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BERLINALE


Mehr Flexibilität bei der Auswertung von Kinofilmen beschäftigte die Branche auf der BERLINALE

63. BERLINALE



Heute Kino, morgen Online?

Überraschend deutlich sprachen sich bei Fachdiskussionen auf dem European-Film-Market der BERLINALE verschiedene Vertreter der Filmindustrie für eine offensivere und flexiblere digitale Auswertung von anspruchsvollen Arthouse-Kinofilmen aus. Eine nicht zuletzt unter dem Druck der Internetpiraterie entstandene Kehrtwende, denn bisher empfanden viele Produzenten und Verleiher eine frühe DVD- und Online-Distribution aus finanziellen und PR-Gründen als falsch: Nur die monatelange Erstauswertung von Filmen in Kinos würde genügend Aufmerksamkeit verursachen, damit sich eine spätere digitale Auswertung überhaupt lohne.

Doch inzwischen hat die Angst, bei der Online-Gemeinde ins Hintertreffen zu geraten, nicht nur die großen Hollywoodstudios erfasst, sondern auch die vielen Produktions- und Distributionsfirmen von Arthouse-Filmen. Um die wachsende Nachfrage des Zielpublikums nach aktuellen und speziellen Filmen effektiver und schneller zu bedienen als bisher, müsse deutlich stärker auf Video-on-Demand (VOD) und so genannte „Day-&Date“-Strategien, also verkürzte Auswertungszeiträume für digitale Plattformen gesetzt werden als bisher, forderte z.B. Ross Fitzsimons von Curzon Artificial Eye, einer der führenden britischen Distributionsfirmen für ausländische und Arthouse-Filme in Großbritannien. Die Londoner verfügen nicht nur über eigene Kinos, sondern seit einigen Monaten auch über eine eigene VOD-Plattform, Curzon On Demand (curzoncinemas.com), auf der eine Vielzahl europäischer Autorenfilme verfügbar ist.

„Die User sind es längst gewohnt, im Internet das zu finden, was sie suchen. Darauf hat die Filmindustrie sich noch nicht ausreichend eingestellt“, mahnte Fitzsimons, und ergänzte: „Wir dürfen Home Cinema nicht vernachlässigen. Oberstes Gebot für die Anbieter muss lauten, die Interessen des Zielpublikums über alle zur Verfügung stehenden Kanäle zu bedienen“, und bedarfsorientierte VOD-Modelle seien das beste Mittel, um Piraterie einzudämmen. Das bedeute nicht, „dass die Filme verscherbelt werden oder Kino überflüssig ist“, so Fitzsimons.

Bei Kultfilmen, die ein eher exklusives Publikum ansprechen wie The Artist, mache eine längere Kinoauswertung Sinn, nicht aber bei Filmen mit einer Starbesetzung und hohem Aufmerksamkeitsgrad, der über VOD schneller ausgenutzt werden müsse, ergänzte der Amerikaner Thomas Quinn vom neuen Digital-Ableger der Weinstein Company, Radius. Dort hat man im vergangenen Herbst mit großem Erfolg die derbe Teenie-Komödie Die Hochzeit unsrer dicksten Freundin drei Wochen vor dem landesweiten Kinostart auf iTunes und VOD ausgewertet – das Ergebnis der ersten 3 Tage: rund 7,5 Mio. Gewinn auf digitalem im Vergleich zu 0,5 Mio. auf dem klassischem Weg. Als Kinofreund hätte er das Verhältnis „auch lieber umgekehrt gesehen“, so Quinn, „aber durch die vermeintliche Online-Konkurrenz hat der Film mehr von seinem Zielpublikum gefunden.“

Rikke Ennis von der dänischen TrustNordisk wies darauf hin, dass die traditionellen Auswertungswege „ein Puzzlespiel“ sind, „weil für jedes Land andere Voraussetzungen für einen erfolgversprechenden Verleih gelten“, während sich Online größere Freiheiten ergeben. Ross Fitzsimons nannte Beispiele wie Lars von Triers Melancholia, der auf Curzons VOD-Website ein großer Erfolg ist, aber auch Fatih Akins Auf der anderen Seite, den die Londoner über einen Deal mit Sky via Pay-TV ausgewertet haben. „Damit erreichen wir potentiell Millionen britischer Haushalte mit einem deutsch-türkischen Spielfilm, an dem Verleiher gar kein Interesse haben“, so Fitzsimons.

Ennis ergänzte, auch für sie als berufstätige, zweifache Mutter ist VOD eine gute Alternative zum Kinobesuch. Ihr Hinweis, dass der nächste Lars-von-Trier-Film Nymphomanic zusätzlich zu einer entschärften Kinoversion auch in einer „Hardcore“-Fassung auf VOD herauskommen soll, werteten die Diskutanten als Bestätigung ihrer Forderung nach einem „easy access“ für bestimmte Filme. „Dann kann der Vati die nicht-zensierte Version von Nymphomanic ungestört und allein zu Hause angucken“, scherzte Thomas Quinn.




Festivaldriektor Dieter Kosslick gewann mit seinem lässigen Charme und flotten Sprüchen wieder die Herzen der Fans und Filmemacher - seine Wettbewerbsauswahl begeisterte weit weniger. / Foto (C) Christine Kisorsy


Max-Peter Heyne - 21. Februar 2013
ID 6585

Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinale.de


Post an Max-Peter Heyne



 

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