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Krimi

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Wussnitz, ein kleiner dünn besiedelter, fiktiver Ort in Mecklenburg. 1993 sagen sich hier Fuchs und Hase gute Nacht, da kommt es zu einem spektakulären Leichenfund. Ein junges Mädchen liegt auf einem Grab aus Ebereschenblüten, aufgebahrt und schwer misshandelt. Das Kind wurde brutal vergewaltigt, auf seinem Körper sind germanische Runen in die Haut geschnitten, die auf einen rechtsradikalen Täter hinweisen könnten.

Die junge einheimische Kommissarin Ulrike Bandow ermittelt gemeinsam mit ihrem westdeutschen Kollegen Ingo Larssen, der frisch aus Kiel kommend hier seinem ersten Fall nachgeht.


"Das Polizeirevier ist ein abweisender Kasten aus Beton. Nichts Schönes, damit hier keiner auf dumme Gedanken kommt. Allerdings ist es mit den dummen Gedanken ja so eine Sache. Erstens, immer eine Frage der Perspektive, und zweitens, nur eingeschränkt steuerbar. Aber seit der Wende hat das Gebäude ohnehin seine einschüchternde Wirkung verloren, und es ist ein bisschen so, als würde man der Zersetzung eines alten Mannes zugucken, vor dessen Autorität man immer gekuscht hat, der nun aber sabbert und sich einnässt. Kalt, kaputt und undicht. Die fünf nagelneuen grünweißen Ford Scorpios auf dem Parkplatz unterstreichen die Tristesse nur noch mehr." (S. 20)


Die Beschreibung des Gebäudes bringt die gesamte Atmosphäre von Gegend und Zeit zum Ausdruck. Trotz der Tristesse macht es Spaß dem ungleichen Ermittlerpaar bei der Arbeit zuzuschauen. Der zunächst frostige Umgang der beiden untereinander weicht einer rauen Herzlichkeit und führt zu einem effektiven Vorgehen bei der Aufklärung in dem bizarren wie grausamen Mord.

Wir tauchen tief ein in die Zeit nach der Wende, und es gibt zudem Rückblicke ins Jahr 1975 - in die DDR, in der es Westkontakte u.a. über die KoKo (die Kommerzielle Koordinierung im Ministerium für Außen- und Innerdeutschen Handel) gab. Hier könnten erste Hinweise liegen, die auf den aktuellen Mord deuten und die gleichzeitig die Kommissarin an ihre beste Freundin Christa denken lassen. Christa, die damals aus politischen Gründen von ihren Eltern weggenommen wurde und ins Heim kam, Christa, die dort vermutlich Schreckliches erlebte und der man nicht glaubte – nicht glauben wollte, allen voran Ulrike, die eine schwerwiegende Aussage gegen ihre Freundin tätigte: Christa übertreibt manchmal, und es mag sein, dass sie dabei lügt.

Der tiefe Riss, der von da an die Freundschaft der beiden spaltet, reicht hinüber bis 1993, in die Ermittlungen in der rechten Szene, in ein Naziumfeld, dem sich Christa nun angeschlossen hat.

*

Der Roman ist packend und spannend. Neue unerwartete Wendungen, die überzeugend sind und den Leser immer neue Wege leiten, bis in ein ehemaliges militärisches Sperrgebiet, das immer noch vermint ist und voller Munition strotzt. Sollte hier der Mörder oder die Mörderin ihre Unterkunft haben, finden und fanden hier Misshandlungen und Mord statt? Schon wird ein weiteres Mädchen vermisst; aus einem Kinderheim in Polen...

Die Autorin Ada Fink schreibt unter einem Synonym. Sie ist auch unter ihrem Klarnamen und über andere gewählte Synonyme literarisch tätig, berichtet der Verlag auf dem Klappentext. Diverse Schriftsteller betrieben dies, um unterschiedliche Genre in ihrer Literatur, die sie bedienen, voneinander abzugrenzen. Ich persönlich bedauere ein solches Verhalten, denn ob Krimi, SF oder Liebesroman, ein Autor, der mich einmal überzeugt hat, könnte dies auch in einem anderen Literaturbereich bei mir erreichen – nur werde ich ihn oder sie dort nicht finden. Beim Blütengrab hätte mich interessiert, ob Ada Fink aus der DDR oder der Bundesrepublik stammt, immerhin deckt sie in beiden deutschen Staaten kriminelle Machenschaften auf, die einem, so sie denn wahre Wurzeln haben, die Haare zu Berge stehen lassen.


Ellen Norten - 22. Juli 2021
ID 13041
Rowohlt-Link zum Blütengrab von Ada Fink


Post an Dr. Ellen Norten

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