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In Maxim Billers eben erschienenem Roman Sechs Koffer kann man lesen, dass im Zusammenhang mit der tschechischen Nouvelle Vague nur von Forman, Menzel und Chytilová die Rede gewesen sei. Das ist Nonsens. Wer sich über die Tatsachen informieren will, kann sich da jetzt an Hand eines Aufsatzbandes orientieren, der im Mainzer Ventil Verlag erschienen ist. Wer auch englischsprachige und französische Filmliteratur zur Kenntnis nimmt, konnte auch bisher schon über mehr als die genannten drei Regisseure etwas erfahren.

Rund 20 Regisseurinnen und Regisseure stellt das von Andreas Rauscher, Josef Rauscher und Jonas Engelmann herausgegeben Buch vor. Über sie alle wurde geredet. Dass viele mittlerweile vergessen sind, hat mit dem Niedergang der Kinokultur zu tun. Die einzelnen Kapitel von Tschechoslowakische Neue Welle - Das Filmwunder der Sechziger gehen chronologisch vor, also von Film zu Film, und liefern ausführliche Beschreibungen und Analysen der einzelnen Werke. Biographische Daten werden vorangestellt oder im Zusammenhang mit den einzelnen Filmen geliefert. Insgesamt ergeben die Darstellungen ein ziemlich exaktes Bild von der film- und kulturgeschichtlichen Bedeutung der tschechoslowakischen Neuen Welle, die, wie zutreffend angemerkt wird, bei allen Gemeinsamkeiten keine homogene Bewegung war. Kaum sonst wo, schon gar nicht in jenem Land, in dem der Begriff „Neue Welle“ geboren wurde, in Frankreich, spiegelt die Entwicklung des Films die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung so genau, im Fall der Tschechoslowakei konkret: die Vorgeschichte und die Geschichte des „Prager Frühlings“.

Eingeschoben zwischen die Kapitel über einzelne Regisseurinnen und Regisseure sind unter anderem ein (zu) kurzes Kapitel über die Autoren des Prager Frühlings, ein weiteres über die einflussreiche Kostümbildnerin und Ideenlieferantin Ester Krumbachová sowie ein langes Kapitel über den Nationalsozialismus in den Filmen der Neuen Welle. Etwas stiefmütterlich wird, wie so oft, der slowakische Film behandelt. Juraj Jakubisko hätte durchaus mehr als sechs Seiten verdient.

Besonderes Lob gebührt der sorgfältigen Lektorierung des Bandes. Das ist leider längst keine Selbstverständlichkeit mehr und angesichts der zahlreichen diakritischen Zeichen in tschechischen und slowakischen Namen eine Herausforderung.

Dass dieser innerhalb der deutschsprachigen Filmliteratur vorbildliche Band den tschechoslowakischen Film in Deutschland so populär machen wird, wie es ihm gebührte, dass Namen wie Schorm oder Nemec bei uns einmal in einem Atem mit Antonioni oder Godard genannt werden, ist nicht zu erwarten. Eher schon werden auch die westlichen Autorenfilmer der Vergessenheit anheim fallen. Immerhin: DVDs stellen ein imaginäres Museum zur Verfügung. Es lohnt sich, sie anzusehen. Die Filme kann auch die gescheiteste Sekundärliteratur nicht ersetzen.



Thomas Rothschild – 3. Dezember 2018
ID 11081
Link zum Buch: https://www.ventil-verlag.de/titel/1812/tschechoslowakische-neue-welle


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