrünsten dominiert wird. Und wie will man eine uralte und so bekannte Geschichte, wie die von Aschenputtel, so inszenieren, dass sie auch für ein heutiges Publikum noch interessant ist. Disney hat zu diesem Zweck einige der talentiertesten Meister ihres Fachs zusammengebracht, allen voran Kenneth Branagh als Regisseur, Jungstar Lily James (Downtown Abbey) als Cinderella, Cate Blanchett als Stiefmutter, Derek Jacobi als König, Helena Bonham Carter als chaotische Fee und viele andere mehr.



Eine rauschende Ballnacht: Cinderella (Lily James) und der Prinz (Richard Madden) sind verliebt | © The Walt Disney Company


Branagh erliegt nicht der Versuchung, den Film mit den heutigen technischen Möglichkeiten zu überfrachten. Sie sind nie Selbstzweck, sondern fügen sich gut in die bewusst und im positiven Sinne altmodische Herangehensweise. Die Computeranimierung der Mäuse, Helena Bonham-Carters Wandel von einer Bettlerin zur Guten Fee und die Verwandlung eines Kürbisses in eine goldene Kutsche sind so geschickt gemacht, dass die dafür erforderliche Technik unauffällig im Hintergrund bleibt. Der Kameramann Haris Zambarloukos filmte nicht digital, sondern verwendete 200 Asa und 50 Asa Filmmaterial, und auch der Szenenbildner Dante Ferretti und Kostümdesignerin Sandy Powell griffen in die Zauberkiste ihrer Fähigkeiten, um das Paradoxon eines modernen Retro-Looks zu bewerkstelligen. Insbesondere die Kostüme von Cate Blanchett als modebewusste Stiefmutter sind ein Hingucker.

Chris Weitz hat in seinem Drehbruch den statischen Märchenfiguren eine Persönlichkeit auf den Leib geschrieben, denen die Schauspieler unter der Regie von Kenneth Branagh so etwas wie echtes Leben einhauchen. Am Anfang sind die Zustände noch paradiesisch. Die kleine Ella (später Cinder-Ella – Aschen-Ella) lebt mit ihren Eltern auf einem kleinen Gut. Von ihnen lernt sie, stets Mut zu haben und Güte zu zeigen. Als ihre Mutter früh stirbt, macht Ella das zu ihrem Vermächtnis. Das fällt ihr aber zusehends schwer, als ihr gutmütiger Vater eine Witwe mit zwei erwachsenen Töchtern heiratet, die über alles die Nase rümpfen. Nachdem auch Ellas Vater stirbt, muss ihre Stiefmutter das Personal entlassen und Ella wird nach und nach zur Dienstmagd degradiert.



Cinderella (Lily James) muss ihrer Stiefmutter (Cate Blanchett) als Dienstmagd zur Verfügung stehen | © The Walt Disney Company


In der Märchenwelt ist die Rolle der Frau nicht gesichert. Die Stiefmutter muss zusehen, wie sie sich und ihre Töchter durchbringt, wozu auch eine gute Partie als Ehemann gehört. Ihre Ehe mit Ellas Vater war von ihrer Seite her offensichtlich keine Liebesheirat. Trotzdem ist sie eifersüchtig auf die Liebe, die Ella und ihr Vater für Ellas verstorbene Mutter und ihr Zuhause hegen. Das ist auch der Grund, warum Ella nach dem Tod des Vaters nicht einfach weggeht, weil hier ein Stück ihrer Identität liegt. Trotz vieler Erniedrigungen bleibt Ella ihren Grundsätzen treu, auch als sie eines Tages im Wald auf einen Fremden trifft. Sie erzählt ihm sogar von der Bedeutung der Tugenden Mut und Güte. Dass es sich bei dem Fremden um den Prinzen handelt, der sich unsterblich in sie verliebt hat, weiß sie zunächst nicht. Der Prinz möchte Ella unbedingt wiedersehen, da er aber nicht weiß, wer sie ist, lädt er alle heiratsfähigen Frauen seines Königreichs zu einem Ball ein. Nachdem Ella von ihrer Stiefmutter daran gehindert wurde, auch auf den Ball zu gehen, verhilft ihr die Gute Fee zu einem Ballkleid und einer Kutsche.



Schwere Entscheidung: Gemeinsam mit seinem Vater (Derek Jacobi) berät der Prinz (Richard Madden), ob er seinem Herzen oder der Staatsräson folgen soll | © The Walt Disney Company


Der König (Derek Jacobi) ist gar nicht davon angetan, dass sein Sohn sich in eine Frau verliebt hat, die nicht standesgemäß ist. Doch Vater und Sohn sind einander so zugetan, dass der Vater letztendlich nachgibt. Nur dazu müssen sie die unbekannte Schöne erst mal finden, die nach dem Ball um Mitternacht plötzlich verschwunden ist. Mut und Güte zeichnen auch den Königshof aus bis auf einen. Der Großherzog (Stellan Skarsgård) versucht alles, die Ehe des Prinzen mit Ella zu verhindern. Am Ende werden die Stiefmutter und der Großherzog aus dem Königreich verbannt, aber eigentlich waren sie so und so nie Teil dieser von Courage und Mitgefühl geprägten Welt.

Während in den Märchen generell die Bösen bös sind und die Guten gut, haben in dieser Verfilmung von Cinderella die Bösen wenigstens die Wahl. Nur nutzen sie diese Wahlmöglichkeit nicht. Diejenigen aber, die sich für das Gute entschieden haben, feiern jetzt Hochzeit. Und wenn sie nicht gestorben sind, wählen sie noch heute. Cinderella ist opulent bebildeter, beschwingter, teils witziger Familienspaß.


Helga Fitzner - 11. März 2015
ID 8491
Weitere Infos siehe auch: http://filme.disney.de/cinderella-2015


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