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Im Salon von Gertrude Stein - doch wer war diese Frau? Ihr Name flappt auf, wenn man sich mit der Biografie bedeutender Künstler beschäftigt. Bei ihr gingen Pablo Picasso, Henri Matisse oder Ernest Hemingway ein und aus, ihr Pariser Salon führte die Prominenz in den 1920er Jahren zusammen, schloss aber auch die, die bei ihr in Ungnade fielen, von ihrer Gastfreundschaft aus.
„A witch is a witch, is a witch“, telegrafierte ihr (Gerüchten zufolge) Ernest Hemingway und nahm damit vermutlich Bezug auf ihr gnadenloses Urteil. Er traf damit den Nagel auf den Kopf, wenn er den Satz „A rose ist a rose, is a rose“ aus Steins Gedicht Sacred Emily von 1913 persiflierte. Gertrude Stein war ein Besen und in ihrer eigenen literarischen Entwicklung wenig erfolgreich; so findet es sich in diversen Quellen.
In den Illustrationen lernen wir dagegen eine eher unterhaltsame, zugewandte Frau kennen, die von einem fiktiven Protagonisten vorgestellt wird – einem Mann. Das ist für Gertrude Stein erwähnenswert, war sie doch zu ihrer Zeit eine bekennende Lesbe, die Wohnung wie Salon mit ihrer Gefährtin Alice B. Toklas teilte. Ihr bekanntester Roman ist eine Autobiografie, die sie aus der Sicht eben dieser Frau auf sich selbst schrieb. Die Beziehung der beiden Frauen war in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich, denn Toklas rangierte im Salon stellungsmäßig „unter“ der Stein.
"Wir wussten alle, dass die beiden ein Paar waren. Alice kümmerte sich um das leibliche Wohl und unterhielt sich stets mit den Ehefrauen der Genies, wie sie sie nannte. Sie hatte jedoch wesentlich mehr Einfluss, als sie uns glauben machen wollte." (Gertrude Stein und ihr Salon der Künste, S. 27)
Die Ausschnitte aus dem Leben von Gertrude Stein, die in kleinen Comic-Anekdoten zusammengetragen werden, liefern ein atmosphärisches Bild, das vielleicht nicht immer authentisch, so doch extrem unterhaltsam ist und ihren großen Einfluss auf die Avantgarde des 20. Jahrhunderts beschreibt.
"Ach, Kunst… ich habe zu Hause ein Bild, auf dem eine nackte Frau neben Kakteen dargestellt ist. Man fragt mich immer, was der Meister damit ausdrücken wollte, was es bedeuten solle… eines Tages kam der Sohn des Pförtners vorbei, er betrachtete das Bild und sagte: 'Oh, là, là, das ist aber eine schöne Frau!'. Das ist Kunst." (S. 62)
Ein Spiel mit und über Kunst, verräterisch im guten wie im schlechten Sinn. So bleibt Gertrude Stein in Erinnerung, scharfzüngig, resolut und leidenschaftlich, pointiert zitiert und ins Bild gesetzt von den Italienerinnen Valentina Grande und Eva Rosetti.
Ellen Norten - 14. Oktober 2023 ID 14430
Knesebeck-Link zu
Gertrude Stein und ihr Salon der Künste
Post an Dr. Ellen Norten
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