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Interview


Im Gespräch mit der französischen Schauspielerin Bernadette Lafont, die in frühen Filmen Claude Chabrols und Francois Truffauts zum Jungstar der „Nouvelle Vague“ der 60er Jahre wurde, über ihre Rolle als 80jährige Drogendealer in Paulette



Bernadette Lafont - Fotoquelle: Neue Visionen Filmverleih


Mme Lafont, haben Sie durch den Film Rezepte für Haschischkekse gelernt?

Bernadette Lafont:
Ich würde sie nicht backen oder probieren, weil ich nicht abschätzen kann, was für eine Wirkung das auf mich hätte. Ich weiß von einem Vorfall in Frankreich, bei dem ein Student seinen Kommilitonen, aber auch seinem Professor, Haschischkekse serviert hat. Das wurde dann doch sehr gefährlich, weil der Professor glaubte, fliegen zu können. Die Feuerwehr musste alarmiert werden, ihn vom Dach herunterholen und in eine Gummizelle stecken. Im Artikel hieß es danach: wie im Film Paulette. Ich habe mich von Drogen immer fern gehalten, auch weil mein Vater Apotheker war und daher um die Gefahren wusste.


Der Film hat ein ziemliches Tempo. Bedeutet das, als Schauspielerin auch sehr schnell in eine Szene hineinzuspringen?

B. L.:
Nicht unbedingt, das Tempo ergibt sich überwiegend aus der Montage. Aber die Paulette aus dem Film ist ohnehin immer gestresst und wie unter Strom. Das liegt an ihrem Temperament, aber auch daran, dass es sich in dem Stadtviertel, in dem sie wohnt, empfiehlt, auf der Straße nicht zu langsam zu sein.


Hat es Ihnen Spaß gemacht, so eine gehässige, widerspenstige Rentnerin zu spielen?

B. L.:
Es gab schon einmal eine französische Komödie, Tante Daniele von 1990, in dem eine alte Frau regelrecht Spaß an der Boshaftigkeit hatte. Aber um die Figur der Paulette und ihre Verhaltensweisen zu verstehen, muss man in die Geschichte Frankreichs blicken. Es gibt bestimmte Regionen dort, wie z.B. die Auvergne, wo die meisten Familienmitglieder durch den industriellen Wandel und die Kriege nicht mehr genügend Arbeit fanden, um dort zu bleiben oder den elterlichen Hof weiter zu betreiben. Viele von diesen Menschen sind nach Paris gegangen und haben z.B. kleine Läden aufgemacht. Eine dieser Menschen, die sich mit Cleverness und Fleiß durchgebissen haben, ist Paulette. Sie stammt aus einem Dorf im tiefsten Frankreich, wo traditionelle Werte etwas gelten, wo man früher aber auch nie einen Schwarzen gesehen hat. Deshalb ihre Ignoranz Migranten gegenüber.


Der Film spart nicht an Klischees, die parodiert werden.

B. L.:
Ich glaube, das Wort Parodie ist nicht zutreffend, denn der Film mokiert sich nicht über die Dinge, die er behandelt. Es ist eine Fabel auf Gesellschaftsverhältnisse wie sie in ärmeren Bezirken französischer Großstädte herrschen.


Was hat die Generation der „Nouvelle Vague“ im Vergleich mit heutigen Filmemachern ausgezeichnet?

B. L.:
Ich vermisse die Regisseure von damals, die leider fast alle schon verstorben sind. Damals war es viel einfacher, Aufmerksamkeit zu erringen. Es gab nur einige wenige große Namen wie z. B. Chabrol und Truffaut, auf deren Filme man sehnsüchtig gewartet hat. Heutzutage muss man nicht warten, denn es gibt von allem viel mehr. Jeder Künstler macht alles, und eben auch Filme. Vierzehn neue Filme aus der ganzen Welt laufen in Paris manchmal pro Woche an! Meine Konsequenz aus diesem Überangebot ist, dass ich mir immer weniger Neues, sondern eher alte Filme in der Cinémathèque anschaue, die ich wiedersehen möchte.




Bernadette Lafont als Paulette in dem gleichnamigen Film von Jérôme Enrico - Foto (C) Neue Visionen Filmverleih


Interviewer: Max-Peter Heyne - 15. Juli 2013 (2)
ID 6952
Weitere Infos siehe auch:


Filmkritik zu Paulette

Post an Max-Peter Heyne



 

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