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Rezension


"Visions of China 2012" - Chinesisches Filmfestival im Kölner Filmhaus

Fairy Tales 都市童话 (China 2011)

Drehbuch: Li Li / Kamera und Regie: Liang Ming





In Deutschland und besonders in Köln steht das Jahr 2012 im Zeichen Chinas. Deutschland feiert das 40jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zu China, die Stadt Köln das 25jährige Bestehen der Städtepartnerschaft von Köln und Beijing und das Kölner Filmhaus stellt zum sechsten Mal in Folge künstlerisch wertvolle Filme aus China vor. „Visions of China“ ist einmalig in Deutschland, und angesichts der wachsenden Bedeutung der Wirtschaftsmacht China ist es ganz gut, das Land auch in kultureller Hinsicht ein wenig zu beleuchten. In diesem Jahr stehen sieben aktuelle Filme im Wettbewerb, neun weitere Produktionen sind zusätzlich in der Reihe Panorama zu sehen. Sie werden im chinesischen Original mit englischen Untertiteln gezeigt.

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Der Eröffnungsfilm Fairy Tales (China 2011) ist ein titelgerechter märchenhafter Einstieg in das Festival. Der geistig behinderte Kang ist 18 Jahre alt und lebt bei seiner geliebten Großmutter, die eine kleine Uhrenwerkstatt betreibt. Sie liest ihm oft Märchen vor, und so lebt der junge Kang trotz seiner Behinderung glücklich und zufrieden, weil er von seiner Großmutter den Sinn für die schönen und wirklich wichtigen Dinge des Lebens mitbekommen hat. Obwohl sich die beiden in Form der vielen Uhren mit der Zeit auseinandersetzen, gibt es laut seiner Großmutter nur eine Zeit: die Gegenwart. So schenkt sie ihm eines Tages eine selbstgebasteltes Armband in der Form einer Uhr, auf dem in englisch nur ein einziges Wort steht: NOW, jetzt. Das steht dafür, dass es nur die Gegenwart ist, die zählt.

Eines Tages wird die märchenhafte Idylle zerstört, als seine Großmutter von einem Auto angefahren wird und stirbt. Der Besitzer des Wagens nimmt Kang etwas später zu sich und behandelt ihn wie einen eigenen Sohn. Es ist der Geschäftsmann Lu, der mit Immobiliengeschäften zu einem der reichsten Männer der Stadt geworden ist. Von dessem Gärtner erfährt Kang, dass die freundliche Aufnahme, die der Junge bei dem reichen Mann erfahren hat, einen ganz konkreten Grund hat. Kang hat eine seltene Blutgruppe, und Lus Vater ist schwer krank und braucht Blutkonserven dieser seltenen Art. Kang ist zunächst gar nicht glücklich darüber, denn er hat Lu vertraut. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Kang bekommt ein krankes Waisenkind zugeschoben, das eine teure Herzoperation braucht. Kang hält das Baby für die Reinkarnation seiner Großmutter und will das Geld für die Operation auftreiben. Geschäftsmann Lu steuert dem Bankrott zu, der Gesundheitszustand seines Vaters verschlechtert sich dramatisch und...

Regisseur Liang Ming, der auch die fantastische Kameraarbeit geleistet hat, nimmt die Uhren und die Uhrenwerkstatt als Metapher sowohl für die „märchenhafte“ Welt, in der das Uhrwerk für Perfektion und Formschönheit steht, als auch für die Schnelllebigkeit des modernen China. Für die Märchensequenzen hat er meisterhaft ausgeleuchtete poetische Bilder gefunden, die er in längeren Einstellungen wirken lässt, die moderne Welt hat er schneller geschnitten, in klareren Farben und Formen dargestellt, allerdings auch stilistisch erhöht. Der Film ist bewusst als Fabel und Parabel gehalten. Für Kang als Narren ist die Welt voller Wunder und Schönheit. Auch als er sich Herausforderungen stellen muss, verliert er seine Reinheit und Unschuld nicht. Im Gegensatz zu Märchen gibt es keine klassischen Bösewichte. Geschäftsmann Lu will Kang nur ausnutzen, um seinen geliebten Vater zu retten. Liang Ming besinnt sich damit auf die buddhistischen Lehre, sich auf die Wirklichkeit des Hier und Jetzt einzulassen und dass der Mensch sich karmische Verstrickungen in vergangenen Leben zugezogen hat und sie in diesem Leben zu lösen versuchen sollte.

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Insgesamt gibt es eine große Themenvielfalt. In Be a Mother geht es Leihmutterschaft, in My Yamin Days um den Stadt-Land-Konflikt und in Nine Mile Fragrance von den Folgen einer Erdbebenkatastrophe. Sleepless Fashion erzählt vom Aufstieg eines Modemagazins. A Tibetan Lovesong spielt im Jahr 1950 in Tibet und Girls Always on Right Side schildert mehrere Liebesgeschichten aus den 1980er Jahren, als die allmähliche Öffnung Chinas ihren Anfang nahm.

Die Filme im Wettbewerb entstanden zwischen 2010 und 2012. In der Reihe Panorama sind auch ein paar ältere Produktionen dabei wie die Dokumentation Happy Beijing von 2008, in der es um die Vorbereitung der Olympischen Spiele geht. Ebenfalls in Panorama Taste of Body von 2012, der erste Teil einer Trilogie über modernen Tanz in China und viele weitere Kostbarkeiten für einen cineastischen Genuss.





Helga Fitzner - 4. September 2012
ID 6188

Weitere Infos siehe auch: http://visionsofchina.de


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