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BERLINALE 2014

Die BERLINALE wurde dank Wes Anderson mit viel schrägem Humor eröffnet. Im weiteren Verlauf bietet Deutschlands größtes Filmfestival den Kinofans viele Neu- und Wiederentdeckungen, könnte insgesamt aber Abstriche vertragen




Volles Programm

Auch in ihrem 64. Jahr sind die internationalen Filmfestspiele Berlin wieder einmal das größte Kulturereignis der Republik: Seit gestern werden zehntausende Kinofans und Journalisten aus nah und fern zehn Tage lang mit mehr als 400 Filmen aus 72 Ländern der Weltversorgt; zählt man die nicht-öffentlichen Vorführungen für die Geschäftsleute der Kino- und Fernsehbranche auf dem European Film Market noch hinzu, sind es sogar 1178 Vorführungen. Dass normale menschliche Selektions- und Aufnahmekapazitäten nicht ausreichen, um sich in diesem Dschungel einen Überblick zu verschaffen, macht für viele gerade den Reiz der Mammutveranstaltung aus. Das Durchwälzen der Kataloge und die ergebnisoffenen Versuche, für die ausgewählten Filme an den Schaltern oder im Internet Karten zu ergattern, gehören für einen wahren BERLINALE-Fan einfach zur Vorfreude dazu. Anders als in Cannes oder Venedig, wo sich überwiegend Fachleute treffen, lebt das Berliner Festival im hohen Maße vom Zuspruch des Publikums, das selbst bei randständigen Themen und Filmen aus exotischen Ländern (diesmal etwa aus Birma, Kasachstan oder Kirgisien) für ausverkaufte Säle sorgt.




The Grand Budapest Hotel - Foto (C) 20thCenturyFox



Der Wettbewerb, in dem diesmal 20 Filme um den Goldenen und die diversen Silbernen Bären wetteifern und drei Beiträge außer Konkurrenz laufen, wurde endlich einmal wieder mit einer idealen Produktion eröffnet, nämlich der herrlich verspielten, hintersinnigen und fantasievollen Tragikomödie The Grand Budapest Hotel, dem neuen Werk Wes Andersons (Moonrise Kingdom), der so etwas ist wie der amerikanische Michel Gondry (der wiederum in der internationalen Jury dabei ist und seine neue, originelle Mischung aus Interview- und Animationsfilm, Is the Man Who is Tall Happy?, der Reihe Panorama zeigt). Andersons farbenfroh erzählte Geschichte eines ungewöhnlichen Männerpaares, das sich in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen als Angestellte (Concierge und Page) in einem Luxushotel näher kommen und in mysteriöse Familiengeschichten verwickelt werden, wurde ebenso wie das Kriegsdrama The Monuments Men – Ungewöhnliche Helden von Starregisseur George Clooney, der am Samstag Premiere im Berlinale-Palast feiert, im Babelsberger Studio vor den Toren Berlins gedreht. The Grand Budapest Hotel ist zwar eher eine Nummernrevue in der Tradition früher Slapstickfilme anstelle eines handlungsstarken Films. Aber dafür sorgte Regisseur Anderson nicht nur für einen launigen Festivalauftakt, sondern auch für einen selten derart geballt anzutreffenden Starauflauf auf dem Roten Teppich. Denn im Film kommt nahezu jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, ein englischsprachiger Star herein, als da wären Ralph Fiennes, Adrian Brody, Tilda Swinton, Bill Murray, Willem Dafoe, Edward Norton, Jeff Goldblum, F. Murray Abraham, Jude Law, Owen Wilson und einige mehr.

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Zwar wird mit Hans Petter Molands Kraftidioten im Wettbewerb noch ein tiefschwarzer Schwedenkrimi und mit dem ersten Teil von Lars von Triers Sexbeichten-Epos Nymphomanic ein deftiger Skandalfilm erwartet. Aber von solchen Exoten abgesehen werden wieder einmal bierernste Dramen mit kontroversen gesellschaftlichen Themen das Hauptprogramm der BERLINALE prägen. So auch dank der vier deutschen Beiträge bzw. der deutsch-brasilianischen und deutsch-tschetschenischen Koproduktion. Mit besonderer Spannung werden die Dramen Zwischen Welten über die Erlebnisse eines deutschen ISAF-Soldaten im Afghanistankrieg (Regie: Feo Aladag) und Kreuzweg von Dietrich Brüggemann erwartet. Der 1976 in München geborene Regisseur, der bisher mit Filmen wie 3 Zimmer, Küche, Bad auf hintergründige Komödien spezialisiert war, überrascht diesmal mit der Schilderung des Leidenswegs einer 14jährigen. Deren Familie fühlt sich den traditionellen katholischen Lehren verpflichtet, womit das Mädchen bei Freunden und Lehrern auf Unverständnis trifft und zu überfordern droht.

Ansonsten bestätigt eine erste Durchsicht Dutzender Filme aus den zehn (!) anderen Sektionen den Befund der vergangenen Jahre: Fast alle von ihnen könnten getrost auf ein Viertel des Programms verzichten, ohne dass qualitative Verluste drohen würden. Im Gegenteil: Unter der Auswahl aus über 5.000 eingereichten Produktionen finden sich noch immer viel zu viele, die zu selbstverliebt, langweilig, uninspiriert oder prätentiös sind, als das sie im BERLINALE-Programm etwas zu suchen hätten. Der Wunsch der Veranstalter, ein möglichst vielfältiges Programm zu bieten und einen umfassenden Überblick über das globale Filmschaffen zu bieten, ist aller Ehren wert, wird aber dann kontraproduktiv, wenn die Filme nur mehr eine Karikatur künstlerischer Anspruchs hergeben. Eine Entschlackung zugunsten der wahrhaft ernst zu nehmenden Beiträge täte not, aber weit und breit ist niemand in den Sektionen zu finden, der den Mut dazu aufbrächte, bei sich den Anfang zu machen. Statt eines Filters wird oft das Füllhorn eingesetzt.

Problematisch ist auch, dass das Herzstück des Festivals, der Wettbewerb, von parallel laufenden Galavorführungen – so genannten „Specials“ – zunehmend um die mediale Aufmerksamkeit bangen muss. Denn auch die Specials behandeln politisch brisante Themen wie etwa der englisch-russische Night Will Fall, die Rekonstruktion eines nie vollendeten Aufklärungsfilms alliierter Streitkräfte für deutsches Publikum über die Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen im April 1945. Oder es handelt sich um attraktive Bestsellerverfilmungen wie z.B. die schwedische Groteske Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand oder aber mehrfach „Oscar“-nominierte Hollywoodfilme wie die Krimikomödie American Hustle, zu denen Festivaldirektor Dieter Kosslick beinahe ebenso viele amerikanische Filmstars erwartet wie im Wettbewerb nebenan. Das legt die Frage nahe, ob er als Leiter gegenüber den Produzenten nicht genügend Einfluss, Geschick oder Glück hatte, um solche Produktionen als internationale Premieren für den Wettbewerb reservieren zu lassen. Positiv für ein so großes Publikumsfestival, bei dem Fans in Campingdecken vor den Tickethäuschen übernachten, schlägt zu Buche, dass mehr denn je Entdeckungen zu machen sind – aktuelle, aber auch solche aus der Filmgeschichte. Dafür sorgt in erster Linie die filmhistorische Retrospektive „Ästhetik der Schatten“.




The Grand Budapest Hotel - Foto (C) 20thCenturyFox


Max-Peter Heyne - 7. Februar 2014
ID 7581
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinale.de


Post an Max-Peter Heyne



 

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