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Satire

Den Finger

in die Wunde

legen





Bewertung:    



Um über fünf Jahre Europapolitik zu berichten und trotzdem unterhaltsam zu bleiben, dazu bedarf es schon eines Satirikers wie Martin Sonneborn. Er zog erstmals 2014 ins EU-Parlament ein, als Vertreter seiner eigenen Partei, die schlicht auf den Namen Die PARTEI getauft ist und die mittlerweile mehr Mitglieder als die AfD zählt. Da für die Wahl ins EU-Parlament keine Fünf-Prozent-Hürde steht, können hier auch Vertreter der sogenannten Splitterparteien Debatten verfolgen, Anträge stellen und winzige Redezeiten, meist bei einer Minute Länge, für sich beanspruchen.

Auf seiner Homepage beschreibt Sonneborn seine politischen Aktivitäten, die, wie es sich für einen Satiriker gehört, in Witz und Provokation verpackt sind. In seinem ersten Buch Herr Sonneborn geht nach Brüssel begibt er sich in die Tiefe und bringt die EU-Politik, die den Platz des Stiefkindes in der politischen Berichterstattung einnimmt, näher an den Bürger. Das ist ihm damals gelungen, und so stellt sich die Frage nach dem „warum“ zum Fortsetzungsband. Lapidar heißt dieser Herr Sonneborn bleibt in Brüssel und zeigt Sonneborn in gleicher erfreuter Siegerhaltung unter einem Heiligenschein aus EU-Sternen.

Es geht hier um seine zweite Amtszeit und nur um die, denn Sonneborn verfügte bei der Wahl 2024 zum dritten Mal über die notwendigen Stimmen zum Parlamentarier. Das, so könnte sich zeigen, dürfte Stoff für den dritten Band hergeben, wir bleiben naturgemäß beim zweiten.

*

Eines wird schnell bei der Lektüre deutlich. Sonneborn ist, wenn auch im Mantel des Satirikers, deutlich ernster geworden. Die Probleme, die es auf EU-Ebene zu lösen gilt, haben an Bedeutung massiv zugenommen, allen voran der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Doch schon vor dem Angriff Putins waren die zunehmenden Ausgaben für die Rüstung auffällig und damit Grund für Sonneborns Polemik. So hießen seine Kandidaten nach ihm auf Platz 1 und Nico Semsrott auf Platz 2 mit Nachnamen Heß, Bormann und Bombe, und diese Reihe wird entsprechend fortgesetzt, was Sonneborn wie folgt kommentiert.


"Die Besetzung zeigt unseren Respekt vor der Remilitarisierung Europas. In Deutschland wird dies bisher kaum thematisiert, aber wir haben einen Paradigmenwechsel in der EU. Im nächsten Haushalt wird erstmals mehr Geld für die Aufrüstung stehen als für Entwicklungshilfe. Anfang Juli (2019) hat das EU-Parlament grünes Licht gegeben, 500 Millionen Euro aus dem Bereich 'Friedenssicherung' in die Rüstung umzuleiten." (S. 19)


Anders als im ersten Band kommt hier nicht nur der Parteichef selbst zu Wort, sondern hier werden zu den entsprechenden Themen verschiedene Zeitungen und Onlinedienste zitiert, aber auch seine engen Mitarbeiter. Das Buch folgt der Chronologie der Ereignisse. Wir lernen mit den „sachdienlichen Hinweisen“ recht unterschiedliche Medien, wie etwa Watson kennen. Das Schweizer Nachrichtenportal, das seit 2014 online ist, reagiert auf den zitierten Text von Sonneborn zur Rüstung mit folgenden Worten:


"So will die PARTEI in eigenen plötzlich sehr ernsten Worten 'mehr Aufmerksamkeit auf die schleichende Militarisierung der EU' lenken. Es ist Satire, wie aus dem Schulbuch: Hinter jedem Witz steckt auch eine hässliche Wahrheit." (S. 19)


Sonneborn gelingt es die Langeweile aus der EU-Politik zu vertreiben. Insbesondere seine fundierten Angriffe auf seine „Lieblingspolitikerin“ Ursula von der Leyen sind amüsant zu lesen, legen aber gleichzeitig den Finger in die Wunde und drehen ihn noch einmal um, denn die Frage, wieso die Präsidentin der Europäischen Kommision ohne Kandidatur und Wahl in diese Position gelangt ist, wird von keiner Seite beantwortet.

"Europa nicht den Leyen überlassen", ist einer seiner Lieblingssprüche und prangt schon auf dem Cover des Buches. Dies kann aufgrund der zeitlichen Abfolge gut als Nachschlagewerk dienen, hat aber gegenüber seinem Vorgänger etwas an Spritzigkeit eingebüßt.


Ellen Norten - 11. September 2024
ID 14912
KiWi-Link zu Herr Sonneborn bleibt in Brüssel


Post an Dr. Ellen Norten

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