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Krimi

Forschung

mit Folgen





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In Köln wird der Geophysiker Prof. Peter Meyers in seiner Wohnung erschossen. Die Motive für den Mord an dem Wissenschaftler liegen im Dunkeln. Kommissarin Hannah Franckh versucht Details über die Arbeit des Forschers zu erfahren, doch weder dessen Ehefrau noch Mitarbeiter an seinem Institut scheinen die Hintergründe seiner Tätigkeit zu kennen. Nur ein Kollege, Dr. Tobias Lück, enger Vertrauter des Toten mag mehr wissen, doch stirbt dieser wenige Tage nach Meyers durch Selbstmord. Obwohl es einen Abschiedsbrief von Lück gibt, indem er angibt, Meyers ermordet zu haben, muten der Suizid und die angeblichen Gründe dafür unwahrscheinlich an. Doch wer könnte Interesse daran haben, die beiden Forscher aus der Welt zu schaffen?

Geophysik ist ein eher akademisches und für den Laien langweiliges Thema. Zudem sind Seltene Erden, kurz Heavies, an denen beide Wissenschaftler arbeiteten, eigentlich nur Spezialisten bekannt. Dysprosium, dessen Name auch mir neu war, spielt eine entscheidende Rolle u.a. bei der Herstellung von Elektroautos. Doch das Element, dass in diesem Zusammenhang auch für das Erreichen von Klimazielen benötigt wird, verursacht bei der Gewinnung radioaktive Abfälle. In China, wo die Erze bisher schwerpunktmäßig abgebaut werden, gefährden diese Leib und Leben der Minenarbeiter. Das schert die Politkommissare in der Volksrepublik wenig, ganz im Gegenteil, sie wollen ihr Monopol noch ausbauen, um mehr Profit zu erwirtschaften.


"'Was haben die Arbeiter gefordert?', fragte Sun Yi lächelnd, und er achtete darauf, dass seine Stimme weich und harmlos klang.
'Kürzere Arbeitszeiten und Anzüge, die besser gegen Radioaktivität schützen', erklärte Ling.
(…). Sun Yi traute sich nicht, Wu darum zu bitten, endlich ins kühlere Gebäude zu gehen. Ihm war heiß und der Gedanke an die giftigen Rückstände, die beim Abbau der schweren Seltenen Erden anfielen und die in künstlichen Teichen rund um die Abraumhalde gelagert und durch einen Damm gesichert wurden, führte dazu, dass das flaue Gefühl in seinem Magen sich wieder gemeldet hatte und sich nun zu einer handfesten Übelkeit auswuchs. Allein die Vorstellung, dass ein Dammbruch zur Freisetzung von Thorium, Uran, Schwermetallen, Säuren und Fluoriden und damit zu nicht vorhersehbaren gesundheitlichen Schäden führen und auch zerstörerische Auswirkungen auf die Umwelt haben würde, ließ ihn auf einmal schwanken. (…)
'Wenn wir die Arbeiter in dicke Schutzanzüge stecken würden, könnten sie nicht mehr arbeiten', sagte Wu knapp und fügte mit starrer Miene hinzu: 'Dann können wir sie gleich auf den Mars schicken.'"

(Carla Mori, Heavy, S. 230)



Doch nicht nur die Mächtigen in der Volksrepublik, sondern auch ein Ölgigant in den USA sehen in Dysprosium einen wichtigen Faktor, um ihre Wirtschaftsmacht zu stärken. Energielieferanten und ihr Umfeld, egal in welcher Form, können, insbesondere, wenn diese zukünftige Märkte erschließen sollen, das Mächtegleichgewicht empfindlich stören. Da werden zwei kleine Forscher, die sich über Dysprosiumvorkommen in Schweden ihre Gedanken machen, zum nicht kalkulierbaren Hindernis.

Das Buch Heavy ist fiktiv, doch die Geschichte, die es erzählt, wird von wahren Begebenheiten gespeist. Dysprosium mit seinen besonderen Eigenschaften gibt es wirklich. Jedes Ding, auch wenn hier vermeintlich der Umweltschutz im Vordergrund steht, hat also mindestens zwei Seiten, und die gilt es zu bedenken. Vernunft und Moral spielen dabei leider nur eine untergeordnete Rolle und können für den, der sie vertritt, zur tödlichen Gefahr werden. So zeichnet der spannende Krimi von Carla Mori auch ein kritisches Bild unserer Gesellschaft, von den Mächtigen in West und Ost und um das Pokern um die Macht, bei der der kleine Wissenschaftler nur Mittel zum Zweck und Lieferant von Daten ist. Ein gut recherchiertes Buch, bei dem zu befürchten ist, dass die Wirklichkeit den fiktiven Inhalt sogar noch übertrifft.


Ellen Norten - 27. Juli 2022
ID 13729
Gmeiner-Link zum Heavy-Krimi von Carla Mori


Post an Dr. Ellen Norten

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