Vom Urknall
in die Zukunft
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Bewertung:
Um es gleich zu sagen, das Buch - Gottes großer Plan - hat wenig mit Gott oder Glauben zu tun, es ist in erster Linie ein Sachbuch, dass streng naturwissenschaftlich die Entwicklung des Universums von seinem Beginn an bis hin in die ferne Zukunft beschreibt. So betont der promovierte Astrophysiker Erik Bertram auch in seinem Vorwort:
"Der Text ist frei von jeglicher religiöser Wertung, die ich mir nicht anmaßen würde. Trotzdem hoffe ich, das am Ende des Buches klar wird, was ich meine, wenn von einem 'Plan' die Rede ist, der sicherlich an der einen oder anderen Stelle die Grenze zur Metaphysik und Religion streift. Gerade deshalb bin ich der Meinung, dass die Naturwissenschaften mit der Theologie durchaus in einen konstruktiven Dialog treten sollten." (S. 1)
Im Buch findet der allerdings nicht statt, doch vermittelt uns der Autor die Fakten, die aktuell für einen solchen Dialog auf der naturwissenschaftlichen Seite zur Verfügung stehen. Diese bestehen in erster Linie aus Zahlen und Formeln, aus abstrakten Berechnungen. Es ist für den Laien schwer, diese Daten mit konkreten Vorstellungen zu füllen, obwohl sich der Autor um eine plastische Darstellung der Materie bemüht. Hier wären vielleicht zusätzliche Abbildungen hilfreich gewesen, die dem Leser die Sache anschaulicher machen würden.
Doch niemand war beim Big Bang dabei, hat der Entstehung von Spiralnebeln und Galaxien, der Geburt unserer Milchstraße oder der unseres Heimatplaneten beigewohnt, und trotzdem gibt es unendlich viel darüber zu berichten. Dies tut der Autor in einer sehr sorgfältigen Form, die kaum einen Aspekt außer Acht lässt. Mit Hilfe von Einsteins Relativitätstheorie, dem Pauli-Prinzip oder anderen bahnbrechenden Errungenschaften der theoretischen Physik erklärt er dem vorgebildeten Leser Dinge, die ein normaler Laie nur erahnen kann. Und hierin liegt die Krux in diesem Buch. Wenn alles präzise erklärt werden soll, dann ist die Konsequenz daraus, dass es den Nicht-Wissenschaftler eigentlich überfordert. Dennoch kann man sich immer wieder in den Text hineinfinden, wenn man für sich akzeptiert, dass man an einigen Stellen eben nur eine Ahnung der großen Zusammenhänge vermittelt bekommt. Dann zeigt die Reise durch die Geschichte des Universums wieder anschauliche Seiten, und ihr ist positiv anzulasten, dass sie wirklich alle wichtigen Reiseziele ansteuert, obwohl es eine Reise ist, die letztendlich doch nicht zu erklären ist:
"Es ist eine Reihe von unglaublichen kosmischen Zufällen zu verdanken, dass Sie heute hier sitzen und dieses Buch lesen können, das von dieser Entwicklung und damit auch von Ihnen handelt." kommentiert der Autor in seinem Vorwort, um am Ende diesen Gedanken wieder aufzunehmen:
"Ist dies alles Zufall? Oder um es mit den Worten des berühmten deutschen Philosophen und Mathematikers Gottfried Wilhelm Leibniz auszudrücken: 'Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?' Der Triumpf des menschlichen Geistes wäre es, dies herauszufinden. Dann würden wir sämtliche Geheimnisse der Natur kennen und hätten 'Gottes großen Plan', wenn er denn existiert, endgültig verstanden." (S. 267)
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Ellen Norten - 6. Dezember 2017 ID 10413
Link zum Buch:
http://www.tectum-verlag.de/tectum-lesetipp/gottes-grosser-plan.html
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