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Feuilleton

„Der Kreml – Gottesruhm und Zarenpracht“

Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin

„Der Zar ist auf der ganzen Erde der einzige Zar über die Christen, der Lenker der heiligen, göttlichen Throne, der heiligen, ökumenischen, apostolischen Kirche, die statt in Rom und Konstantinopel in der gesegneten Stadt Moskau ist. Sie allein leuchtet auf der ganzen Welt heller als die Sonne. Denn wisse, Du Christus Liebender und Gott Liebender: Alle christlichen Reiche sind vergangen und sind zusammen eingegangen in das Eine Reich unseres Herrschers, gemäß den prophetischen Büchern. Das ist das Russische Reich. Denn zwei Rome sind gefallen, aber das dritte steht, und ein viertes wird es nicht geben.“

Diese zu Beginn des 16. Jahrhunderts von dem Pleskauer Mönch Filofej formulierte und später zur imperialen russischen Staatsdoktrin erhobene These gerann im Moskauer Kreml zu Stein und Gold. Noch heute geht von dem einmaligen, im Herzen der russischen Hauptstadt gelegenen Bollwerk und dessen im Sonnenlicht glänzenden Kuppeln, diesem „Himmlischen Jerusalem“ der Russen eine nur schwer in Worte zu fassende Faszination aus. Hier vereinten sich einst weltliche und geistliche Macht, hier begannen die Moskauer Großfürsten im 14. Jahrhundert mit der „Sammlung russischen Landes“, von hier aus eroberten die russischen Zaren nach und nach gewaltige Teile des europäischen und asiatischen Kontinents und verwandelten den ursprünglich slawischen Völkerbund in ein gewaltiges Imperium, welches von der Ostsee bis zum Pazifik und vom Nördlichen Eismeer bis in die Steppen Zentralasiens hineinreichte.
Die ehemals bescheidene, hölzerne Palisadenfestung am Ufer der Moskva hat sich seit ihrer Gründung im 12. Jahrhundert in ihrer wechselvollen Geschichte jedoch nicht nur zu einer mächtigen Zitadelle mit goldüberkuppelten Kirchen und Palästen entwickelt. Der Kreml wird von Russen und Nichtrussen als Symbol des russischen Staatswesens, des orthodoxen Glaubens und der ostslawischen Kultur wahrgenommen. Diesem Grundgedanken entsprechend, ist nun im Berliner Gropius-Bau eine Ausstellung zu sehen, in der vor dem Hintergrund markanter Ereignisse aus der russischen Geschichte dem Besucher Höhepunkte der künstlerischen Entwicklung rund um den Kreml vom 12. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts präsentiert werden. Zur Dokumentation des Schaffens der berühmten Kreml-Werkstätten und der eigenständigen Ästhetik der russischen Kunst sind gut 300 hochkarätige Werke ausgestellt. Ikonen, Goldschmiedearbeiten, Staatsgewänder, Krönungsutensilien und Prunkwaffen aus den Schatzkammern des Moskauer Kreml reihen sich in chronologischer Folge neben Gemälden, Büchern und historischen Karten aus der jeweiligen Epoche. Von den diplomatischen Kontakten der Moskauer Zaren zu den gekrönten Häuptern des Westens zeugt eine Sammlung kostbarer Geschenke ausländischer Gesandtschaften, der ein Raum der Ausstellung gewidmet ist.
Gleichzeitig ist der Mythos Kreml untrennbar mit seiner eindrucksvollen Architektur verbunden. Erst im 20. Jahrhundert ist das Wort „Kreml“ (wahrscheinlich vom griechischen „kremnos“ für „Abhang“ oder „Anhöhe“) weitgehend zum Synonym für „Regierung“ geworden, ursprünglich bezeichnete es eine hochgelegene Stadtburg bzw. den befestigten Teil einer mittelalterlichen Stadt. Kreml wurden bevorzugt auf natürlichen Erhebungen an Flußläufen oder auf Anhöhen zwischen Flüssen errichtet, wie auch der Moskauer Kreml zwischen der Moskva und der heute unterirdisch fließenden Neglinnaja. Nach ihrer aufwendigen, im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts vollzogenen Neugestaltung unter Iwan dem Großen galt die Moskauer Residenz mit ihren Palästen, Verwaltungsgebäuden, Kirchen und Klöstern als Vorbild und Maßstab aller russischen Kremlbauten. Die wichtigsten Phasen architektonischer Entwicklung vom frühen Mittelalter bis in unsere Tage wird in der Ausstellung durch eine aufwendige CAD-Rekonstruktion verdeutlicht. So erhält jeder Besucher auch eine Idee dessen, was einst Sigismund von Herberstein, der Gesandte des deutschen Kaisers am Zarenhof, zu Beginn des 16. Jahrhunderts beschrieben hatte:

„Die Burg könnte ihrer Größe wegen ein Städtchen genannt werden, denn darin sind nicht allein die weit gebauten, prächtigen Häuser der Fürsten, sondern auch der Metropolit, ebenso des Großfürsten Brüder, vornehmste Räte und sehr viele andere haben große Holzhäuser dort, dazu sind viele Kirchen darin.“

L. K. - red. / 8. Juli 2004
ID 1161
Bild: Titelblatt des Ausstellungskatalogs

Siehe auch:
http://www.berlinerfestspiele.de/gropiusbau/
und
" ... und das Dritte Rom wird Moskau sein" - Zur Geschichte der russischen Ikonenkunst





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