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Rezension


„Midnight in Paris“ (Spanien, USA 2011), Drehbuch und Regie: Woody Allen


Starttermin: 18. August 2011

Midnight in Paris ist der Champagner unter den Filmen von Woody Allen. Intensive klar strukturierte Aromen, reif, fruchtig, ausgewogen, elegant mit guter Länge. Woody Allens 42. Regiearbeit ist eine unverhohlene Hommage an Paris, die Liebe und die Sehnsüchte und Träume, die wir haben. Und was ist, wenn all das Wahrheit wird?

Der Kalifornier Gil (Owen Wilson) ist in Hollywood ein erfolgreicher Drehbuchautor. Oberflächlich betrachtet, lässt sein Leben keine Wünsche offen. Er verdient gut, seine hübsche Verlobte Inez (Rachel McAdams) stammt aus gutem Haus und nun begleitet er sie und seine künftigen Schwiegereltern nach Paris. Aber Gil fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Er hält seine Drehbücher für minderwertig und doktert an seinem ersten Roman herum, mit dem er sich als ernst zu nehmender Schriftsteller etablieren will. Aber dem Roman fehlt irgendwie der Zündstoff. Während er von seiner Schwiegerfamilie in spe durch Edelrestaurants geschleift wird und sich die erzkonservativen Ansichten seines Schwiegervaters (wundervoll reaktionär: Kurt Fuller) anhören muss, stellt er sich vor, wie Paris in den 20-er Jahren ausgesehen hat. In dieser Zeit lebten seine Schriftsteller-Idole Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald in Paris und schrieben ihre Meisterwerke. Die amerikanische Schriftstellerin, Verlegerin und Kunstsammlerin Gertrude Stein führte in Paris ein offenes Haus, in dem viele Avantgardisten ihrer Zeit ein und aus gingen und die Literatur und Kunst des Jahrhunderts prägten. Diese Epoche beschäftigt Gils Denken und Fühlen mehr als die Gegenwart.

Als dann noch ein alter Bekannter seiner Verlobten, der Brite Paul (herrlich überheblich und besserwisserisch: Michael Sheen) auftaucht und als Pseudo-Intellektueller durch die Pariser Museen und zu den Sehenswürdigkeiten führt, klinkt Gil sich aus. Eines Nachts macht er allein einen Spaziergang durch Paris. Irgendwann läuten Kirchenglocken Mitternacht und Gil steht das größte Abenteuer seines Lebens bevor. Eine Oldtimer-Limousine hält an und nimmt ihn auf eine Party mit und das Irreale wird zur Realität. Gil landet im Paris der 20-er Jahre und begegnet Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald leibhaftig. (In The Purple Rose of Cairo von 1985 hat Woody Allen schon Ähnliches gemacht, als die Filmfigur Tom Baxter von der Leinwand zu einer Bewunderin herabsteigt).


Gil (Owen Wilson) und Inez (Rachel McAdams) grübeln © Concorde Filmverleih

Gil lernt Adriana (Marion Cotillard) kennen, eine Muse Picassos, und er begegnet auch Dalí und anderen Größen der Zeit. Dreh- und Angelpunkt der Künstlerwelt ist Gertrude Stein (einzigartig: Kathy Bates), in deren Salon auch Gil aufgenommen wird. Er vertraut ihr seinen Roman zur kritischen Begutachtung an. Für ihn ein Traum, ein Wunder. - Klar, dass Gil tagsüber die Stadtbesichtigungen mit dem peinlichen Paul und den Schwiegereltern langweilig findet. Auch wenn er es sich nicht eingestehen will, hat er sich in Adriana verliebt, mit der er eine wunderschöne Zeit verbringt. Es irritiert ihn allerdings, dass Adriana in ihrer Zeit gar nicht glücklich ist, sie würde viel lieber im 19. Jahrhundert leben. Und schwupp, befinden sie sich im 19. Jahrhundert. Gil gefällt das gar nicht, aber Adriana lebt auf und will auf keinen Fall in ihre Zeit zurück. Auf einmal dämmert es Gil: Wenn er auf Dauer zufrieden leben will, kann er sich nicht immer in eine Zeit hineinträumen, in der er gar nicht lebt. Er muss sich mit dem Hier und Jetzt anfreunden und zurecht kommen. Woody Allen sagt über die Figur des Gil: “Wenn er sich ernst nehmen will, nicht nur als Künstler, sondern auch als Mensch, dann muss er der Realität in die Augen sehen. Er muss erkennen, dass Zufriedenheit, Glück und spiritueller Friede etwas ist, das wir in uns tragen. Der Film ist also voller Hoffnung, dass Gil den Schluss zieht, es sei besser, sich selbst nichts vorzumachen“.


Wohl nicht für die Ewigkeit gedacht. Gil (Owen Wilson) mit Hemingway (Corey Stoll) und Gertrude Stein (Kathy Bates) © Concorde Filmverleih

Woody Allen hat ein paar beindruckende Schauspieler zusammen gebracht. Tom Hiddleston als F. Scott Fitzgerald und Alison Pill als seine Frau. Corey Stoll brilliert als viriler Hemingway und Adrian Brody als exzentrischer Salvador Dalí. Carla Bruni, die Gattin des französischen Präsidenten Sarkozy, spielt in einer Nebenrolle eine Museumsführerin. Hauptdarstellerin ist aber Paris, gestern und heute. In schwelgerischen Bildern werden die Boulevards und Gebäude gezeigt, Restaurants, Museen, Brücken und die Seine, dazu noch der Spiegelsaal in Versailles und Monets Gärten in Giverny. Kurzum, ein Film, der die Zuschauer in Champagner-Laune versetzt.


Helga Fitzner, 22. August 2011
ID 5337

Weitere Infos siehe auch: http://www.midnight-in-paris.de





 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

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EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

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Gesehen von Bobby King

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Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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