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Europäisches Judentum im Film

Hart erkämpfte

Gerechtigkeit



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Es gibt keine wirkliche Wiedergutmachung für das, was den jüdischen Mitbürgern während des Dritten Reiches angetan wurde. Wenn sich nun aber eine juristische Möglichkeit auftut, einen Teil der ihnen von den Nationalsozialisten geraubten Kunst zurück zu bekommen, ist das vielleicht eine Erwägung wert. Die Frau in Gold von Regisseur Simon Curtis bezieht sich auf ein reales Gemälde des österreichischen Jugendstilmalers Gustav Klimt: Adele Bloch-Bauer I von 1907. Es war so berühmt, dass es als Ikone der kulturellen Identität Österreichs galt, als die „Mona Lisa Österreichs“. Die Familie Bauer gehörte zum jüdischen Großbürgertum in Wien, und Adele Bauer war die Tochter eines Bankdirektors und später die Ehefrau des Zuckerfabrikanten Ferdinand Bloch. Im Salon der Familie gingen auch viele Künstler ein und aus, so wurde Adele Bauer mehrfach das Modell für Werke Gustav Klimts. Adele Bloch-Bauer verstarb 1925 an einer Hirnhautentzündung und musste nicht erleben, wie später ein großer Teil ihrer Familie deportiert und ermordet wurde. Neben anderen Wertgegenständen wurde auch das Gemälde von Klimt geraubt und hing bis vor einigen Jahren im Wiener Belvedere Museum, als Sinnbild österreichischen Nationalstolzes. - Bis eines Tages Adeles Nichte Maria Altmann, die während des Zweiten Weltkrieges in die USA flüchten konnte, als David den Kampf gegen den Goliath österreichischer Behördenwillkür aufnahm und in mehreren Instanzen die Rückgabe dieses und anderer Gemälde einklagte.

Maria Altmann wurde 1916 in Wien geboren und war schon betagt, als sie 1998 feststellte, dass es eine Chance gab, die Beutekunst aus ihrer Familie zurück zu erlangen. Sie setzte auf den jungen Anwalt Randy Schoenberg, Enkel des Komponisten Arnold Schönberg, der den Fall zunächst sehr zögerlich beginnt.



Maria Altmann (Helen Mirren) und Randy Schoenberg (Ryan Reynolds) vor dem Gemälde der Adele Bloch-Bauer | © Square One Entertainment


Die Frau in Gold ist für ein großes Kinopublikum konzipiert und behandelt das Thema Holocaust entsprechend sacht, in einer Mischung aus Abenteuer- und Gerichtsfilm. Zwei deutsche Schauspieler können sich darin profilieren. Daniel Brühl als österreichischer Journalist Hubertus Czernin, der hilft, wichtige Dokumente aus Wiener Archiven zu besorgen und damit wohl sein Trauma als Nachfahre der Tätergeneration bearbeitet. (Der reale Journalist Hubertus Czernin hatte sehr viel maßgeblicheren Einfluss auf den Prozess als im Film dargestellt). Justus von Dohnanyi spielt einen Prozessgegner, der vehement um den Erhalt des Gemäldes für Österreich kämpft und blind ist für die menschliche Seite des Verfahrens und die Täterschaft der Österreicher.

Die Stadt Wien ist in geschönte Bilder eingetaucht, die im Gegensatz zu den Seelenqualen stehen, die Maria Altmann aussteht, als sie das erste Mal nach ihrer Flucht während des Krieges dorthin zurückkehrt. Helen Mirren schafft es aber der Figur Tiefe zu verleihen in dem sonst eher seichten Unterhaltungsfilm. Als sich die Gerichte, Behörden und auch das österreichische Museum mit Händen und Füßen gegen die Rückgabe sperren, wird sie entmutigt. Sie hat Angst, nach all dem, was ihr und ihrer Familie nach dem Holocaust angetan wurde, nun ein weiteres Mal gedemütigt zu werden. In einer dunklen Stunde erkennt sie, dass ihr der Besitz der Bilder die ermordete Familie und die verlorene Heimat nicht ersetzen können. Zum Schluss kämpft sie aber für ihren Anwalt Randy Schoenberg weiter, der sich durch den gewonnenen Prozess profilieren kann. 2006 erging das endgültige Urteil, dass alle fünf Klimt-Gemälde aus dem Besitz der Bauer-Blochs an deren Erbin Maria Altmann zurückgegeben werden mussten. Das war ein wichtiges Urteil wegen der generell sehr schleppenden Rückgabe von Beutekunst.




Gewonnen: Nach vielen Jahren und einem zähen Kampf haben Randy Schoenberg (Ryan Reynolds) und Maria Altmann (Helen Mirren) und Journalist Hubertus Czernin (Daniel Brühl) endlich die geraubten Bilder zurück. | © Square One Entertainment


Man stellt sich schon die Frage, ob sich eine alte Frau, wie Maria Altmann, nicht lieber einen schönen Lebensabend in den USA machen sollte, anstatt sich den Dämonen ihrer Vergangenheit auszusetzen und einen zwischenzeitlich nicht sehr aussichtsreichen Prozess zu führen. Vielleicht hat das mit dem jüdischen Glauben zu tun. Das hebräische Wort Tzedaka heißt Gerechtigkeit, aber auch Wohlfahrt. Es steckt ein sehr sinnreiches und vielschichtiges Konzept dahinter. Die Gerechtigkeit soll durch Wiedergutmachung erreicht werden, und die wiederhergestellte Balance führt letztendlich zu Frieden. Jeder Jude soll von dem etwas abgeben, was Gott ihm anvertraut hat, um mitzuhelfen, die Welt zu heilen.

Maria Altmann verkaufte das Klimt-Gemälde, das nun in der Neuen Galerie in New York öffentlich zugänglich ist.

Helga Fitzner - 3. Juni 2015
ID 8685
Weitere Infos siehe auch: http://www.diefrauingold.de


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EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM



 

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