Wo der
Jugendstil
zu Hause ist
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Bewertung:
Wer in Bonn wohnt oder einmal mehrere Tage in der Stadt verbracht hat, der wird neben dem Rhein, dem UN-Campus mit seinen ehemaligen Regierungsgebäuden, dem Beethovenplatz und dem Bonner Münster sicher auch die Bonner Südstadt kennen – eines der größten zusammenhängenden Gründerzeitviertel Deutschlands. Vom Botanischen Garten am Poppelsdorfer Schloss erstreckt sich diese malerische Gegend – die auch Bonner Talviertel genannt wird – rechts und links der breiten Poppelsdorfer Allee bis zur Bonner Universität und dem Rheinufer. Über nahezu hundert Jahre hat sich hier ein bürgerliches Wohnquartier entwickelt, das heute eine ungeahnte Renaissance erlebt. In den schmucken Häuschen wohnen auf engstem Raum fast 10.000 Menschen innenstadtnah und doch recht beschaulich. Große Altbauwohnungen mit Stuck, dreistöckige Einfamilienhäuser mit kleinen Garten und Balkon, verwinkelte Türmchen, Säulen und ausgebaute Tiefparterre prägen das Bild. Die kleinen Geschäfte, Kneipen und Galerien direkt um die Ecke machen es zu einem der attraktivsten Viertel im Rheinland.
Wer einmal sehen möchte, wie es in den vielfach vom Jugendstil geprägten Bauten aussieht, dem bietet sich in einem neuen Bildband des Emons Verlags die Gelegenheit. Zum einen sind darin einmalige Aufnahmen der Gebäude zu sehen, ihre Fassaden, Giebel, Eingangsportale und Erker, aber vor allem das spektakuläre Innere, das man sonst nicht zu Gesicht bekommt. Von der Geschichte des Viertels, seinen Grundlagen, dem Wohnumfeld bis hin zum Interieur seiner heutigen Bewohner werden viele Aspekte warmherzig beleuchtet. Somit ist das Buch ein historischer Abriss der Gegend und zugleich ein optisches Highlight, dass aufgeschlagen präsentiert hervorragend Diele oder Wohnzimmer aufwertet.
Die Fotos schoss der Kölner Fotograf Achim Bednorz. Den lichten und farbgetreuen Aufnahmen ist anzusehen, warum er sich als Spezialist für Innenräume in Fachkreisen einen Namen gemacht hat. Den Texten von Franz Josef Talbot, der zwischen 1990 und 2016 Stadtkonservator in Bonn war, ist ein immenses Wissen, aber auch eine tiefe Verbundenheit mit dem Viertel im Herzen der ehemaligen Hauptstadt zu entnehmen. Er studierte Architektur, Kunstgeschichte und Archäologie und promovierte über den Wiederaufbau deutscher Schlösser nach 1945. Nicht nur für Lokalpatrioten ist das Buch empfehlenswert, sondern für alle, die an Architektur und „Schöner Wohnen“ allgemein interessiert sind. Denn viele Eigentümer haben sich bereit erklärt, die Türen ihrer Häuser einmalig für das Projekt zu öffnen. Und solche Einblicke in einige der schönsten Gebäude Deutschlands bekommt man nicht alle Tage.
August Werner - 16. Februar 2019 ID 11223
Link zur
Bonner Südstadt
Post an August Werner
http://www.ecotype.de
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