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Graphic Novel

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Bewertung:    



Etwas verbindet mich mit Martin Rowson, dem Illustrator des Buches. Genau wie er habe auch ich mit 16 Jahren zum ersten Mal die wohl berühmteste Schrift von Karl Marx und Friedrich Engels gelesen. Für mich muss ich allerdings einschränkend sagen, ich habe versucht sie zu lesen. Ich wiederholte die Sätze, verstand die Worte, doch konnte ich die Schlüsse daraus nicht wirklich nachvollziehen. Obwohl das Buch nicht dick war und ist, scheiterte meine jugendliche Motivation am schwergewichtigen Inhalt. 45 Jahre sollte es dauern, bis ich mich wieder an den Text wagte, diesmal ist er attraktiv verpackt und bebildert von Martin Rowson. Und der fand ihn schon als Jugendlicher sehr einleuchtend.


"Mein 16 Jahre altes Selbst jedenfalls wurde durch die Lektüre des Kommunistischen Manifests befreit, obwohl ich in den 40 Jahren zu der Überzeugung gekommen bin, Marx für einen autoritären hegelianischen Ausverkäufer zu halten, der zu sehr vom Staat besessen ist, um der wesentlichen, in seinen brillanten Analysen verordneten Aufgabe gewachsen zu sein. Diese Analysen umfassen seine materialistische Sicht der Geschichte und seine Vision von Menschen, die durch Ausbeutung und Aneignung (was wir Diebstahl nennen würden) auf bloße Waren reduziert sind, reine Fleischmaschinen, die nur existieren, um wegen ihres Mehrwerts gemolken zu werden und so die bereits Reichen noch reicher zu machen."


Rowson steht hier mit seiner Sprache durchaus den Ausführungen der beiden Autoren des erstmals 1848 erschienenen Kommunistischen Manifests nahe. Als Karikaturist des Guardian hat er das programmatische Werk lebhaft und mit spitzem Humor als Graphic Novel umgesetzt. Dabei blieben die Inhalte unangetastet, "die machtvolle Kritik am Kapitalismus und die Einführung in die Ideen des Kommunismus" bestehen nach wie vor, Analysen, die auch heute noch politische und wirtschaftliche Debatten bestimmen können.

Doch der Stoff bleibt trocken, so bunt können die dreifarbigen Zeichnungen gar nicht gestaltet sein, um ihn leichtfüßig zu transportieren. Ein breitmauliger Marx mit wildem Haar und ein eher schmalbrüstiger Engels treffen vielleicht die Physiognomie der Autoren, erklären den Text jedoch nicht. Die Bilder sind bombastisch, von ästhetischer Schönheit, doch tragen sie bestenfalls auf der Stimmungsebene zu den Inhalten bei. Einen abstrakten Text zu bebildern ist eben eine Herausforderung, und so funktioniert zumindest für mich die Bebilderung der Textinhalte nur tendenziell, nicht aber überzeugend. Um ehrlich zu sein ist mir der Text nach wie vor zu schwierig, auch wenn ich ihn heute mit einem anderen politischen Hintergrundwissen angehe. Da hilft auch nicht das fulminante Vorwort, mit seinen begleitenden Informationen und Einordnungen, die den ursprünglichen Text bereichern.

*

Die Idee einen politischen Stoff als Graphic Novel zu adaptieren ist genial, und es gehört Mut sowohl für den Illustrator als auch für den Verlag dazu, einen solchen Schritt zu wagen. Doch vielleicht ist der Schritt zu groß, um die Aufgabe überzeugend zu lösen. Für den interessierten Leser, der mit wirtschaftsanalytischen Texten umgehen kann, mag die Adaption jedoch von großem Anreiz sein.



"Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!
Ihr habt nichts zu verlieren außer Eure Ketten.
Ihr habt eine Welt zu gewinnen."



Ellen Norten - 13. Dezember 2018
ID 11099
Link zum Graphic Novel: Das kommunistische Manifest


Post an Dr. Ellen Norten

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