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Barakah yoqabil Barakah (Baraka meets Baraka) 


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Endlich mal von Herzen gelacht, auch wenn es nicht unbedingt lustig ist zu sehen, was in Saudi- Arabien zwei Menschen verschiedener Geschlechter anstellen müssen, um sich zu treffen, face-to-face, versteht sich. (Am 3. Tag sah ich Hedi in Tunesien auch dabei zu, aber das ist eine andere Geschichte).

Der junge Urui Baraka lebt in Saudi-Arabiens zweitgrößter Stadt Dschidda, der wichtigsten Hafenstadt Saudi-Arabiens am Roten Meer, in der Provinz Mekka und arbeitet als städtischer Ordnungsbeamter. Er verteilt Strafzettel an Gemüsehändler, die ihre Ware auf dem Gehweg ausbreiten oder kontrolliert Genehmigungen für Aktivitäten. Dabei sieht er „Sie“. Bibi. Eine blonde junge Frau, die mit Fotografen am Strand Modeaufnahmen macht und dabei unverhüllt ist. Das ist nicht in Ordnung.

Dabei verguckt er sich jedoch in „Sie“. Bibi. Bibi Harith, ein IT-Girl, dem auf Instagram & Co. Tausende Jugendliche folgen. Baraka kennt weder Blog noch Bibi.

Der als „Romantic Comedy“ ausgewiesene Kinospielfilm von Mahmoud Sabbgh spielt wohlgemerkt in einer Großstadt, die ähnlich viele EinwohnerInnen wie Berlin hat, und in einem Land, das keine Kinos hat.

Bibbi ist Modebloggerin, sie nimmt „gesichtslos“ Dekolleté und Hände mit dem Selfie-Stick auf, dreht so Werbung für Schmuck und Accessoires, die ihre Mutter in ihrer Boutique verkauft.

Urui, der nur Baraka genannt wird, ist ein Tagträumer, er kommt aus armen Verhältnissen und wohnt auch so, Bibi ist die verwöhnte Adoptivtochter eines reichen Paares, mit Villa, Ferrari - und Ehe-Problemen.

In seiner Freizeit hängt Baraka rum, kifft und spielt Theater in einer Laiengruppe. Sie wollen Hamlet aufführen, natürlich dürfen in Saudi-Arabien Frauen nicht Theater spielen, wozu auch, es gibt gar keine Theater. Männer spielen also die Frauenrollen - und Baraka gibt die Ophelia. Er gibt sich alle Mühe, auch mit den Kostümen und dem darunter. Aber auch davon hat er keine Ahnung.

Da das Schicksal beide hat aufeinandertreffen lassen, wollen sie die Sache intensivieren. Doch wo? In der Welt der Geschlechtertrennung von Saudi-Arabien sowie strenger moralischen Ge- und Verbote für Unverheiratete ist dies so gut wie unmöglich.

Wir verfolgen eine bizarre Serie von clever geplanten „dating“-Versuchen, die samt und sonders in die Hose gehen. Der gute Rat eines „alten Herrn“, wie es früher gemacht wurde, darf nicht fehlen, doch Baraka kommt mit den Old-school-Werbegeschenken wie Reizwäsche und Blumen so gar nicht an. Der obligatorische Besuch bei den Eltern, um sich mit Bibi zu verloben, bringt die mondäne Mutter in Rage.

„Wie heißt er?“ fragt sie. „Baraka“, antwortet Bibi. „ Baraka???“ schnaubt sie. “Baraka klingt schwer nach Ghetto“ und wirft die Blumen, in Deutschland würde man sagen, einen Strauß von der Tankstelle, weg und wirft ihn raus.

Die Satire nimmt ihren Lauf auf Kosten des Mangels an öffentlichem Raum, in dem sich Menschen in Saudi-Arabien begegnen können. Geschlossene Gesellschaft. Nichts geht. So wird das „Date“ zum großen Reinfall, die Lovestory immer absurder, virtueller, Missverständnisse tauchen unter den „Liebenden“ auf.

Großartige SchauspielerInnen wie Hisham Fageeh und Fatima AlBanawi, Sami Hifny und Khairia Nazmi standen dem Regisseur Mahmoud Sabbagh für seinen Low-Budget-Film zur Verfügung, und nur durch sie, die Teil der kritischen Kunst- und Kulturszene des Landes sind, konnte dieser Film gedreht werden. Hisham Fageeh ist Stand-Up-Comedian, 2013 hatte er mit seinem Youtube-Hit "No Women, No Drive" das Fahrverbot für saudische Frauen angeprangert.

»Unsere Generation hat eine Verantwortung«, sagt Sabbagh, und Comedy sei ein gutes Mittel, um zum Wandel hin zu einer freieren und liberaleren Gesellschaft beizutragen. Sein Traum sei es, wenn der Film in Saudi-Arabien öffentlich gezeigt würde und damit einen Dialog über den öffentlichen Raum anstoßen würde.

Kritik an den herrschenden Zuständen blitzen im Film nur auf, wenn der Nachbar sich alte Fotos aus Saudi-Arabien aus den 1970er Jahren anschaut und sie Fotos von heute gegenüber gestellt werden. Dann klingt Wehmut an - nach der Vergangenheit, in der das Land schon einmal liberalere Zeiten erlebt hatte.

Der Film ist eine Wohltat oder ein Segen (arabisch: baraka) wie der Name Baraka schon sagt, gut für die Lachmuskeln, und eine gesellschaftskritische Satire vom Feinsten.

Baraka meets Baraka ist ein Film, dem man wünscht, überall auf der Welt gezeigt zu werden.



Baraka meets Baraka | © Berlinale

Hilde Meier - 15. Februar 2016
ID 9140
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinale.de


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