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DVD-Kritik

Erlebte Geschichte

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Bewertung:    



Der Animationsfilm Fritzi. Eine Wendewundergeschichte ist für Kinder ab 6 Jahren freigegeben und erzählt behutsam von den Ereignissen in Leipzig 1989, die zum Fall der Mauer geführt haben. Die Regisseure Matthias Bruhn und Ralf Kukula haben das zugrundeliegende Kinderbuch Fritzi war dabei von Hanna Schott dramatisiert und folgen chronologisch den realen Ereignissen.


Fritzi und Sophie gehen in die 6. Klasse und sind beste Freundinnen. Als die Sommerferien 1989 beginnen, fährt Sophie mit ihren Eltern in Urlaub nach Ungarn. Sie wollen nur wenige Wochen wegbleiben, und so wundert sich Fritzi, wie viel Gepäck die Familie für die kurze Zeit mitnimmt. Fritzi passt in der Zwischenzeit auf Sophies Hund Sputnik auf, vermisst ihre Freundin aber sehr. Derweil freundet sie sich mit dem etwa gleichaltrigen Bela an, der in ihre Klasse geht und ein Außenseiter ist, weil er lange Haare trägt. Später erfährt sie, dass sein Vater für die Kirche und die Umweltbewegung arbeitet, und Bela macht auch nicht wie die meisten bei der DDR-Jugendorganisation Junge Pioniere mit. Bela wundert sich, wie wenig Fritzi von den aktuellen Ereignissen weiß und zeigt ihr die Nikolaikirche, die das Zentrum der Friedlichen Revolution für zunächst eine Reform des DDR-Regimes ist. Von da an stellt Fritzi Fragen und hält die Augen offen.

Sie ist aber erst zwölf Jahre alt und versteht die Dinge noch nicht. Als Sophie und ihre Eltern nicht aus Ungarn zurückkehren und die Schule wieder beginnt ohne Sophie, geht Fritzi ganz unbedarft ins Reisebüro und fragt nach Reisemöglichkeiten, denn sie muss ja Sputnik wieder zu seinem Frauchen bringen. Das ruft Spitzel von der Staatssicherheit auf den Plan. Die Ereignisse überschlagen sich, als Fritzi in der Menge der Montagsdemonstranten nach dem entlaufenen Sputnik sucht und vom Westfernsehen gefilmt wird. Sie bzw. ihre Familie gelten nun als Regimegegner, und ihr Vater, obwohl er in der Demonstrantenmenge nur nach seiner Tochter gesucht hat. Als ihre Klasse kurze Zeit darauf eine Reise zu einem Landschulheim unternimmt, macht sich Fritzi gefolgt von Bela nachts auf den Weg zur nahegelegenen Grenze, denn Fritzi will Sputnik zu seinem Frauchen bringen und glaubt, dass diese bei ihrer Oma im Westen ist.


Das TrickStudio Lutterbeck hat die alte DDR wieder zum Leben erweckt, die Straßen, das City-Hochhaus Leipzig, die Wohnungen, die Schule und das Interieur der Nikolaikirche mit all den hoffnungsbangen Menschen, die sich dort versammelt haben. Es gibt sogar „Luftaufnahmen“ von Leipzig und Szenen, wie sie in den Nachrichten gezeigt wurden, die einen hohen Wiedererkennungswert haben. Besonders bewegend ist der Unglaube, dass die Grenzen wirklich offen sind, und doch fahren viele hin, um nachzuschauen. Die Welturaufführung des Films fand in der Nikolaikirche in Leipzig statt, und viele hatten Tränen in den Augen, wie berichtet wurde. So lässt der Film den enormen Druck, aber auch die Hoffnung der damaligen Zeit wieder lebendig werden.

Der Kinostart am 9. Oktober 2019, kurz vor dem 30jährigen Jubiläum der Grenzöffnung, war erfolgreich und die Deutsche Film- und Medienbewertung FWB hat dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“ verliehen mit der Begründung: „Viele Aspekte der Ideologie werden nach und nach über Dialoge geklärt und für ein kindliches Publikum nachvollziehbar aufbereitet. Eine große Detailfreude ist in der Darstellung des Milieus bemerkbar: Schaufenster, Klassenzimmer, Stadtbild, Grenzanlagen – all das wurde sorgfältig nach historischen Dokumenten und Zeitzeugenerfahrungen rekonstruiert. Dem kommt eine differenzierte Figurenzeichnung von Eltern und Kindern entgegen.“

Im Film wird die DDR etwas zu eindimensional und simplifiziert dargestellt, was aber dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass er für ein sehr junges Publikum konzipiert ist. Die Szenen mit den Massendemonstrationen und an der Grenze lassen die damalige Gefahr einer Eskalation aber schon deutlich durchscheinen. Fritzi erfährt von den Dingen durch ihr eigenes Erleben und beginnt nach und nach, sich eine eigene Meinung zu bilden. Trotz allem Realitätsanspruch trägt der Film auch märchenhafte Züge, der das kindgerecht abfedert.




Ein Bild das Bände spricht. Die Lehrerin Frau Liesegang, die in Zeiten des Wandels die alte DDR verteidigen muss, die Klasse mit dem roten Halstuch der Pionieruniform, bis auf Bela ohne Tuch, in T-Shirt und mit langen Haaren | (C) Weltkino Filmverleih

Helga Fitzner - 20. März 2020
ID 12098
Weitere Infos siehe auch: https://www.weltkino.de/filme/fritzi-eine-wendewundergeschichte


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