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Ein Mann geht durch die Wüste. Er spricht nicht, er reagiert nicht. Offenbar hat er sein Gedächtnis verloren. Ein Arzt kontaktiert seinen Bruder in Los Angeles. Der reist an, um Travis abzuholen. Nach und nach gewinnt der einzelne Erinnerungen zurück. Er war vier Jahre zuvor verschwunden. Seine Familie dachte, er sei tot. Was mit ihm passiert ist, bleibt lange ein Rätsel.


In der Mitte des Films macht sich Travis zusammen mit seinem achtjährigen Sohn Hunter auf die Suche nach dessen Mutter, die ebenfalls verschollen ist. Elemente des Kriminalfilms mischen sich in die Geschichte. Paris, Texas ist unter anderem ein Film über ein Kind, das sich nach Halt sehnt in einer verwirrenden Welt. Wim Wenders erweist sich, wie schon in dem frühen Schwarz-Weiß-Film Alice in den Städten als einfühlsamer Analytiker der kindlichen Psyche. Und Paris, Texas ist ein Film über ein Phänomen, das im Zeitalter des Bildtelefons und der Webkonferenz alltäglich geworden ist: über die Kommunikation ohne Blickkontakt.


Paris, Texas ist der amerikanischste Film von Wim Wenders. Das stimmt nur partiell. Amerikanisch sind die Landschaften, sind die Bilder, die an Edward Hopper erinnern. Vom Tempo und von der Stimmung her hat Paris, Texas mehr mit Antonionis neun Jahre davor entstandenem Beruf: Reporter gemeinsam als mit irgendeinem amerikanischen Film und erst recht mit Hollywood. Anders aber als in Hammett, in dem der erfahrene Krimiautor Ross Thomas im Auftrag der Produzenten die Absichten von Wenders zu dessen Missvergnügen unterlief, konnte Wenders in Paris, Texas das Amerika, das er seit früher Jugend im Kopf hatte, filmisch gestalten.

Nach dem Tod Rainer Werner Fassbinders im Jahr 1982 und seitdem sich Alexander Kluge ins Fernsehen zurückgezogen hatte, war Wim Wenders der wohl bedeutendste und meistdiskutierte deutsche Filmemacher. Sein Werk ist zu heterogen, als dass man ihn, ohne sträfliche Vereinfachung, ideologisch oder ästhetisch mit einem simplen Attribut einordnen könnte. Er hat im Laufe der Zeit unterschiedliche Verfahren ausprobiert und sich kaum vergleichbaren Stoffen zugewandt, ist immer wieder mal, jedenfalls in den Augen selbst wohlmeinender Kritiker, gescheitert, hat aber dem Konzept des Autorenfilms in einer Weise die Treue gehalten, die Respekt verdient. Er wurde einer der Wortführer bei der Verteidigung eines europäischen Films als Alternative zum ökonomisch viel stärkeren Film der nordamerikanischen Major Companies. Davon zeugt auch Paris, Texas.

Das Drehbuch hat der amerikanische Dramatiker und Schauspieler Sam Shepard geschrieben. An der Kamera stand Robby Müller, der nicht nur von zahlreichen deutschen Regisseuren, sondern auch von Jim Jarmusch oder Lars von Trier verehrt wurde. Was zum Kultstatus dieses Films beigetragen hat, ist allerdings auch die Musik von Ry Cooder, die die Atmospäre der Story und der Bilder kongenial umsetzt.

Jetzt wurde dieses Meisterwerk in digitaler Aufarbeitung neu herausgebracht.
Thomas Rothschild – 20. Mai 2021
ID 12922
Weitere Infos siehe auch: https://www.studiocanal.de/blu-ray/paris_texas-blu-ray_


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= schon gut


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= katastrophal

 


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