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Am 18. November 1972 trat Rex Gildo (1936-1999) erstmals in der DDR auf, und zwar in der TV-Show Ein Kessel Buntes. Der DFF ließ damals nacheinander West-Stars, die dem Ostler freilich durch das Westfernsehen und den Westhörfunk, die er bereitwillig empfing, sattsam bekannt waren, zur selbstbestätigenden Toleranz oder sogar Weltoffenheit für viel, viel Geld antanzen; und dann sangen sie zumeist, und meistens auch nur Playback, ihre eingängigsten Hits, und schwuppdiwupp waren sie auch schon wieder drüben, als sei nichts geschehen... Ich verfolgte diesen Fernsehauftritt seiner Zeit als Kind, und meine Mutter, die dann allerdings viel mehr auf Ricky Shayne mit Mamy Blu abfuhr, meinte zu mir, dass ich mich bloß nicht täuschen lassen sollte, weil: "Die Haare von dem, glaube mir, die sind bestimmt nicht echt, das sieht ja wohl ein Blinder mit 'nem Krückstock."

In der Tat:

Die Aufklärung erfolgte nun - für mich nach Jahren und Jahrzehnten - auf den Fuß, Rex trug nämlich eine Perücke. Kilian Berger (als der junge Rex) rastete plötzlich aus, weil ihm, so wie er meinte, seine Haare büschelweise ausgingen; ja und so meinte schlussendlich Ben Becker (als Fred Miekley, der der Liebhaber und Manager von Rex gewesen war), dass man das mit einem Toupet, einer Perücke gut kaschieren könnte, und die Welt des aufstrebenden Schlagerstars Rex Gildo wäre somit erst einmal wieder in Ordnung.

Regisseur Rosa von Praunheim, der das Biopic Rex Gildo - Der letzte Tanz mit sichtbar wenig (materiellem) Aufwand produzierte und auch für das Drehbuch mitzeichnete, lässt das viel zu kurze Leben des von ihm Behandelten in einer für ihn typisch handwerklichen Mischung aus Archivaufnahmen, Interviews mit Zeitzeugen und nachgestellten Spielszenen Revue passieren; im Filmvorspann heißt es daher: "Frei erzählt nach wahren Begebenheiten".

Ja und Praunheim hätte sich womöglich nie für die Geschichte dieses Mannes, der an der Verheimlichung, aber nicht an der Leugnung seiner Homosexualität zeitlebens laborierte oder sogar litt, interessiert, hätte es Gildos Schwulen-Problematik nicht gegeben. Er begründet diesen sexuellen Abverdrängtheitsmechanismus "seines" Stars mit jener piefig-prüden und für damalige westdeutsche Verhältnisse unaufgeklärten Zeit, in der der Gildo leben und Karriere machen musste, und obgleich er gegen Ende seines Lebens - und nachdem er seine Liebes-Stütze Fred Miekley, welcher 11 Jahre vor ihm starb, verlor - die Münchner Schwulenszene hin und wieder frequentiert haben soll. Die Regenbogenpresse-Journalistin Gudrun Gloth, Rex Gildos frühere Gesangspartnerinnen Conny Froboess und Gitte Henning standen ihm da, nicht nur diesbezüglich, mit authentischen Erinnerungen Rede und Antwort.

Die womöglich letzten Minuten des unter Alkohol und Drogen sichtlich gealterten Schlagerstars (verkörpert von Kai Schumann) - und nachdem er sich Florian Korty (einen ihn vormals angehimmelt habenden jugendlichen Fan und späteren Chauffeur und Privatsekretär) gönnte - gipfeln, wie in der journalistisch überlieferten Vorlage, in Gildo's Fenstersturz, welchen der Selbstmörder nicht überlebte.

*

Als Rahmenhandlung dient dem Praunheim übrigens ein Damen-vom-Grill-Trio mit Christiane Ziehl, Eva-Maria Kurz und Monika Hanser, die am Grabstein "ihres" Rex partout nicht wahrzuhaben bereit sind, dass ihr Traumidol halt nicht auf Frauen, sondern mehr auf Männer stand; am Ende geben sie dann allerdings ihren absurden Widerstand zu Ehren des Verblich'nen auf.

Informativ und unterhaltsam.



Kilian Berger (als junger Rex) und Sidsel Hindhede (als junge Gitte Henning) in dem Film Rex Gildo - Der letzte Tanz von Rosa von Praunheim | (C) missingFILMs

Bobby King - 28. September 2022
ID 13822
Weitere Infos siehe auch: https://www.missingfilms.de


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