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Buchkritik

Die Haut

der Lektüre





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Es ist das älteste Thema der Welt. Chercher la femme. Die Suche nach der Liebe. Doch Suche ist nicht gleich Suche. Diese hier geht buchstäblich unter die Haut. Eine Aventure, die es in sich hat. Ein Pageturner und zugleich ein Bildungsroman im besten Sinne.

Wir schreiben das Jahr 1969. NewYork taucht ein in den heißen Sommer der Liebe. Inmitten von Glücksrittern und Blumenkindern sucht der junge Literaturstudent Jonathan Rosen nach Frauen. Doch fahndet er nicht nach irgendeiner Frau. Im Gegenteil: Er ist besessen von der Idee, die perfekte Herzensdame zu finden. Diese Sucht verdankt sich einem platonischen Motiv: Nur die Schönheit in uns selbst ermöglicht es, die wahre Schönheit der Welt zu sehen. Der Weg dorthin aber führt unweigerlich über die schönen Körper. Und wie bei Platon wird dem Schüler ein Meister zur Seite gestellt, der ihn in die erotischen Künste einführt. Dieser Mentor ist der mysteriöse Büchernarr Josef Eisenstein. Er lehrt Rosen nicht nur die Techniken der Verführung, sondern auch die Kunst des Lesens. Dabei kommt es im Zuge ihrer Bekanntschaft zu einem folgenreichen Deal: Rosen verführt die Schönen und bringt sie in Eisensteins Apartment, der dem Liebesakt heimlich beiwohnt. Danach muss Rosen die unaussprechlichen Erlebnisse in Worte fassen. Doch damit nicht genug: Er leistet einen weiteren Dienst für Eisenstein, was er jedoch erst später durchschauen wird.

Gunnar Kaisers vielschichtiger Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen berichtet der Ich-Erzähler Jonathan Rosen von jenem Sommer in New York. Diese Coming of Age-Geschichte führt den Leser nach Israel und endet schließlich in Argentinien. Zum anderen erzählt eine auktoriale Stimme die Geschichte von Kindheit und Jugend des Josef Eisenstein im Berlin der Nazidiktatur. Indem der Autor, 1976 in Köln geboren, diese stilistisch unterschiedlichen Handlungsstränge gegeneinanderstellt, treibt er die Schraube der Erzählung perspektivisch geschickt voran, so dass der Leser in den Genuss spannender Drehmomente kommt, die abwechselnd in epischer Breite und szenischer Dichte diese komplexe Geschichte vorantreiben.

Unter der Haut ist Gunnar Kaisers beachtliches Erstlingswerk. Der Debütant beherrscht das literarische Handwerk mit verblüffender Souveränität. Hier sitzt jeder Satz. Und hier passt jedes Bild. Zudem verfügt Gunnar Kaiser über eine ausgesprochen feine Beobachtungsgabe. Vor allem aber ist dieser Autor ein poetischer Erzähler, sofern mit diesem Wort gemeint ist, dass die vielen kleinen Episoden des Romangewebes stets auch interpretative Spielräume erzeugen. So ist nichts in diesem Roman bloße Erzählung. Stattdessen stößt man allenthalben auf eigenständige Echokammern.Wir haben es hier zweifellos mit dem Beginn einer beachtlichen literarischen Karriere zu tun.



Jo Balle - 8. April 2018
ID 10629
Link zum Buch:
https://www.piper.de/buecher/unter-der-haut-isbn-978-3-8270-1375-0


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