Vom Ende der
Geborgenheit
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Bewertung:
Familienurlaub in Dänemark. Zwei biedere deutsche Ehepaare - schon ihre Namen Schneider und Hoffmann sind Programm - mieten mit ihren Kindern jeweils ein properes Ferienhaus und begegnen sich dort gleich am ersten Tag. Der Nachwuchs spielt miteinander, die Erwachsenen haben die gleiche Wellenlänge, und der Urlaub beginnt höchst harmonisch und vielversprechend. Einzig der unerzogene Hund der Familie Hoffmann büxt aus und sorgt für Unruhe.
Dass diese Idylle an Dänemarks verschlafener Küste übelst gestört werden könnte, würde man nicht vermuten, wenn man nicht einen Thriller in der Hand hielte. Tatsächlich wird eine Frauenleiche am Strand gefunden. Ein anderes deutsches Ehepaar in der Feriensiedlung verhält sich höchst geheimnisvoll und kommt kurz darauf bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Auch die Hoffmanns verhalten sich nun ominös. Sie wünschen keine Kontakte mehr, und ihr Hund wird schließlich tot aufgefunden, bestialisch zu Tode gequält.
Die Idylle ist dahin, die Stimmung auch. Nun treten die Ermittler in Aktion. Das Team von Skanpol und die einheimische Polizei konzentrieren sich zunächst auf die Tote vom Strand, doch dann erschüttern weitere Verbrechen die Feriensiedlung.
"'Der Wagen hat aus bisher unerfindlichen Gründen Feuer gefangen. Er gehört einer deutschen Familie und stand vor deren Ferienhaus. Die Feuerwehr konnte die Familie gerade noch retten, bevor das Auto in die Luft geflogen ist.'
'In die Luft geflogen? Ich dachte so etwas passiert nur im Film.'
Milla zuckt mit den Schultern. 'Tja, manchmal kommen die Sachen aus den Filmen auch in unserer Welt vor. Die Feuerwehr hat das Wrack weggebracht, nachdem sie es gelöscht hat. Der Brandermittler untersucht das Fahrzeug im Moment...'" (Anne Nørdby, Kalter Strand, S. 307)
Überzeugend und facettenreich sind sowohl die Charaktere der Skanpol- Mitarbeiter als auch die der dänischen Polizisten. Tom Skagen, der Protagonist, wird von dunklen Ängsten aus seiner Vergangenheit heimgesucht, seine eitle und karriereorientierte Chefin lässt sich gleich am ersten Tag auf eine Liaison mit dem attraktiven Mads Espersen ein. Würde dieser schneidige Polizist nicht in seiner Uniform stecken, könnte man ihn glatt für den Prototyp eines Wikingers halten. Die freundliche Milla sorgt wiederum für Ausgleich im Team, was bei ihrem Chef, einem völligen Unsympathen, der seine eigene Inkompetenz auch noch kultiviert, eine echte Herausforderung ist.
Dem Team kann es nun nicht mehr allein um den Leichenfund gehen. Die Vorgänge in der Feriensiedlung werden geradezu verstörend. Eine Frau und ein Kind verschwinden. Doch wer steckt dahinter?
*
Es ist ein wirklich spannender Thriller. Zu den oft brutalen Verbrechen schaffen die Personen der Ermittler und die Vorgänge im Team einen interessanten Gegenpol. So kann man beim Lesen des Buches zwischendurch immerhin wieder aufatmen.
Ellen Norten - 28. Juni 2019 ID 11532
Link zum Thriller
Kalter Strand
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