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Michael Gorbatschow | Alles zu seiner Zeit





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Kaum ein Politiker hat die Geschichte seines Landes so verändert wie Michail Gorbatschow [der heute, am 2. März 2016, seinen 85. Geburtstag feiert]. Er gab den Menschen Freiheit. Und obwohl – oder vielleicht auch weil - er sein Land modernisierte und so letztendlich den Boden für das Ende der Sowjetunion bereitete, genießt er im eigenen Land wenig Anerkennung. Wir Deutschen sehen den großen Politiker indes anders, ohne ihn wäre die Deutsche Einheit undenkbar gewesen.

Im Buch lernen wir den Menschen Gorbatschow kennen, seine Heimat, sein Dorf, seine Familie und Raissa, seine geliebte Frau, die ihm auch Freundin und Beraterin war und mit der er bis zu ihrem Tod eine sehr enge Beziehung lebte.


„Ich beschloss, ein Buch über unser Leben zu schreiben. Das hatte ich schon lange vor, brachte es aber nicht fertig. Dieses Buch ist mir schwer gefallen. Ich stand die ganze Zeit unter dem Eindruck des mit Rotstift geschriebenen Titels, den Raissa ihrem Buch geben wollte: Was mir auf der Seele liegt.
Meine Erinnerungen widme ich dem Andenken an Raissa.“
(S. 17)



Michail Gorbatschow schreibt ein sehr persönliches Buch. Manchmal könnte man sich beim Lesen vorstellen, man säße ihm gegenüber. Da folgt ein kurzer Einwurf im Text, eine Überlegung oder eine Gefühlsäußerung. Er beschreibt seine Kindheit und Jugend in Stawropol im Nordkaukasus, die Kriegsjahre, seine Ausbildung zum Mähdreschermechaniker durch seinen Vater. Und wir lernen seine Familie kennen, die beiden Großväter die im Gefängnis gesessen, bzw. nach Sibirien geschickt wurden.

Es ist interessant zu verfolgen, wie Gorbatschow trotzdem politisch aktiv wird, wie er in Moskau studiert und dort Raissa kennenlernt. Während seiner langen politischen Laufbahn lernen wir Sowjetpolitiker wie Jurij Andropow, Andrej Gromyko oder Nikolay Ryschkow kennen und blicken bei der Lektüre des Buches hinter die politischen Kulissen.

Der Putsch gegen ihn und sein Sturz durch Boris Jelzin haben Gorbatschow und insbesondere Raissa schwer verletzt. Gorbatschow gibt dem Leser die Chance auch einmal zu verstehen, dass die große Weltpolitik nicht nur durch den Staatsmann gelenkt wird, sondern zeigt auch, dass dort ein Mensch steht, der zwar Fehler haben mag, der aber durch Intrigen und Vertrauensmissbrauch seiner politischen Kollegen schweren seelischen Schaden nehmen mag. Neben dieser sehr menschlichen Seite kommen die politischen Analysen nicht zu kurz.


„Das durch die Zerstörung der Union geschwächte Russland Jelzins erwies sich als unfähig, die konstruktive Rolle, die die Sowjetunion in den Perestojka-Jahren auf internationaler Ebene gespielt hatte, weiterzuführen. So wurden die durch die Beendigung des Kalten Krieges geschaffenen Möglichkeiten, die Weltgemeinschaft zu einer neuen Weltordnung, zu einer stabileren, gerechteren und humaneren Welt zu führen, wie Papst Johannes Paul II. einmal sagte, auf lange Zeit verpasst.“ (S. 510)


Allein dieses Zitat zeigt, dass das Buch einen hochaktuellen Bezug hat. Positionen Russlands, auch unter Wladimir Putin, werden damit leichter verstehbar. So ist Michail Gorbatschow mit 85. Jahren zwar kein aktiver Politiker, aber ein politisch denkender Mensch, dem es lohnt genau zuzuhören.

Ergänzt wird das Buch durch ein Personenverzeichnis und Register. Lediglich die oft sehr persönlichen Schwarz-Weiß Fotos dürften in ihren Bildunterschriften etwas genauer ausfallen.



Ellen Norten - 2. März 2016
ID 9176
Michail Gorbatschow | Alles zu seiner Zeit
Mein Leben

544 Seiten, mit 53 s/w-Abbildungen
Euro 14,90 (D) 15,40 (A)
dtv, 2014
ISBN 978-3-423-34816-4


http://www.dtv.de/buecher/alles_zu_seiner_zeit_34816.html


Post an Dr. Ellen Norten



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