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Rezension

Michael Boenke | Kuhnacht

Ein Kriminalroman aus der Provinz
Gmeiner Verlag, 2013
ISBN 978-3-8392-1416-9



Bizarre Rituale und Wortwitz

Wer glaubt, dass ein Krimi nicht lustig, skurril oder karikierend sein kann, der hat sich noch nicht aufs Land zu Zufallsermittler Daniel Bönle begeben. Auf ein widerwärtiges Gemetzel wartet man dort vergebens, die Welt in Sigmaringen und Umgebung ist fast noch in Ordnung und bliebe auch so, wenn nicht der Sohn von Bönle, der auf den originellen Namen Korbinian T. Rex getauft ist und kurz Korbi gerufen wird, wenn also dieser Säugling nicht in einem Ausflugslokal im Ried einen etwas besorgniserregenden Fund machen würde. Doch Mutter Cäci und Bönle selbst erwarten in dieser Idylle kein Übel.

„Der kleine Widerborstige wollte das Würstchen nicht herausrücken. Ich zog daran. Korbi, nicht blöd - ganz der Vater - erhöhte den Saug-Gegendruck. Ich war letztendlich stärker, mit einem lauten Blopp hatte ich das runzelige Fleischprodukt aus dem zahnfreien Mund entfernt.
Erkannte den Fingernagel!
Sprang auf. Ließ das Ding, vor Ekel spastisch zurückzuckend, auf Cäcis entkrusteten Braten mit Kartoffelsalat und Soße fallen.“
(S. 16)

Wohl bekomms. Ganz ohne Blut geht es also auch hier nicht ab, doch der Finger ist kein frischer, und er tropft zumindest nicht mehr. Interessant ist allerdings die Frage, wo er herstammt, und dies ist für die herangeeilte Kriminalpolizei keinesfalls so leicht zu klären. Bönle, der frisch als Religionslehrer an der Gewerblichen Schule in Sigmaringen angefangen hat, bringt immerhin einiges rund um den Finger über seine Schüler in Erfahrung.

So deuten sich die Machenschaften einer mysteriösen Sekte an, die anscheinend unerkannt mitten im Umfeld der Schule agiert. Bönle und seine Freundin Cäci werden bei ihren neugierigen Recherchen bald auch von dem ortsansässigen katholischen Geistlichen unterstützt. Deodonatus Ngumbu, kurz und modern Deo genannt, ist kein gewöhnlicher Pfarrer. Er ist ein rabenschwarzer Massai. Eine wahre Meisterleistung ist die Verschriftung der Sprache des afrikanischen Paters. So sitzen die drei gemeinsam im Lokal und stärken sich mit „Schweinaschbäaaipss“ - Schweinespareribs, die auf einem hölzernen Drehteller serviert werden.

„Da kann de tota Sau im Paadies Kaussell fahra!“ kommentiert Deo und sorgt sich um den Getränkenachschub:
„Bessa wäa, wenn wia noch a Flascha Wein trinka wüda!“ (S. 220, 222, 231)

Schade, dass Kuhnacht nicht auch als Hörbuch erschienen ist. Ein Spaß wäre es sicher, sich einige Passagen daraus vorzulesen. Und was die eigentliche Handlung angeht, so gewinnt diese gegen Ende des Krimis dramatisch an Fahrt und die Zusammenhänge gestalten sich anders als erwartet.

Jedem Kapitel ist ein Auszug aus einem Songtext vorangestellt. Tatsächlich haben die Zitate zu den Handlungen einen Bezug und stellen so auch ein bisschen das Lebensgefühl von Bönle her, der erklärter Musikfreak, Motorad- und Autonarr und eben Lebenskünstler ist. Ein launiges Buch mit viel Wortwitz und skurrilen Szenen, die akribisch und mit detailgetreuer Beobachtungsgabe beschrieben sind. Dabei muss man keineswegs der Region Oberfranken nahestehen, um sich köstlich zu amüsieren.

Kuhnacht ist der vierte Roman von Michael Boenke, der sicher nicht nur einen ähnlichen Namen wie sein Ermittler hat, sondern ihm vermutlich auch in vielerlei anderer Hinsicht gleicht.


Bewertung:    


Ellen Norten - 16. Februar 2014
ID 7605
Michael Boenke | Kuhnacht
310 S.
Paperback Eur 11,99
ePub Eur 9,99
PDF Eur 9,99
Gmeiner Verlag, 2013
ISBN 978-3-8392-1416-9



Siehe auch:
http://www.gmeiner-verlag.de/programm/titel/670-kuhnacht.html


Post an Dr. Ellen Norten



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