Startermin: 25. Januar 2007
„Blood Diamond“ (USA 2006)
Regie: Edward Zwick
Freigegeben ab 16 Jahren FSK
|
|
Sierra Leone 1999. Es herrscht seit Jahren Bürgerkrieg. Der Afrikaner Solomon Vandy (Djimon Hounsou) wird zur Sklavenarbeit auf den Diamantenfeldern gezwungen. Eines Tages findet er einen hühnerei-großen rosafarbenen Diamanten im Flussbett. Dessen Wert ist unschätzbar. Es gelingt ihm, den Stein irgendwo im Busch zu vergraben. Leider bekommt jemand Wind davon. Aber nur Solomon weiß, wo genau der Diamant versteckt ist.
|
Leonardo DiCaprio und Djimon Hounsou
|
Der weiße Söldner Danny Archer (Leonardo DiCaprio) sitzt wegen Schmuggels vorübergehend im Knast. Dort hört er von dem Diamanten. Später hängt er sich an Solomon und bietet ihm an, den Stein auf dem Schwarzen Markt für ihn abzusetzen. Für Danny soll es das letzte Geschäft sein. Dann will er aus dem Schmuggelgeschäft aussteigen.
|
Jennifer Connelly
|
Die Dritte im unfreiwilligen Bunde ist die amerikanische Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly), die sich an Danny hängt. Sie will eine große Insider-Reportage über den Diamantenschmuggel machen. Aber Danny lässt sich von ihrem Charme nicht betören und gibt nichts preis. Noch nicht.
|
Als das Dorf, in dem Solomons Familie lebt, überfallen wird, werden seine Frau und seine Tochter evakuiert. Sein Sohn Dia aber wird von der Rebellenarmee verschleppt und zum Kindersoldaten herangezogen. Solomon will seine Familie in Sicherheit bringen und seinen Sohn retten. Dazu braucht er den Diamanten. Damit dreht sich das Karussell um drei Personen, die jede auf ihre Art Interesse an dem Stein hat.
Danny und Solomon haben nun ein Problem. Der versteckte Diamant befindet sich im Bürgerkriegsgebiet und die Grenzen sind mittlerweile geschlossen. Nur mit einer Sondergenehmigung gelangt man dorthin. Maddy Bowen hat als Journalistin eine Zugangsberechtigung. Sie verfügt auch über die Mittel herauszufinden, in welchem Flüchtlingslager sich Solomons Familie befindet. – Und sie ist sehr scharf auf die Reportage über den Diamantenschmuggel. Danny bleibt nichts übrig, als ihr Insider-Informationen über den Schmuggel zu versprechen. Als Gegenleistung organisiert sie den Zugang in die gesperrte Zone.
|
Leonardo DiCaprio und Djimon Hounsou
|
Währenddessen wird Solomons Sohn Dia (Kagiso Kuypers) zum Kindersoldaten ausgebildet. Edward Zwick zeigt in bemerkenswerter Detailtreue, wie die Kinder von ihrem Hauptmann einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Sie werden zu unaussprechlichen Gräueltaten gezwungen, die sie so in die eigene Schuld verstricken, dass sie später zu willfährigen Killern werden. Die Grausamkeiten sind so unvorstellbar, dass selbst Erwachsene Not hätten, sie zu verkraften.
Edward Zwick ist ein bisschen in der Zwickmühle. Auf der einen Seite dreht er einen kassentauglichen Hollywood-Schinken, auf der anderen Seite ist sein Engagement so groß, dass es ihm tatsächlich gelingt, ein sehr trauriges Kapitel der Menschheitsgeschichte sehr authentisch zu inszenieren. Die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents durch weiße Geschäftemacher, die Korrumpierbarkeit afrikanischer Kriegsherren und die schier unermessliche Leidensfähigkeit der Afrikaner werden thematisiert. Wenn Zwick dabei Mittel des klassischen Hollywood-Kinos verwendet, ist das irgendwie ein Widerspruch in sich. Da es ihm aber gelungen ist, die Problematik in das Bewusstsein eines Massenpublikums zu bringen, mögen die filmischen Mittel vielleicht doch gerechtfertigt sein. Weil die Bürgerkriegsszenen, insbesondere die mit den Kindersoldaten besonders grausam sind, ist der Film zurecht erst ab 16 Jahren freigegeben. Selbst die schönen, fast kitschigen Landschaftsaufnahmen und die sich zögerlich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Danny und Maddy können die ernsten Eindrücke nicht verwischen.
Getragen wird der Film vor allem vom Spiel vom Spiel Leonardo diCaprios und Djimon Hounsous. Das ungleiche Paar scheint sich gegenseitig zu schauspielerischen Höchstleistungen anzuspornen. Hounsou wurde im afrikanischen Benin geboren, gelangte nach Paris, wo er auf der Straße lebte. Er wurde als männliches Model entdeckt und eroberte die Catwalks von Frankreich und England. In „Gladiator“ spielte er an der Seite von Russell Crowe. Hounsou ist sehr hochgewachsen und athletisch. Er strahlt eine große Würde aus, bei der manchmal eine gewisse Verletzbarkeit hervorzulugen scheint. Seine innere und äußere Ausstrahlung wird durch sein immenses Schauspieltalent noch ergänzt. Er ist ein würdiger Gegenspieler für diCaprio, der in dieser komplexen Rolle alle Register seines Könnens ziehen kann. Er spielt mit einer Intensität und scheinbaren Mühelosigkeit, wie seit seinen Kinder- und Jugendrollen nicht mehr.
„Blood Diamond“ wurde in fünf Kategorien für den Oscar nominiert, diCaprio als bester Hauptdarsteller, Hounsou als bester Nebendarsteller sowie für Schnitt, Ton und Tonschnitt.
Blut-Diamanten heißen so, weil sie aus Konfliktgebieten stammen. Für sie werden Waffen gekauft, mit denen grausame Kriege geführt werden. Das World-Watch-Institute hat eine Studie herausgebracht, nach deren Erkenntnissen 20 Millionen Menschen bei Konflikten ums Leben kamen, die um die Kontrolle über die Rohdiamanten geführt wurden. Die meisten davon lebten in Afrika. Der Film spielt zu einer Zeit, als die Problematik mit den sogenannten Konflikt-Diamanten noch nicht so sehr im Bewusstsein der Öffentlichkeit war. 2003 wurde der Kimberley-Prozess eingeführt, ein Selbstregulierungsmechanismus, der über staatliche Herkunftszertifikate den Diamantenschmuggel einzudämmen versucht. Da diese nicht fälschungssicher sind, ist das Problem noch nicht zur Gänze gelöst.
Der Film basiert auf einer Dokumentation des afrikanischen Filmemachern Sorious Samura, der als Berater engagiert war, sowie dem Buch „Tödliche Steine“ von Greg Campbell.
|
Helga Fitzner - red / 29. Januar 2007 ID 2957
Blood Diamond, USA 2006
Regie: Edward Zwick
Drehbuch: Charles Leavitt
Schauspieler: Leonardo DiCaprio (Danny Archer), Djimon Hounsou (Solomon Vandy), Jennifer Connelly (Maddy Bowen), Stephen Collins (Ambassador Walker), Michael Sheen, Arnold Vosloo, Basil Wallace, Chris Astoyan (Billy)
Kinostart: 25.01.2007
Weitere Infos siehe auch: http://blooddiamondmovie.warnerbros.com/
|
|
|
Rothschilds Kolumnen
BERLINALE
DOKUMENTARFILME
DVD
EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM Reihe von Helga Fitzner
FERNSEHFILME
HEIMKINO
INTERVIEWS
NEUES DEUTSCHES KINO
SPIELFILME
TATORT IM ERSTEN Gesehen von Bobby King
UNSERE NEUE GESCHICHTE
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|